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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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vor der Brust. »Gleich, als ich aus dem Dorf rausgefahren bin, ist mir der Igor mit seinem knallroten BMW entgegengekommen. Irgend so ein alter Typ mit Stoffdach.«
    »Igor«, wiederholte Linkohr, »Hartmanns Mitarbeiter.«
    »Ja, wir nennen ihn hier im Dorf halt ›den Russen‹.«
    Linkohr nahm es zur Kenntnis. Eine Neuigkeit war dies nicht, denn er wusste aus Häberles Berichten, dass Igor bereits eingeräumt hatte, bei Hartmann auf dem Hochsitz gewesen zu sein.
    Melzinger schien sich über Linkohrs Gelassenheit zu wundern.
    »Sie haben aber auch noch andere getroffen …?«, bohrte der Kriminalist weiter.
    »Kurz bevor ich links zum Feldweg abgebogen bin, hat mich der Pfarrer überholt. Ich hab bereits geblinkt gehabt und gerade noch bemerkt, dass ich trotzdem überholt wurde.« Er lächelte. »Mit dem Traktor muss man beim Abbiegen höllisch aufpassen. Na ja, unser Pfarrer hat’s halt manchmal eilig. Wahrscheinlich hat er genügend Schutzengel.«
    Linkohr schnäuzte sich. Die Luftfeuchte setzte sich in seinem Oberlippenbart fest. »Und wer war außer dem Pfarrer noch unterwegs?«
    »Der Eismann. Der ist mir auf dem Feldweg entgegengekommen.«
    »Eismann?« Der Kriminalist konnte mit dieser Bezeichnung nichts anfangen.
    »Ja, mit dem Kastenwagen. ›Arktis‹ steht drauf. So heißt die Firma mit der Tiefkühlkost. So ein Lieferwagen, der von Haus zu Haus fährt. «
    »Und was treibt der auf einem Feldweg?«
    »Keine Ahnung«, zuckte Melzinger mit der Schulter. »Hab mich auch gewundert. Vielleicht hat er drüben am Waldrand mal pinkeln müssen.«
    »Und dazu fährt er von der Straße weg?«
    »Na ja, vielleicht auch nicht nur zum Pinkeln«, gab der Landwirt grinsend zu bedenken und drehte sich wieder zu seinem Traktor, den er in die Scheune fahren wollte.
    »Noch einen kurzen Augenblick, bitte«, hielt ihn Linkohr zurück. »Sie wissen, dass wir an der Leiter zum Hochsitz Schmutzspuren gefunden haben. Da muss also nach dem Regen jemand raufgestiegen sein.« Er überlegte, wie er seine Frage formulieren sollte. »Sie selbst waren nicht zufällig oben, um nach dem Rechten zu sehen?«
    Melzinger drehte sich wieder zu ihm und sah ihn erstaunt an. »Ich? Wie kommen Sie denn da drauf?«
    »Nur so eine Frage. Denn es wäre interessant zu wissen, wer außer Hartmann noch hochgestiegen ist. Das würde die Sache erleichtern.«
    »Erleichtern?« Melzinger wurde laut. »Sie meinen, dann könnten Sie mir was anhängen oder was? Dass ich den Hartmann in den Selbstmord getrieben habe? Oder ihn mit seiner Jagdwaffe erschossen habe?«
    Linkohr schüttelte den Kopf. »Keine Sorge. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Ihnen meine Fragerei nicht gefällt, aber es ist leider mein Job.« Ihm war klar, dass er das Thema auf elegante Weise wechseln musste. »Sie sind für uns ein wichtiger Informant, Herr Melzinger. Nicht nur zu der Sache da draußen auf dem Hochsitz. Mich würde auch interessieren, welche Rolle der Herr Hartmann hier im Dorf gespielt hat.«
    Melzinger wischte mit einem alten Lappen über das zerbeulte grüne Blech der Motorhaube seines Traktors. »Was soll ich dazu sagen? Max, also Herr Hartmann, hatte viele Bekannte hier. Die Bauern. Vor allem die paar großen. Ich gehör da nicht dazu.« Er entdeckte auf dem Blech weitere Öl- und Schmierflecken, die er jetzt eifrig zu beseitigen versuchte. »Für mich ist die Landwirtschaft nur noch Freizeitbeschäftigung. Leben könnte man davon sowieso nicht. Wenn ich gewollt hätte, hätt ich längst verkaufen können. Meine Kinder haben studiert und wohnen in Stuttgart und Friedrichshafen, meine Frau hat Arthrose in den Beinen. Trotzdem mach ich noch ein bisschen weiter. Was nach mir kommt, ist mir egal.«
    Linkohr nickte. »Zu den Großen zählt der Herr Mompach.«
    »Ja klar, natürlich.« Melzinger sah dem Kriminalisten für einen kurzen Moment wieder in die Augen. »Mompach und Hartmann waren dicke Freunde, sagt man.« Er machte sich noch heftiger über das Blech der Motorhaube her. »Auch wenn man den Hartmann in letzter Zeit nicht mehr so oft im ›Löwen‹ gesehen hat.«
    »Im ›Löwen‹?«, hakte Linkohr nach. »Sie meinen die Wirtschaft hier?«
    »Ja, da gibt es noch so was wie einen Stammtisch, wie man ihn von früher kennt. Gehen Sie mal hin, meist dienstags und freitags. Da fliegen manchmal die Fetzen, wenn sich die Dickschädel treffen.« Melzinger grinste. »Die Ortspolitik wird nämlich im ›Löwen‹ gemacht, nicht im Rathaus, heißt es. Aber, was soll

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