Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
Vom Netzwerk:
fest zusammen. Er hatte am Abend noch einen Pizzaservice kommen lassen, kistenweise Mineralwasser und Cola geordert und eigenhändig die Kaffeemaschine bedient.
    An einem Funkgerät verfolgten sie die mühsame Arbeit der Bereitschaftspolizisten, die seit Stunden im Großraum Rimmelbach und dem knapp zwanzig Kilometer Luftlinie entfernten Halzhausen die Wälder durchstreiften, über Äcker und Wiesen stapften und jede Senke durchstöberten. Unterstützt wurden sie inzwischen von einer Hundestaffel.
    Starke Handscheinwerfer erhellten das Gelände. Immer wieder tauchte auch der tief fliegende Hubschrauber auf, dessen Suchscheinwerfer gelegentlich aufflammten, wenn die Cockpitbesatzung über ihre Wärmebildkamera ein mutmaßlich lebendes Objekt entdeckt hatte. Meist jedoch handelte es sich um irgendwelche Metall- oder Mauerteile, die von der mittäglichen Herbstsonne noch erwärmt waren und sich somit gegenüber der kühleren Umgebung auf der Kamera abzeichneten. Gelegentlich tauchten auch flüchtende Tiere auf, die sich vor dem Rotorenlärm in Sicherheit bringen wollten.
    »Was wir hier machen, ist wirklich nur Aktionismus«, resümierte Häberle, der sich ein Stück kalt gewordene Pizza in den Mund schob. »Solange wir sein Auto nicht haben, haben wir keinerlei Anhaltspunkte.«
    »Aber was willst du sonst tun, August?«, näherte sich ein Kollege, dem die Müdigkeit im Gesicht stand. »Du weißt doch: Wenn wir nichts tun, sind wir hinterher die Bösen.«
    Häberle nickte. »Was für ein Segen wäre es, wenn die Leute ihr Handy nicht dauernd ausschalten würden. Dann könnten wir den Kugler orten und ihm die nötige Hilfe zukommen lassen. Denn dass der Mensch hochgradig suizidgefährdet ist, daran besteht für mich keinerlei Zweifel. Aber wer vermag schon zu sagen, wie und wo er sich umbringen will?«
    »Hat eigentlich jemand den Rechtsanwalt befragt, bei dem Kugler heute früh noch war?«
    »Ja, natürlich. Schaufler. Er sagt, es sei ein langes Gespräch gewesen – und er habe Kugler schonend beigebracht, was die festgestellte Glaubwürdigkeit des Kindes für den weiteren Verlauf des Verfahrens bedeutet. Kugler sei ziemlich niedergeschlagen gewesen und habe zunächst resignieren wollen.«
    »Depressiv?«, wollte der Kollege wissen.
    »Ja, das schließt Schaufler nicht aus. Er habe ihm deshalb mehrfach gut zugeredet und erklärt, dass jetzt, wo das Kind nicht mehr als Zeuge aussagen könne, die Chance bestehe, dass das Verfahren eingestellt werde. An eines kann sich Schaufler noch genau erinnern: Bevor er eine Stellungnahme habe diktieren können, sei Kugler einem Zusammenbruch nahe gewesen. Er sei schuldig, habe er tieftraurig gesagt, und doch schon ›so gut wie verurteilt‹.«
    »Das lässt nichts Gutes vermuten«, meinte der Beamte, der ein Glas Mineralwasser in einem Zug leerte, während im Funkgerät unablässig Positionsmeldungen und Hinweise auf bereits durchsuchte Geländeabschnitte durchgegeben wurden. ›Bussard‹, so der Name des Helikopters, meldete gerade den Überflug des ehemaligen Steinbruchgebiets von Lonsee.
    Der schrille elektronische Ton von Häberles Telefon mischte sich in den Funkverkehr. Häberle sah instinktiv auf die Uhr: 3.14 Uhr. Es war die Wache, die ihm den Anruf von Frau Kugler durchstellte. Eine gute Nachricht? Hatte sich ihr Mann gemeldet?
    Doch die Stimme der Frau verriet, dass es keine Entwarnung gab. »Entschuldigen Sie, Herr Häberle«, es klang trostlos und heiser, »aber sagen Sie mir bitte, ob es schon etwas gibt?«
    »Tut mir leid«, erwiderte der Chefermittler, »wir sind mit allen verfügbaren Kräften draußen. Sobald wir …«
    »Danke«, unterbrach sie ihn leise weinend. »Ich habe etwas gefunden, das Ihnen vielleicht weiterhelfen könnte.«
    Häberle lauschte, doch es war nur noch ein Schluchzen zu vernehmen.

    Mompach kämpfte sowohl gegen die drückende Tropenhitze als auch gegen seine immer stärker auflodernde innere Unruhe an. Nachdem er am Glockenturm, wo sich zwei Straßen im spitzen Winkel trafen, aus dem Taxi gestiegen war, brauchte er sich nur kurz zu orientieren und wusste, in welche Richtung er gehen musste. Die Bangkok Bank befand sich in der Petchkasem Road, nur ein paar Schritte entfernt.
    Auf der Straße herrschten die üblichen chaotischen Verkehrsverhältnisse mit Hupen, Geschrei und hektischen Zweiradfahrern. Vor manchen Läden und Verkaufsständen bildeten sich Menschentrauben, die Gehwege waren für Mompachs Begriffe ungewöhnlich stark

Weitere Kostenlose Bücher