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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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besonders nahe. Wie oft schon waren Kinder die Leidtragenden gewesen – Kinder, die noch ihr ganzes Leben vor sich gehabt hätten, voller Hoffnung und Freude. Wie viele solcher Tragödien hatte er schon bearbeiten müssen. Familiendramen, denen die Unschuldigsten und Wehrlosesten von allen zum Opfer gefallen waren. Kinder, die ihren Eltern oder Erziehern vertraut hatten. Die noch nicht an das Böse geglaubt hatten. Die sich geborgen gefühlt hatten.
    Manuel war es nicht anders ergangen. Er hatte seiner Mutter vertraut, dann der Schule, den Lehrern. Und dem Pfarrer.
    »Sie kommen zu mir, um mich zu fragen, wie ich zu Manuels Tod stehe«, hörte er plötzlich Kuglers Stimme, die so schwach geworden war, dass sie gar nicht mehr zum hünenhaften Erscheinungsbild des Mannes passte.
    Häberle blieb in sich versunken. Es war totenstill in dem Raum. »Nein, das wollte ich nicht, Herr Kugler. Denn ich weiß, wie Ihnen zumute ist.«
    Wieder diese Stille. »Ich habe für Manuel gebetet«, sagte der Theologe. »Für seine junge unschuldige Seele, die nur kurz auf dieser Welt zu Besuch war und sie nach all dem, was ihr in den sechs Jahren widerfahren ist, wieder verlassen hat.«
    Häberle nickte stumm.
    »Und jemand ist schuld daran, dass ein so junges Leben ausgelöscht wurde«, fuhr Kugler fort. »Irgendjemand hat es zerstört.«
    Der Kriminalist räusperte sich. »Sie sagen das so, als seien Sie davon überzeugt, dass es diesen Jemand gibt«, sagte er leise.
    »Für Manuel hat es keinen Platz auf dieser Welt gegeben. Manuel ist allen im Wege gewesen. Seinem Vater, seiner Mutter. Und letztlich auch mir, so werden auch Sie denken. Sie und all jene, die über mich richten werden.« Kuglers Gesicht zuckte nervös.
    Häberle spürte die unheilvolle Atmosphäre. »Ich sage dazu gar nichts«, erwiderte er. »Ich möchte Sie nur ganz herzlich bitten, mich über alles zu informieren, was Sie über die Verhältnisse der Eheleute Kowick wissen – soweit dies Ihre Schweigepflicht nicht verletzt. Wir sollten über alles reden, was in den vergangenen zwölf Monaten in Rimmelbach geschehen ist.«
    »Das kennen Sie doch schon alles«, seufzte Kugler in sich hinein, »all die Intrigen um meine Pfarrstelle haben mit dem Manuel nichts zu tun. Das ist alles letztes Jahr gelaufen. Und ich möchte auch nicht, dass das noch einmal hochgekocht wird.«
    Häberle überlegte, welche Strategie er für sein Gespräch anwenden sollte. »Mich interessieren die Kowicks. Die haben sich getrennt, gleich nachdem Manuel auf die Welt gekommen ist«, begann er.
    »Ja, aber das ist nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches. Schauen Sie sich doch unsere heutige Welt an, Herr Häberle, da gibt es zerrüttete Familien en masse. Aber falls Sie glauben, Frau Kowick hätte das Haus angezündet, um Manuel loszuwerden, dann liegen Sie falsch. Dazu wäre diese Frau niemals in der Lage – obwohl der Bub für sie ein Klotz am Bein war.«
    »Und Herr Kowick?«
    »Der Arnold?« Kuglers Augen funkelten. »Natürlich musste er als leiblicher Vater für den Buben Unterhalt bezahlen. Das ist nicht einfach für jemanden, der Haus und Hof verloren hat. Aber das eigene Kind töten? Ich weiß nicht …«
    Häberle ließ wieder einige Sekunden der Stille verstreichen. »Sie glauben also an einen tragischen Unglücksfall. Oder wer könnte sonst noch Interesse daran haben, den Kleinen zu beseitigen?«
    »Ich«, sagte Kugler. »Ich natürlich.« Es war kein Scherz. Kugler sah den Kommissar hilflos an.
    »Sie?« Häberle wusste mit dieser unerwarteten Antwort nichts anzufangen.
    »Natürlich ich. Jetzt behaupten Sie bloß nicht, dies bisher nicht in Erwägung gezogen zu haben. Wenn der Hauptbelastungszeuge tot ist, wird es für den Staatsanwalt schwierig.«
    Häberle hatte keine Ahnung, wie weit das Ermittlungsverfahren gegen Kugler gediehen war. Soweit er wusste, stand das Ergebnis der umfangreichen psychiatrischen Untersuchung Manuels noch aus. Sie hatte aber bereits stattgefunden. Doch jetzt wollte er dieses Thema nicht aufgreifen. Noch bevor er etwas erwidern konnte, ging Kugler selbst in die Offensive: »Sie werden wissen wollen, wo ich vergangene Nacht war.« Er lehnte sich zurück, sodass die Lehne des Bürostuhles weit nach hinten sank: »Ich habe kein Alibi, falls Sie eines von mir verlangen. Ich bin nämlich drei Stunden lang über die Alb gefahren. Einfach so. Bis in die Gegend von Reutlingen und wieder zurück. Ziel- und planlos.«
    Häberle staunte über Kuglers

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