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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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wäre er vielleicht … Sie wollte das Wort nicht einmal denken, nicht dieses hässliche Wort, das so endgültig war, das keine Hoffnung mehr zuließ, das ganz und gar alternativlos war. Aber wo würde Dieter diese finstere, eiskalte Novembernacht überstehen? Hatte er überhaupt noch genügend Kraft dazu? Franziska ließ ihren Tränen freien Lauf.

    Mompach hatte nur wenig gefrühstückt und dabei wieder sein Umfeld beobachtet. Doch hier, in der Beschaulichkeit dieses tropischen Hotelparks, schien nichts darauf hinzudeuten, dass irgendwo jemand lauerte, der es auf ihn abgesehen hatte. Und doch musste es jemanden geben, der genau über ihn Bescheid wusste.
    Vom Telefon in seinem Zimmer aus kündigte er seinem Sachbearbeiter in der Bangkok Bank sein Kommen für die nächste Stunde an. Jetzt läuft der Countdown, dachte er. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Er zog ein weißes Hemd und eine dunkle Hose an und verließ das Zimmer mit dem leeren Aktenkoffer. Nachdem die Tür sorgfältig zugezogen war, warf er prüfende Blicke in alle Richtungen und schlug den ihm bereits vertrauten Weg zur Rezeption ein. Unterwegs vergewisserte er sich mehrfach, dass ihn niemand verfolgte. Er grüßte zwei Zimmermädchen und kämpfte derweil mit Darmkrämpfen, sodass er sich entschloss, noch die Toilette aufzusuchen.
    Fünf Minuten später verließ er mit rebellierendem Darm die Hotelanlage durch den offenen Bereich der Rezeption. Auf der asphaltierten Zufahrt schlug ihm die gnadenlose Hitze noch heftiger entgegen. Glücklicherweise erspähte er sofort ein Taxi, das er herbeiwinkte und sich auf dem Beifahrersitz niederließ. Den leeren Aktenkoffer hielt er vor seiner Brust fest umschlungen. »To the clocktower«, sagte er, worauf der dunkelhäutige Fahrer einen Gang einlegte und die Hotelzufahrt verließ. Als er an der Einmündung rechts in die Nong Khao Takiap Road abbog, nahm Mompach zufrieden zur Kenntnis, dass der Mann offenbar die kürzeste Strecke einschlug – zum ›clocktower‹, den die meisten Touristen üblicherweise als Ziel angaben. Der Glockenturm markierte nämlich das Zentrum der Stadt. Obwohl der Taxifahrer, den Mompach kritisch von der Seite beäugte, nur ein paar Brocken Englisch konnte, wusste er Bescheid. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, lächelte er.
    Während der knapp zehnminütigen Fahrt im Linksverkehr wandte sich Mompach mehrfach um. Doch in dem chaotischen Gewühl war es nahezu unmöglich, etwaige Verfolger ausfindig zu machen. Und falls eine mafiöse Bande dahintersteckte, dazu noch aus Russland, dann hatten sie ihr Vorgehen ohnehin so raffiniert eingefädelt, dass kaum eine Chance bestand, sie zu entlarven. Mompach spürte plötzlich, wie hilflos er ohne das sichere Auftreten Hartmanns war, der jegliche noch so dubiose Situation elegant und souverän gemeistert hatte. Aber jetzt gab es niemanden mehr, der ihm in den gefahrvollen globalen Netzwerken zur Seite stand.
    In diesem Moment wünschte sich Mompach wieder einmal in die Beschaulichkeiten des kleinen Albdörfchens Rimmelbach zurück.
    Als das Taxi in der zweiten Reihe geparkter Autos anhielt und der Fahrer auf den Taxameter zeigte, wurde sich Mompach bewusst, dass er nun ganz allein in dieser pulsierenden Stadt sein würde, die ihm zwar in den vergangenen Jahren vertraut geworden war – aber nie zuvor hatte er das Gefühl gehabt, von jemandem belauert zu werden.
    Vielleicht wurde er aus dem Hinterhalt erschossen, zuckte es durch seinen Kopf.
    Wenn er erst den Geldkoffer abgeholt hatte, stieg diese Gefahr ins Unermessliche. Es war ein Spiel mit dem Feuer, auf das er sich einließ. Würde es überhaupt jemanden interessieren, wenn ein Tourist hier spurlos verschwand? Dazu noch jemand, der Schwarzgeld gebunkert hatte, das über einige verschlungene Wege in Thailand ›gewaschen‹ werden sollte? Falls man seine Leiche überhaupt fand, würden die Behörden sehr schnell feststellen, dass er nicht gerade der seriöse Geschäftsmann aus Deutschland war, für den man ihn in der deutschen Appartement-Wohnanlage hielt.
    Er gab dem Taxifahrer reichlich Trinkgeld und fühlte sich beim Aussteigen mutterseelenallein in einer fremden Welt.

    Als Häberle von seinem Gespräch mit Bürgermeister Benninger zurückkehrte, war die Suchaktion nach Kugler bereits in vollem Gange. Obwohl sie schon mehr als zehn Stunden im Dienst waren, hatte kein einziges Mitglied der Sonderkommission heimgehen wollen. In solchen Nächten, das wusste Häberle, stand die Mannschaft

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