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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Linkohr als meinen Personenschutz mit.«
    Noch bevor der leicht verdutzte Linkohr etwas sagen konnte, schrillte ein Telefon. Einer aus der Runde nahm ab, reichte aber den Hörer sofort an Häberle weiter, der sich kurz meldete und lauschte. »Ach was!«, entfuhr es ihm schließlich erstaunt, was die ganze Mannschaft aufhorchen ließ. Er sagte kurz: »Danke!«, und legte auf.
    Dann wandte er sich an seine Mitarbeiter: »Sie haben Kuglers Auto gefunden. Im alten Steinbruch bei Amstetten.«
    »Und Kugler?«, fragte jemand schnell dazwischen.
    »Kugler nicht, nur sein Auto. Sieht wohl so aus, als habe er darin die vergangene Nacht verbracht.«
    »Wie lange stand das Auto schon dort?«, forschte ein anderer.
    »Die Kollegen meinen, noch nicht allzu lange. Der Motor sei zwar kalt – was bei den derzeitigen Temperaturen ziemlich rasch geht –, aber es habe sich noch nicht viel herabfallendes Laub an Stellen angesammelt, an denen es normalerweise hängen bleibt: an Windschutzscheibe und Scheibenwischern.«
    »Dann kann er doch eigentlich nicht weit weg sein.«
    »Stimmt«, meinte Häberle, »es sei denn, er ist per Anhalter weiter oder es hat ihn jemand abgeholt. Oder er hat die Eisenbahn genommen. Der Bahnhof Amstetten ist schätzungsweise Luftlinie nur knapp einen Kilometer entfernt. Dann bist du in rund einer Stunde am Stuttgarter Flughafen. Oder in München.«

    Kurz vor 23 Uhr in Hua Hin. Mompach schien es, als sei die Luft heute noch feuchter als in den Nächten zuvor. Eigentlich war er auch viel zu warm angezogen. Er hatte sich in seine langen Jeans gezwängt und ein langärmliges Hemd übergestreift. Dann zerrte er den prall mit Dollarnoten gefüllten Aktenkoffer unterm Bett hervor, entnahm die Liste mit den Nummern und legte sie in den Schranktresor, den er wieder sorgfältig schloss.
    Mit einem letzten Blick auf die mit Banderolen versehenen Geldscheine ließ er den Deckel zufallen und entschied, das Zahlenkombinationsschloss des Koffers nicht zu verstellen. Ansonsten bliebe dem Unbekannten ja nur die Möglichkeit, es aufzubrechen. Aber so weit wollte es Mompach ohnehin nicht kommen lassen.
    Er schwitzte und zitterte. Jetzt war jedes Detail wichtig, ja sogar lebenswichtig. Vermutlich wurde er bereits beim Verlassen des Zimmers beobachtet. Wieder meldete sich seine innere Stimme: Das ist doch alles Schwachsinn, was du da machst. Du kommst aus der Geschichte nicht mehr raus. Du kannst dich nicht einfach freikaufen. Mit Erpressern macht man keine Geschäfte, weil man dabei immer den Kürzeren zieht.
    Und wieder versuchte er sich einzureden, es selbst regeln zu können. Er hatte einen Plan, wenngleich einen gefährlichen und zweifelhaften.
    Mompach besah sich noch einmal im Spiegel, als ob sein Aussehen eine Rolle spielen würde. Dann umklammerte er den Griff des Koffers, löste die Sperrkette der Tür und verließ das Zimmer. Draußen auf dem überdachten Umgang schlug ihm die gnadenlose Tropenfeuchte entgegen. Er ließ die Tür einrasten und vergewisserte sich, dass sich auf diesem langen Flur, soweit er ihn überblicken konnte, niemand in Sichtweite befand. Die Palmenwedel, die ihn hier, in der mittleren Etage, umgaben, waren indirekt beleuchtet, und hinter einer Heckenbegrenzung strahlte das Flutlicht des Tennisplatzes.
    Mompach warf einen prüfenden Blick über die Brüstung auf den Weg hinab, der am Erdgeschoss entlangführte. Auch dort war um diese Zeit niemand mehr unterwegs. Deshalb wandte er sich nach rechts und folgte dem Umgang bis zu einer Treppenanlage, die den Abstieg zur Gartenebene ermöglichte. Der Weg hinunter zum Meer, im weiten Bogen an Hecken und der großen Spiel- und Liegewiese vorbei, war ihm in den vergangenen Tagen vertraut geworden.
    Jetzt kam es ihm allerdings ziemlich abenteuerlich vor, um elf Uhr nachts mit dem Aktenkoffer allein durch diese Anlage zu gehen. Es beschlich ihn ein seltsam schales Gefühl, das alle seine Muskeln anspannte. Er fühlte sich von allen Seiten beobachtet, als seien überall versteckte Videokameras auf ihn gerichtet. Obwohl er keinen Menschen entdecken konnte, waren sie doch da – die Erpresser und ganz sicher auch die Sicherheitsleute des Hotels.
    Als er an jener Öffnung in der Buschreihe vorbeikam, in der er die Utensilien der Gärtner gesehen hatte, überkam ihn ein Schauer. Der kleine Lagerplatz war nicht beleuchtet, sodass die Hecken im Licht der Strahler einen tiefschwarzen Schatten nach hinten warfen. Ein gutes Versteck, durchzuckte es ihn. Zufrieden

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