Machtkampf
mindestens sechs Stunden gebrannt, bis die Flamme auf etwas anderes übergegriffen hätte.«
Wissmut, der nur widerwillig zu dem Gespräch gekommen war, winkte ab: »Wenn ich es noch mal wiederholen darf: Ich glaube, ihr verrennt euch da in etwas. Der Tod Hartmanns war ein astreiner Selbstmord – so sagen es doch die Pathologen – und der Pfarrer hat an dem kleinen Jungen rumgefummelt. Beides hat nichts miteinander zu tun. Und die Brandstiftung schon gar nicht.«
Häberle sah den Kollegen skeptisch von der Seite an. »Vergiss bitte nicht, dass viele dieser Herrschaften in Rimmelbach mit Hartmann in Verbindung standen.«
»Wundert dich das?«, konterte Wissmut. »Soweit ich die Telefonverbindungsdaten überblickt habe, handelt es sich überwiegend um das weibliche Geschlecht, das sich für den betuchten Viehhändler interessiert hat.«
Linkohr runzelte die Stirn und nickte. »Danach sieht’s wohl aus.« Er nahm einen Schnellhefter zur Hand. »Sandra Kowick, Stefanie Marquart und sogar die Schulleiterin.«
»Was heißt: ›Sogar die Schulleiterin‹?«, gab sich Wissmut verwundert. »Nur weil sie eine kleine Grundschule leitet, muss sie ja nicht gleich dem Charme dieses Herrn widerstehen, oder?«
»Ein Herr«, griff Häberle die Formulierung auf, »der sich einer idyllischen Liebeslaube bedient …«
»… obwohl er dies nicht nötig hätte, weil er ohnehin daheim eine sturmfreie Bude hat«, unterbrach ihn Wissmut.
»Was mich stutzig macht«, fuhr Häberle fort, »das ist die Verbindung zu dieser Sandra Kowick; das ist die Mutter von dem Manuel.«
»Ja, das ist korrekt«, bestätigte Linkohr schnell.
»Wir fragen sie einfach«, meinte Wissmut.
»Richtig«, brummte Häberle, »außerdem müssen wir uns auf einige Kernpunkte konzentrieren.« Er hatte sich Notizen gemacht, die er kurz überflog. »Wir müssen unter allen Umständen rausfinden, worin das Motiv von Hartmanns Selbstmord liegt.«
»Bislang unklar«, warf Linkohr ein. »Die Kollegen sind aber an seinem Computer dran. Er scheint vieles mit Passwörtern gespeichert zu haben. Außerdem gibt es unzählige Kontakte Richtung Russland. Vermutlich, so meinen die Jungs, wurde auch mit getarnten Bezeichnungen gearbeitet. Möglicherweise steckt hinter dem Kuhhandel – wenn ich das mal so sagen darf – etwas ganz anderes dahinter.«
»So?«, staunte Wissmut. »Drogen, Waffen, Autos?«
Linkohr zuckte mit den Schultern. »Noch wollen sich die Kollegen nicht festlegen.«
»Da könnte uns doch der Igor auf die Sprünge helfen«, entsann sich Häberle des jungen russischen Mitarbeiters von Hartmann.
»Fragt ihn doch«, konterte Wissmut wieder, als ginge ihn dies alles nichts an.
Häberle wandte sich seinen Notizen zu. »Bis Klarheit herrscht, sollten wir uns der Frage widmen, wer Interesse haben könnte, Mompach mit dieser offensichtlich harmlosen versuchten Brandstiftung Angst einzujagen.«
»Da könnten viele infrage kommen«, meinte Linkohr und Häberle nickte: »Ja, man kann sich durchaus vorstellen, dass es genügend Menschen gibt, die ihm Unheil an den Hals wünschen. Andererseits könnte es doch sein, dass jemand die Kerze aus der Kirche dazu benutzt hat, um auf diese Weise eine Botschaft zu vermitteln.«
Wissmut winkte erneut ab. »Jetzt versuchst du krampfhaft, einen Zusammenhang mit dem Fall Manuel zu konstruieren. Ich finde, wir sollten das nicht an den Haaren herbeiziehen.«
Noch ehe der Chefermittler etwas erwidern konnte, tauchte die Polizeistudentin Vanessa auf und blinzelte auffällig Linkohr zu. »Wir haben den Eismann gefunden«, strahlte sie und blickte mit aufmunternder Miene in die Männerrunde. Sie nahm einen Notizzettel zur Hand. »Er heißt Timo Mompach, wohnt in Böhmenkirch und ist der Sohn von Heiko Mompach.«
»Heiko Mompach?«, entfuhr es Linkohr.
»Ja, Timo ist der Sohn vom alten Hochsträßbauer.«
Dieter Kugler spürte, wie ihm die Worte des Journalisten sämtliche Energie entzogen hatten. Sie waren wie ein Stromstoß gewesen – oder der Blitz, der sich jetzt entzündet hatte. Er wollte etwas sagen, doch irgendetwas schnürte ihm die Kehle zu.
»Sind Sie noch da?«, hörte er die energische Stimme im Hörer.
»Ja«, presste Kugler mühsam hervor.
»Ich glaube, Sie können sich denken, warum ich anrufe«, kam es zurück.
Kugler entschied, nichts zu sagen – ein Verhalten, das den Journalisten offenbar verunsicherte. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Kugler schließlich.
»Es gibt da einen
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