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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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des Eimers einfach in den Hof leeren sollte.
    Mompach erwiderte den Gruß nicht. »Leer das Zeug aber bloß nicht hier aus!«, fuhr er sie an. »Und denk dran, auch noch den Platz ums Haus zu kehren. Damit’s zum Wochenende nicht wieder aussieht wie im Schweinestall.« Während er dies sagte, war er, ohne sie eines Blickes zu würdigen, forsch weitergegangen. Sandra überkam immer, wenn er sie so schäbig behandelte, ein Gefühl aus unbändiger Wut und maßlosem Zorn. Beides jedoch fraß sie in sich hinein, weil er es mit seiner Autorität geschafft hatte, sie mundtot zu machen und ihre Existenzängste zu schüren. Sie war für ihn zu einem Spielball seiner unberechenbaren Launen geworden. Und ihr blieb gar nichts anderes übrig, als sich ihrem Schicksal zu fügen.
    Mompach hatte beim Vorbeigehen keinen Gedanken daran verschwendet, dass es auch Momente gab, in denen er sich dazu verleiten ließ, sie auf ganz andere Weise hörig zu machen. Doch dazu war er jetzt nicht in Stimmung.
    Ein paar Mal schon hatte sie seiner Vorliebe für ein Abenteuer im Heu notgedrungen nachgegeben. Für ihn war dies allerdings kein Zeichen der Zuneigung, sondern der reine Lustgewinn, wenn er sie auch auf diese Weise erniedrigen konnte. Dass er damit ihren Hass gegen ihn ins Unendliche steigerte, nahm er in Kauf, denn nach Lage der Dinge brauchte er nichts zu befürchten.
    Er verschwand hinter der Gebäudeecke, vergewisserte sich, dass es niemanden gab, der ihn beobachtete, und tastete mit den Fingern über das raue Holz der Wand. Hier irgendwo musste der Einschlag gewesen sein. In Kopfhöhe. Er trat dicht heran, um das kleine Loch im Holz aus allernächster Nähe begutachten zu können. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getrogen. Er war nur knapp einem Treffer entgangen. Aber wovon?
    Mompach drehte sich vorsichtig um, als habe er Angst, jemand könnte ihn aus dem Nebel heraus beobachten. Dann betrachtete er noch einmal das Loch und strich vorsichtig mit dem Zeigefinger der rechten Hand darüber. Etwas hatte dort in das Holz eingeschlagen, ohne jedoch stecken geblieben zu sein. Denn gleich nach dem Aufprall war etwas zu Boden gefallen. Diese Wahrnehmung hatte sich in seinem Bewusstsein festgefressen – trotz des Schocks und der reflexartigen Flucht.
    Langsam wanderte sein Blick auf den Boden, wo eine breite Reihe Flusskiesel als Drainagerinne den geschotterten Weg von der hölzernen Wand der Scheune trennte. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass zwischen den glatt geschliffenen Steinen etwas lag, das da nicht hingehörte. Zunächst konnte er den dünnen Gegenstand, der ihn an einen langen Nagel oder eine Stricknadel erinnerte, nicht zuordnen. Er bückte sich und zögerte einen Moment, danach zu greifen, denn es befiel ihn ein eiskalter Schauer. Dieses Ding hatte ihn vergangene Nacht nur knapp verfehlt. Es hätte ihn ins Gesicht oder gar in ein Auge treffen können.
    Nun bestand kein Zweifel mehr: Es war ein Metallpfeil, sehr dünn und nur knapp 20 Zentimeter lang, mit einer Plastikkappe an der Rückseite. Vermutlich hatte ihn der Angreifer mit einem Bogen abgeschossen, durchzuckte es Mompach. Erst jetzt nahm er auch das kleine Stück braunes Packpapier wahr, das wie aufgespießt etwa die Mitte des Pfeiles markierte. Vermutlich war es bereits vor dem Abschießen dort angebracht worden.
    Eine Botschaft? Mompach ahnte nichts Gutes, als er den Papierfetzen von dem Pfeil zog und handschriftliches Gekritzel entdeckte. Die wenigen Worte, die er mühsam entziffern konnte, schockierten ihn: ›Halt dich raus, sonst geht der nächste Schuss nicht daneben.‹
    Eine Drohung. Noch dazu eine unmissverständliche.
    Es war also keine Zufallsbegegnung gewesen. Jemand hatte ihm aufgelauert, um ihm einen Denkzettel zu verpassen.
    Mompach zitterte. Er steckte den Papierfetzen in die Tasche seiner Arbeitshose und verbarg den Pfeil im Ärmel.
    Niemand durfte etwas von diesem nächtlichen Geschehen erfahren. Obwohl es ihm schwerfiel, versuchte er den Gedanken, in höchster Lebensgefahr geschwebt zu haben, zu verdrängen. Wer so etwas tat, war zu allem fähig.
    Schon die ganze vergangene Nacht hatte er darüber nachgegrübelt, was der Grund für diesen Anschlag gewesen sein könnte. Natürlich hatte er sich in den letzten Jahren nicht nur Freunde geschaffen. Er musste auf der Hut sein. Während er wie in Trance zur nächsten Gebäudeecke ging, jagten ihm all jene Personen durch den Kopf, die hinter dem Ganzen stecken konnten. Kamen sie aus dem

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