Machtkampf
werden wollten, ließ ihn stutzig werden. Immerhin waren Hartmann und Mompach bisher stets gemeinsam aufgetreten. »Dann bestellen Sie Ihrem Herrn Kollegen einen Gruß von mir«, sagte er, während es an der Tür klopfte und ein weiterer Mann mit einem schwarzen Sicherheitskoffer erschien. Er begrüßte Mompach mit Handschlag, legte den Koffer auf den Tisch und ließ die beiden Schlösser aufschnappen. Vor Mompach tat sich das wohlsortierte Grün von 50-Dollar-Noten auf, die zu jeweils 50 Scheinen in Banderolen steckten.
»10 000 Scheine«, sagte der Banker, während sein Kollege den Raum wieder verließ. »Sollen wir zählen?«
Mompach wusste nicht, wie er reagieren sollte. »Ist das nicht ein bisschen aufwendig?«
»Wie Sie wünschen«, erwiderte der andere gelassen. »In jeder Banderole sind 50 Scheine. Wenn Sie uns und unserer maschinellen Sortierung vertrauen, dann zählen wir nur die einzelnen Pakete?«
»Ja, das genügt«, sagte Mompach mit belegter Stimme. Eine halbe Million Dollar, das war verdammt viel Geld. Etwa 400.000 Euro, hatte er sich in den vergangenen Tagen gedanklich immer wieder vor Augen geführt.
Der Bankangestellte zählte die Geldscheinbündel beim Umschichten in Mompachs Koffer. Gemeinsam stellten sie fest, dass die Anzahl stimmte.
»Und hier«, er reichte Mompach ein bedrucktes Papier, »das leg ich Ihnen dazu. Es handelt sich um die Nummern, wie von Ihnen gewünscht. Wir haben versucht, sie größtenteils fortlaufend zu nehmen, dann lassen sie sich besser registrieren.« Er fügte mit leicht fragendem Unterton an: »Falls dies für Sie von Bedeutung ist.«
Mompach erwiderte nichts, sondern klappte den Deckel zu und schob die Rädchen des Kombinationsschlosses wahllos weiter.
Er war froh, die Prozedur überstanden zu haben, erhob sich und bedankte sich für »die unbürokratische Bearbeitung«.
Auf dem Weg durch den langen Flur flüsterte ihm der Banker zu: »Und passen Sie auf den Koffer auf. Draußen ist die Welt eine andere als hier drin.«
Mompach sah den Mann von der Seite an. War das eine versteckte Botschaft?
Nein, rief er sich selbst zur Ordnung, diesem Mann konnte er vertrauen. Absolut.
Als er wieder auf der Straße stand, ihm die tropische Schwüle entgegenschlug, dazu die abgasgeschwängerte Luft, die wuselige und geschäftige Hektik dieser Stadt, umklammerte er krampfhaft den Griff seines dunkelbraunen Aktenkoffers. Er durfte sich jetzt auf keinen Fall von irgendetwas ablenken lassen. Jedes Anrempeln war verdächtig, jeder Blick. Vorsichtig sah er sich um, beobachtete die Menschen, die auf ihn zukamen und an ihm vorbeigingen, beäugte die Autos, von denen einige verdächtig langsam dicht am Gehweg entlangfuhren.
Endlich entdeckte er ein Taxi, winkte es herbei und ließ sich sofort auf den Beifahrersitz fallen, den Koffer fest umklammernd. Er wollte so schnell wie möglich zurück ins Hotel. Aber konnte er dem Taxifahrer denn trauen?
Häberle hatte am Telefon geduldig gewartet, bis Frau Kugler wieder in der Lage war, klare Worte zu finden.
»Und was ist es nun, was Sie gefunden haben?«, fragte er, nachdem sie sich beruhigt hatte. Er nahm einen Schluck heißen Kaffee.
»Einen Knopf. Einen metallenen Knopf – genau so einen, wie er vor einigen Wochen in der Zeitung abgebildet war.« Wieder musste sie ihrer tränenerstickten Stimme eine Pause gönnen. »Dieser Knopf vom Hochsitz«, fügte sie an.
Häberle wusste sofort Bescheid, ließ sich aber auch in diesem Fall seine Verwunderung nicht anmerken. »Wo haben Sie ihn gefunden?«
»Bei den schriftlichen Sachen meines Mannes. In einem Kuvert, das er unter die Post gelegt hat, die seit Wochen unerledigt rumliegt.« Sie atmete schwer. »Hat das etwas zu bedeuten, Herr Kommissar?«
Häberle fand keine Erklärung. »War ein Schreiben dabei? Gibt es irgendwelche Notizen dazu?«
»Nein, gar nichts. Nur dieses Briefkuvert mit dem Knopf. Wie ich ihn gesehen habe, habe ich mich sofort an das Bild in der Zeitung erinnert.«
Häberle hörte im Telefon das Knattern eines Hubschraubers. Offenbar hielt sich der Helikopter gerade in der Nähe von Kuglers Wohnung in Halzhausen auf.
»Ist der Knopf mit der Post geschickt worden?«, wollte Häberle wissen.
»Es sieht nicht danach aus.« Frau Kugler brauchte erneut ein paar Sekunden, um sich zu beruhigen. »Aber warum versteckt er ihn? Warum spricht er nicht mit mir darüber?«
Häberle umging eine Antwort, indem er es wagte, eine riskante Frage zu stellen: »Aber es ist
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