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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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bevölkert. Weil er viel schneller ging als die übrigen Passanten, hatte er Mühe, sich in seinem Tempo durch die Menschenmassen zu drängen, ohne anderen Personen allzu nahe zu kommen.
    Bereits bei seinen früheren Besuchen hatte Mompach bemerkt, dass das Bankgebäude nicht den üblichen Prunk aufwies, mit dem an den großen Finanzplätzen oftmals geprotzt wurde. Er betrat den angenehm klimatisierten Innenraum durch eine schwere Drehtür und war von einer Sekunde auf die andere von einer gediegenen Atmosphäre umgeben. Von draußen drang kein Geräusch herein, der dicke Teppichboden dämpfte die Schritte, von der hohen Decke hing ein funkelnder Kronleuchter mit unzähligen Lichtern. Zwei Sicherheitsmänner in schwarzen Uniformen verfolgten Mompach mit kritischen Blicken, als er zielstrebig den mit dickem Sicherheitsglas umgebenen Empfangsbereich ansteuerte. Durch eine schmale Lücke in den Scheiben sprach er in schlechtem Englisch eine freundliche Dame an, stellte sich vor und verlangte nach seinem Ansprechpartner, den die Frau mit einem Lächeln anrief.
    Mompach durfte in einem Polstersessel Platz nehmen, der in einem mit Sichtblenden abgeschirmten Wartebereich stand. Er atmete tief durch und versuchte, sich auf die Übergabe der halben Million Dollar zu konzentrieren. Wenn er die Summe in Stückelungen zu 50 Dollar bekam, dann mussten es 10 000 Scheine sein, hatte er während des Frühstücks ausgerechnet.
    Zwei Minuten später tauchte aus dem dunklen Hintergrund ein korrekt gekleideter Mann mittleren Alters auf. Anzug, Krawatte, kurze schwarze Haare, schlank und nicht allzu groß. Genau so hatte ihn Mompach noch vom letzten Jahr her in Erinnerung. Der Prototyp eines Bankers, dachte er und entsann sich daran, dass ihm dieser vor einiger Zeit einmal erzählt hatte, für ein halbes Jahr bei der Deutschen Bank in Frankfurt tätig gewesen zu sein.
    Auch der Banker schien sich noch an den Kunden aus Deutschland zu erinnern, begrüßte ihn herzlich in bestem Deutsch, führte ihn über einen langen Gang in ein luxuriöses Besprechungszimmer, in dessen Mitte ein runder Tisch mit gepolsterten Armlehnstühlen stand. Eine Kanne heißer Kaffee und Tassen waren angerichtet. Ölgemälde zierten die Wände, auch hier verbreitete ein Kronleuchter funkelndes Licht.
    »Darf ich?«, fragte der asiatische Banker und deutete auf die Kaffeekanne. Nachdem Mompach zugestimmt hatte, goss er ihm und sich selbst das aromatisch riechende Getränk ein.
    Dann ließ sich der Banker routinemäßig die Identität des Kunden bestätigen, studierte aufmerksam den vorgelegten Pass und fragte, wie bereits am Telefon, die übrigen Daten ab. »500 000 Dollar in bar«, stellte er dann fest, um sich zu vergewissern, dass die Summe stimmte.
    »Korrekt«, erwiderte Mompach, der auf seiner Stirn Schweißperlen spürte und gegen die Unsicherheit ankämpfte, die ihn in dieser ungewohnten Umgebung beschlich.
    »Wir haben alles vorbereitet«, sagte der Bankangestellte und griff zu einer ledergebundenen Mappe, in der sich verschiedene Schriftstücke in deutscher Sprache befanden.
    »500 000 US-Dollar in bar«, wiederholte er emotionslos und schob Mompach die Mappe herüber. »Nur noch drei Unterschriften und wir sind fertig«, sagte der Mann, als ob Summen dieser Größenordnung tagtäglich über seinen Tisch gingen.
    Mompach las flüchtig die paar Sätze und unterschrieb mit zittriger Schrift. Zwei Blätter behielt die Bank, eines bekam er.
    »Sie haben ein Behältnis?«, fragte der Banker mit Blick auf den Aktenkoffer. Noch während Mompach nickte, griff der Mann zum Telefon und sagte etwas Unverständliches.
    »Mein Kollege ist gleich hier«, erklärte er, nachdem er wieder aufgelegt hatte. »Wie lange sind Sie diesmal in Hua Hin?«, begann er ein kurzes persönliches Gespräch, um die Zeit zu überbrücken.
    »Nur zwei Wochen«, erwiderte Mompach. »Ein paar Geschäfte erledigen«, fügte er mit einem gezwungenen Lächeln hinzu. »Vielleicht komme ich noch einmal auf Sie zurück«, log er.
    »Stets zu Ihren Diensten, das wissen Sie«, gab sich der Mann untertänig. »Wie geht es Ihrem Herrn Kollegen, dem Herrn …«, er musste kurz nachdenken, »Hartmann, so heißt er doch?«
    Mompach zögerte. »Oh, danke, gut, ja. Er hatte diesmal andere Verpflichtungen.«
    Der Angestellte ließ sich nicht anmerken, dass er die Unsicherheit seines Kunden bemerkt hatte. Doch der jahrelange Umgang mit Menschen, die lieber nicht über die Herkunft ihres Geldes befragt

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