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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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auszuschließen, dass der Knopf ihm selbst gehört? Also von seiner eigenen Kleidung ist?«
    Frau Kugler hatte jetzt Mühe, ihr Weinen zu unterdrücken. Sie flüsterte entsetzt: »Was sagen Sie denn da, Herr Häberle? Sie glauben doch nicht etwa, dass …« Die weiteren Worte gingen in Schluchzen unter.

    Der Taxifahrer war halsbrecherisch durch das Verkehrschaos gerast. Einmal hatten sich zwei kamerabehängte Touristen nur mit einem beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit bringen können. Mompach umklammerte seinen Geldkoffer, während ihn der Chauffeur immer mal wieder von der Seite betrachtete und lächelte.
    Mompach mimte den gelassenen Geschäftsmann, zitterte jedoch innerlich und malte sich in Gedanken aus, was geschehen würde, falls der Taxifahrer auch Teil dieser verdammten Bande war, die ihn offenbar seit seiner Ankunft in Thailand observierte und über alle seine Schritte informiert war.
    Ach Unsinn, du siehst Gespenster, mahnte er sich selbst zur Ruhe, hier gibt es keine mafiosen Banden und auch keine Verschwörungstheorien. Es waren sicher nur die blank liegenden Nerven, die ihm die abenteuerlichsten Gedanken vorgaukelten oder aus jedem harmlosen Passanten einen brutalen Gangster machten.
    Gerade als er erschrocken mutmaßte, der Taxifahrer sei in die falsche Richtung gefahren, um ihn zu kidnappen und weit außerhalb der Stadt auszunehmen, wurde das Straßenbild wieder vertrauter. Vorne tauchte die Eckkneipe auf, der Fahrer setzte den Blinker und bog in die Zufahrtsstraße zum Hotel ein. Dort winkte er den Uniformierten an der Absperrung freundlich zu und gab noch einmal kräftig Gas, um den alten Mercedes vor die breiten Stufen rollen zu lassen, die zur höher gelegenen Rezeption führten. Der Fahrer deutete auf den Taxameter, Mompach rundete auf ein ordentliches Trinkgeld auf und stieg aus dem Fahrzeug. Noch bevor er die Beifahrertür schließen konnte, beugte sich der Fahrer zu ihm herüber und lächelte: »Attention to your case.«
    Mompach verharrte in der Bewegung, umklammerte den Griff seines Koffers noch fester und sah dem Fahrer erschrocken in die Augen. Hatte der Mann ihm tatsächlich empfohlen, auf den Koffer zu achten? Hatte der Fahrer an seiner Gestik bemerkt, wie wichtig ihm der Koffer war? Vielleicht hatte der Mann ein geschultes Auge dafür, immerhin war Mompach ja direkt vor der Bangkok Bank in das Taxi gestiegen. Daraus konnten durchaus gewisse Schlüsse gezogen werden. Vielleicht waren hier mehr Menschen mit solchen Koffern unterwegs.
    Mompach sagte nichts, warf die Tür zu und eilte zur Rezeption hinauf.

    Häberle hatte einen Teil seiner Mannschaft zum Schlafen geschickt. Er selbst telefonierte mit Susanne und hörte gelassen ihrer inständigen Bitte zu, sich nicht zu übernehmen und auch ein paar Stunden zu schlafen. »Heute muss ich durchhalten«, erwiderte er und sie wusste, dass es jetzt keinen Sinn machte, an seine Vernunft zu appellieren, seine Gesundheit zu schonen. Er war eben Kriminalist mit Leib und Seele und keiner von der Sorte, wie sie oftmals in Kriminalromanen oder Filmen dargestellt wurden: Typen mit irgendeiner Macke, denen alles wichtiger war als ihr Fall. »Das hat mit der Realität nichts zu tun«, hatte Häberle seiner Frau schon viele Male erklärt, wenn sie sich über solche Romangestalten ärgerten. »Die Autoren haben null Ahnung von der echten Polizeiarbeit«, konnte er sich dann aufregen. Keiner von denen hatte vermutlich jemals eine schlaflose Nacht wie diese erlebt: ein suizidgefährdeter Vermisster, zwei verschwundene Verdächtige und jede Menge dubioser Vorfälle.
    Und jetzt, nach einer Tasse starken Kaffees, hatte sich bereits wieder ein Besucher angekündigt. Raimund Brühl, der pensionierte Tanzlehrer, war noch gestern am späten Abend telefonisch ausfindig gemacht worden und hatte sich bereit erklärt, »gleich um neun« vorbeizukommen.
    Häberle warf sich ein paar Hände kaltes Wasser ins Gesicht, putzte mit den Utensilien, die er stets vorsorglich im Auto mit sich führte, die Zähne und besah sich kritisch im Spiegel. Als die Sekretärin eintraf, sah sie ihn entsetzt an: »Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten durchgemacht.« Sie wartete keine Antwort ab, sondern schlug vor, ihm etwas Essbares von der nahen Bäckerei zu holen. Häberle brummte: »Oh, vielen Dank, das ist aber nett«, und sortierte in seinem Büro das Papierchaos.
    Punkt neun erschien Raimund Brühl in Begleitung eines Uniformierten, der sich sofort wieder auf den Rückweg zur

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