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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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mich dazu zwängen! Dieser andere denkt natürlich genauso – und schon kommt etwas in Gang, was keiner wollte. Eine Spirale des Schreckens. Was war auf diese Weise schon alles in der Menschheitsgeschichte angerichtet worden! Der eine wollte nur dem anderen zuvorkommen – obwohl der andere gehofft hatte, dass es gar nicht so weit kommen würde. Warum konnten die Menschen nicht einfach zusammensitzen und beschließen und entscheiden, was sie auf gar keinen Fall wollten?
    In den sogenannten zivilisierten Staaten wurde dies zwar versucht, aber jeder von ihnen war auch heute noch bis an die Zähne bewaffnet. Das Misstrauen saß tief.
    »Versuchen Sie doch, Ihre Kollegen davon zu überzeugen, dass sie mit einer Berichterstattung nur alles schlimmer machen würden.« Er hörte, wie Neth leicht verärgert die Luft ausstieß.
    »Sie wissen genauso gut wie ich, Herr Kugler, dass es inzwischen so viele unterschiedliche Medien gibt. Da sind wir in dieser Kleinstadt nur ein winziges Rädchen.«
    »Aber auch dieses winzige Rädchen ist Teil eines großen Uhrwerks.«
    »Das ist richtig, aber in einem großen Uhrwerk ist es völlig egal, an welchem Rädchen gedreht wird, alles bewegt sich mit.« Neth war schlagfertig.
    »Ja, aber es dreht sich halt doch. Und zwar nur in eine Richtung.«
    Neth zögerte. »Mir scheint, die Uhr hat für Sie zu ticken begonnen«, sagte er dreist.
    Kugler war von diesem Vergleich getroffen und geschockt gleichermaßen. »Man kann eine Uhr auch anhalten«, fiel ihm als einzige Erwiderung ein.
    »Aber die Zeiger haben sich trotzdem schon ein Stück weitergedreht«, gab sich Neth siegessicher. »Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.« Er legte auf, ohne auf eine Entgegnung Kuglers zu warten. Der hielt den Hörer noch fast eine halbe Minute umklammert. Der Vergleich mit der Uhr erinnerte ihn an eine Redewendung, die seine innere Stimme aufgriff: Vielleicht hat dein letztes Stündlein bald geschlagen.

    Linkohr hatte sich an diesem tristen Oktoberabend telefonisch bei Timo Mompach in Böhmenkirch angemeldet. Der Mann bewohnte eine winzige Einliegerwohnung im Neubaugebiet. Vor der Tür parkte sein Lieferwagen mit der Aufschrift › Arktis‹ .
    »Ich dachte, ich hätt Ihrer Kollegin bereits alles gesagt«, gab sich der hochgewachsene, schlanke Mann verwundert, als er den Kriminalisten in seine mit Billigmöbeln ausgestattete Wohnküche führte. Es roch nach Fett und Zigarettenqualm. Gebrauchtes Geschirr stapelte sich verkrustet und verklebt im Spülbecken. Linkohr erklärte, dass er nur gekommen sei, um noch einige wenige Punkte zu klären. »Wir müssen ein paar Dinge abhaken, dann ist die Sache mit dem Suizid von Hartmann geklärt.«
    »Ihre Kollegin hat mich ganz schön erschreckt, als sie gesagt hat, ich sei vielleicht kurz nach seinem Selbstmord an diesem Waldeck gewesen.« Mompach junior strich sich über das unrasierte Kinn und zupfte nervös an seinen engen Jeans.
    »So genau kann man das nicht sagen«, beruhigte ihn Linkohr, »aber warum sind Sie denn ausgerechnet zu diesem Waldstück hinübergefahren?«
    »Ja, das ist eine gute Frage«, erwiderte der junge Mann leicht zerknirscht. »Das lässt sich aber ganz einfach erklären. Wenn ich von meiner Tour zurückkomme, nehm ich die Abkürzung über die Feldwege – dann muss ich nicht durch Rimmelbach durch.«
    »Verbotenerweise«, brummte Linkohr.
    Timo Mompach nickte verlegen. »Ich weiß ja, aber es ist hier oben auf der Alb gang und gäbe, dass man mal über so ’nen geteerten Feldweg fährt. Natürlich nicht sonntags, wenn dort die Städter wandern.« Er verzog das Gesicht zu einem verkrampften Lächeln.
    »Keine Sorge, darum geht’s uns nicht«, Linkohr winkte ab. »Sie kommen dann aber ganz dicht an diesem Hochsitz vorbei …?«
    Der junge Mann ließ nervös zwei Fingerknöchel knacken. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Sie wollen wissen, ob da Autos gestanden sind.«
    »So ist es.« Linkohr hatte den Eindruck, dass sich Timo darüber bereits Gedanken gemacht hatte.
    »Ich hab nicht so genau rübergeschaut«, zögerte Mompach junior. »Etwa 150 Meter vor mir ist auch einer gefahren. Er ist gerade nach rechts in die Landstraße eingebogen. Ein rotes Auto, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Ein rotes Auto«, wiederholte Linkohr. »War es schon die ganze Zeit auf dem verbotenen Weg vor Ihnen oder haben Sie es mit dem Lieferwagen eingeholt?«
    »Eingeholt? Ach so, nein. Ich weiß nicht, ob Sie die Örtlichkeiten kennen, aber der Weg

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