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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Rinnsal in das Wasser, ein Nachtvogel stieß regelmäßig einen schaurigen Schrei aus und die Brandung des Meeres schien diese friedfertige Atmosphäre dezent und beruhigend zu umrahmen.
    Mompach sah auf seine Armbanduhr. Eine Viertelstunde war vergangen und er entschied, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er atmete tief durch, verließ sein Zimmer wieder und eilte wieselflink in den Garten hinab – dem Tosen des Meeres entgegen. Doch da war plötzlich noch ein Geräusch. Es schwoll an und schien das Rauschen der Brandung noch zu übertönen. Mompach blieb stehen. Es hörte sich an, als käme ein Motorrad daher, dessen Auspuff nicht ausreichend schallgedämpft war.
    Mompach versuchte, die Richtung zu orten. Hier, an der rückwärtigen Seite des Hotelgartens, gab es aber gar keine Straße. Doch, doch, fiel es ihm ein: Parallel zu diesem Areal führte eine Zufahrt zu einigen benachbarten Gebäuden.
    Also war dort jemand unterwegs? Nein, eher nicht. Der Motorenlärm schwoll weiter an. Er kam nicht von der Seite, sondern von vorne – vom Meer.
    Mompach war inzwischen weitergegangen und hatte gerade jene finstre Lücke im Heckenbewuchs passiert, in der die Arbeitsgeräte der Hotelgärtner lagerten, da erschien ihm der Motorenlärm plötzlich irgendwie vertraut.
    Ihn hatte dieses grässliche Geräusch schon einmal genervt.

    »Sofort stoppen, sofort die Strecke sperren!«, hatte der Polizeiführer vom Dienst dem Bahnbediensteten im Geislinger Stellwerk befohlen. Jetzt kam es auf Sekunden an. Soeben hatte die Besatzung des Hubschraubers eine Person neben den Gleisen der Geislinger Steige ausgemacht, talabwärts, auf der Bergseite.
    Der Beschreibung zufolge konnte es Kugler sein. Ein ICE in Richtung Stuttgart, der gerade, von Ulm kommend, Lonsee passiert hatte, wurde kurz vor Amstetten gestoppt. In Gegenrichtung verhinderte der Mann im Stellwerk die Abfahrt eines schweren Güterzugs, der bei Geislingen-West auf eine Schublok gewartet hatte, ohne deren Hilfe er die Steilstrecke zur Albhochfläche nicht hätte bewältigen können.
    Innerhalb kürzester Zeit würden sich nun auf der viel befahrenen Strecke nachfolgende Züge stauen und den Schienenverkehr im ganzen Südwesten durch verpasste Anschlüsse erheblich beeinträchtigen.
    Doch obwohl der Abschnitt über die Steige innerhalb weniger Minuten komplett gesperrt war, kam diese Maßnahme für zwei Züge zu spät: Sie hatten das letzte Signal noch bei Grün passiert und rollten nun, aus beiden Richtungen kommend, über diesen kritischen Bereich. Die Männer im Stellwerk versuchten, die jeweiligen Lokführer über Funk von der Person auf der Steige zu verständigen.
    Häberle konnte seine Unruhe nur mit Mühe verbergen, als ihm die Beobachtung der Hubschrauber-Crew übermittelt und gleichzeitig erklärt wurde, dass noch vor der Streckensperrung zwei Züge in den besagten Abschnitt hineingefahren waren. »Hoffentlich macht der jetzt keinen Unfug«, sagte er leise, nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte. »Aber ich befürchte, der Kugler dreht nun völlig durch.«
    Seine Kollegen hatten ihm entsetzt zugehört.

    »Wie sehen eigentlich deine Zukunftspläne aus?«, fragte Linkohr unerwarteterweise, als er mit Vanessa an diesem Novemberabend nach Böhmenkirch zu Igors Wohnung fuhr. Die junge Frau neben ihm war nur für den Bruchteil einer Sekunde verblüfft. »Ich will Landespolizeipräsidentin werden«, erwiderte sie so selbstbewusst, als stünde einer solchen Karriere nichts im Wege. »Es gibt viel zu wenig Frauen in der Polizeiführung«, fügte sie an, ohne Linkohrs Blicke zu erwidern. »Vielleicht sitzt du bis dahin ergraut und verstaubt bei irgendeiner Kriminalpolizei-Dienststelle, die dann der relativ jungen Polizeipräsidentin unterstellt ist.«
    Linkohr schluckte. Hatte sie das jetzt ernst gemeint oder war’s reine Ironie? Aber dieser jungen Kollegin traute er allemal zu, dass sie in Windeseile die Karriereleiter erklomm. Somit erübrigte sich eine weitere Frage zu den Zukunftsplänen, in denen er so gerne auch eine Rolle gespielt hätte. Aber durch ihre kesse Antwort hatte sie auch gleichzeitig durchblicken lassen, was sie von ihm hielt: Dass er’s nicht weiterbringen würde als bis zu »irgendeiner Kriminalpolizei-Dienststelle«, in der er dann, ergraut und verstaubt, seiner Pensionierung harrte.
    Er war froh, dass die Fahrt nach Böhmenkirch nicht lange dauerte. Frustriert parkte er vor Igors Haus und stieg mit Vanessa in die abendliche Kälte hinaus. Als

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