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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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murmelte einer der Männer. »Wenn’s auf seiner Computerfestplatte genauso aussieht, werden wir uns schnell zurechtfinden.«
    »Freut euch nicht zu früh«, meinte Linkohr. »Solche Leute neigen auch dazu, ihre Spuren ebenso pedantisch zu beseitigen.«
    »Aber doch nur, wenn sie damit rechnen, Besuch von uns zu kriegen«, grinste ein älterer Beamter. »Der hier hat gestern Nachmittag garantiert nicht im Traum daran gedacht, dass wir heute in seinen Sachen rumkruschteln.«
    Linkohr besah sich eine Reihe von Ordnern, die der Aufschrift zufolge Rechnungen, Buchhaltungsbelege, Lieferscheine und Bankauszüge enthielten. Auf einem anderen Regal war ein buntes Allerlei drapiert: drei putzige Engelsfiguren, einige kleine farbenfrohe Geschenkschächtelchen und ein ziemlich grimmig dreinschauender, aufrecht stehender zweibeiniger Löwe. An ihm blieb Linkohrs Blick haften, zumal ihn diese Darstellung an die Schlümpfe seiner Kindheitstage erinnerte. Er zog sich Plastikhandschuhe über und griff nach der braun-beigen Figur, die aus festem Gummi bestand. Was mochte einen Viehhändler dazu bewogen haben, diesen nicht gerade formschönen Löwen ins Regal zu stellen? Linkohr setzte ihn wieder behutsam an seinen Platz zurück und mutmaßte, dass Hartmann möglicherweise im Sternzeichen des Löwen geboren war.
    Nichts Aufregendes also, dachte er und wandte sich dem Wohnzimmer zu, durch dessen breite Fensterfront der Blick weit über die Albhochfläche hinwegging. Bei klarer Sicht würde man vermutlich die Alpenkette sehen können. Die Ledergarnitur war schneeweiß, an einer Stirnseite dominierte ein blitzblank geputzter offener Kamin. Linkohr entdeckte dort weder Überreste verbrannten Holzes noch Asche. Nur die gestrige Ausgabe der ›Geislinger Zeitung‹, die, leicht zerknittert, auf einem Sideboard lag, ließ darauf schließen, dass gestern jemand hier gewesen sein musste.
    Linkohr fiel ein, dass der Bewohner möglicherweise in der Küche mehr Spuren hinterlassen hatte. Er ging die paar Schritte hinüber und staunte über die großzügige Raumeinteilung. Die Küche öffnete sich zu einem Esszimmer hin, dessen eine Ecke als Erker ausgebaut war. Der Kriminalist ließ diese architektonisch gelungene Einteilung auf sich wirken, machte sich dann mit dem Öffnungsmechanismus der Geschirrspülmaschine vertraut und zog die Klappe nach unten auf. Sein Gespür hatte ihn nicht getrogen: Dort waren Tassen, Teller und Besteck einsortiert.
    Er ließ die Klappe wieder einrasten und besah sich die filigranen Regale und Ablagen, auf denen Gewürze und Gläser fein geordnet standen. Dann traf sein prüfender Blick im Esszimmer auf einige zusammengefaltete Papiere und Kuverts, die auf dem Unterschrank einer Glasvitrine lagen. Manchmal, das wusste Linkohr aus Erfahrung, fanden sich auf Zetteln, die scheinbar achtlos irgendwo hingelegt worden waren, wichtige Notizen aus jüngster Zeit. Wenn Hartmann tatsächlich ein Ordnungsfanatiker war, mussten solche Zettel darauf hindeuten, dass er sie als Gedächtnisstütze dort abgelegt hatte.
    Linkohr nahm den dünnen Stapel vorsichtig in die Hand und faltete einen Zettel nach dem anderen auseinander. Beim ersten handelte es sich um das Angebot eines Jagdwaffenhändlers aus Ulm, beim zweiten um eine juristische Abhandlung über das EU-Handelsrecht mit landwirtschaftlichen Nutztieren und beim dritten um die Auflistung einiger Rechtsanwaltskanzleien aus München, Ulm und Stuttgart. Zuletzt tauchte noch ein grünes Kuvert auf. Die Handschrift, mit der die Adresse geschrieben worden war, deutete auf einen weiblichen Verfasser hin. Linkohr stellte fest, dass es keinen Absender gab, öffnete den eingeschobenen Falz und zog vorsichtig eine ebenfalls grüne Karte heraus, auf deren Vorderseite ein roter Glückskäfer mit sieben schwarzen Punkten abgebildet war. Aufschrift: ›Ein Glücksbringer für Dich.‹ Linkohr schlug die zusammengeklappte Karte auf und sah einen mehrzeiligen Text, der aus derselben Feder stammte wie die Anschrift auf dem Kuvert. ›Mein lieber Schatz‹, las er, ›es war ein wunderbarer Abend mit Dir. Ich bitte Dich aus vollem Herzen, Dein Versprechen, das Du mir gegeben hast, niemals zu vergessen. Ich werde alles für Dich tun, was Du willst. Bitte, bitte, lass es nicht enden wie bei Harald. Ich liebe Dich. Ich bin bei Dir.‹
    Linkohr überflog die Zeilen noch einmal, vergewisserte sich, dass es tatsächlich keinen Absender gab, und steckte die Karte wieder in das Kuvert zurück.

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