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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Zeitung zurück. »Vielleicht ist ihm die Sache zu heiß. Sein Kollege Neth hat sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.«
    Häberle las mit ernstem Gesicht. »Vieles davon kannst du denken, aber nicht unbedingt schreiben«, brummte er schließlich.
    Vanessa nickte eifrig, sodass ihr Pferdeschwanz lustig wippte, wie Linkohr es empfand. »Aber nachdenklich stimmt es schon, wenn sich die Vorfälle in so einem kleinen Nest häufen.«
    Häberle faltete die Zeitung wieder zusammen. »In der Haut von diesem Pfarrer möchte ich jetzt nicht stecken. Was glaubt ihr, welche Hexenjagd gegen den dort oben losbricht!«
    »Bis hin, dass jemand mit einer Kerze aus seiner Kirche eine Brandstiftung vortäuscht?«, warf Linkohr ein.
    Vanessa bekräftigte ihn selbstbewusst: »Ich schlage vor, wir schaun uns all jene, die mit dem Pfarrer, Mompach und Hartmann zu tun haben, einmal genauer an.« Sie warf Häberle einen erwartungsvollen Blick zu.
    »Wenn wir das tun«, erwiderte der Chefermittler, »dann können wir gleich ganz Rimmelbach zur Vernehmung vorladen.« Er lächelte süffisant in Richtung Linkohr. »Zumindest die weibliche Einwohnerschaft.«
    »Na ja«, grinste Vanessa, »es soll Frauen geben, die in Zeiten kleiner Renten schon rechtzeitig nach der Altersversorgung schielen.«
    Linkohr war über diese Bemerkung verblüfft und musste sich blitzartig eingestehen, dass er noch keinen Gedanken an seine Pension verschwendet hatte. Seltsam, dass Vanessa bereits an so etwas dachte.
    Häberle griff das Thema auf und sah Linkohr forschend an: »Sie haben mir gestern noch kurz von Ihrem Gespräch mit diesem Mompach junior erzählt. Von dieser Frauengeschichte, die seinen Vater und den Hartmann entzweit hat.« Der Chefermittler lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Sie meinen, aus dem ist nicht rauszukriegen, um wen es sich bei der Frau handelt?«
    »Er will’s unter keinen Umständen sagen«, gab Linkohr zerknirscht zu. »Auch zum Schutz seiner Mutter natürlich. Denn es gäbe einen Riesenskandal in dem Nest, sagt er.« Er fügte rasch an: »Timo Mompach schließt aber aus, dass sich Hartmann wegen dieser Affäre das Leben genommen hat. Der habe nämlich am wenigsten zu verlieren gehabt.«
    Häberle räusperte sich und entschied: »Ich schlage vor, wir statten einigen Herrschaften einen Besuch ab, die telefonischen Kontakt zu Hartmann hatten. Also die beiden Damen Marquart und Kowick – was Sie beide übernehmen.«
    Linkohrs Laune stieg. Er durfte also demnach den halben Tag rein dienstlich in Vanessas Nähe bleiben.
    »Und ich werde mir noch mal diesen Russen vorknöpfen.« Häberle lehnte sich zurück. »Und vielleicht auch noch den Herrn Pfarrer aufsuchen.«
    »Den Pfarrer?«, staunte Linkohr. »Sie glauben also auch, dass es Verbindungen gibt?«
    »Glauben?«, echote Häberle. »Glauben ist immer gut, Herr Kollege.«

    Heiko Mompach war wie immer vom Frühstückstisch aufgestanden, ohne sich um das Geschirr zu kümmern. Mit Küchenarbeit, daran ließ er nie einen Zweifel aufkommen, wollte er sich nicht belasten – auch wenn es Linda gelegentlich wagte, ihn als ›Pascha‹ oder ›Macho‹ zu bezeichnen. Mochte er auch als konservativ gescholten werden, für ihn galten auf einem Bauernhof trotz aller modernen Technik noch die traditionellen Regeln, wonach die Frau in der Küche zu stehen hatte.
    Der Nebel hatte sich etwas gelichtet, als Mompach mit festem Schuhwerk und dicker Jacke an seinen Stallungen und der großen Scheune entlangging. Noch immer überkam ihn ein unheimliches Gefühl. Nach den Geschehnissen der vergangenen Nacht war er ins Haus zurückgerannt. Kaum in Sicherheit, hatte er sich auch schon als Feigling gefühlt. Ein Glück, dass seine Frau nicht wach geworden war.
    Vor einer Gefahr zu flüchten, passte eigentlich nicht zu ihm. Aber alles deutete darauf hin, dass er sehr leichtsinnig gewesen war. Sein Gefühl trog ihn also nicht. Die Lage schien sehr ernst, ja sogar lebensbedrohend zu sein. Jetzt, am helllichten Tag, wollte er sich die Stelle, an der ihm beinahe Schreckliches passiert wäre, genauer betrachten. Vielleicht gab es Spuren.
    Noch bevor er sein Ziel erreicht hatte, öffnete sich jene Tür, die in der vorletzten Nacht aufgebrochen und nur provisorisch repariert worden war. Sandra Kowick trat mit einem mit Wasser gefüllten Putzeimer ins Freie und erschrak, als sie ihren Chef direkt auf sich zukommen sah. »Guten Morgen«, grüßte sie verlegen und war offenbar unsicher, ob sie den Inhalt

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