Machtkampf
dir?«
Linkohr wusste, dass er jetzt keinen Fehler begehen durfte. »Ich würde vorschlagen, in ein nettes Restaurant.«
»Auch nicht schlecht, Herr Kollege. Erst mal gemütlich essen, oder?«
Er war erleichtert, dass sie die Hochfläche der Alb bereits erreicht hatten und es nun nur noch wenige Kilometer bis Rimmelbach waren. Dort wurden sie nach ihrer telefonischen Ankündigung schon von Arnold Kowick erwartet. Dessen landwirtschaftliches Anwesen befand sich im alten Ortskern und machte auf die beiden Kriminalisten einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Das Wohnhaus mit seinen windschiefen Fensterläden und verbogenen Dachrinnen war direkt an die Stallungen angebaut, deren beide Holztore morsch und desolat an verrosteten Kloben hingen.
Kaum hatte Linkohr den Dienstwagen vor dem abbröselnden Mauerwerk der einstigen Dunglege geparkt, stand Kowick bereits an der von Wind und Wetter ausgebleichten Eingangstür. Linkohr stellte sich und Vanessa vor und bat für die Störung um Verständnis. Am Telefon hatte er ihm schon erklärt, dass es sich um Routineermittlungen im Zusammenhang mit Hartmanns Tod und der versuchten Brandstiftung im Hochsträßhof handle.
»In unserem Kaff ist plötzlich der Teufel los.« Der magere, große Mann ging voraus in einen dunklen Flur, dessen Boden mit bunten Steinplatten ausgelegt war. Das Gemäuer, so empfand es Linkohr, hatte über viele Jahrzehnte hinweg den strengen Stallgeruch gespeichert. Jedenfalls roch die Luft noch immer danach, obwohl Kowick seit geraumer Zeit keine Tiere mehr hielt.
»Entschuldigen Sie, aber Sie haben mich mit Ihrem Anruf in Hektik gebracht. Ich war heute noch auf keinen Besuch vorbereitet«, sagte er, als sie die zweitletzte Tür auf der linken Seite erreicht hatten. Linkohr und Vanessa ließen sich in dem Zimmer, das Wohn- und Essraum gleichermaßen war, an einem Tisch nieder, der an zwei Seiten von einer rustikalen Eckbank umgeben war.
Kowick faltete die ausgebreitete Zeitung zusammen und trug sein Frühstücksgeschirr in die Küche hinüber, die allenfalls in den 50er- Jahren modern gewesen war.
»Ich weiß aber nicht, wie ich Ihnen weiterhelfen kann«, meinte er verwundert und setzte sich.
»Wir versuchen gerade, uns ein Bild von den Verhältnissen in Rimmelbach zu verschaffen«, kam Linkohr gleich zur Sache. »Wie ich Ihnen am Telefon sagte, stellt sich für uns die Frage, ob es zwischen dem versuchten Brandanschlag auf Herrn Mompach, dem Selbstmord von Herrn Hartmann und den …«, Linkohr zögerte, »… den Unstimmigkeiten, die es voriges Jahr um die Pfarrerstelle gegeben hat, einen Zusammenhang gibt.«
»Was erwarten Sie da von mir?«, zuckte Kowick mit den Schultern. »Ich bin so ziemlich der Letzte, der Ihnen dazu etwas sagen kann. Seit ich meine Landwirtschaft aufgegeben habe, schau ich auch nur noch gelegentlich an unserem Stammtisch im ›Löwen‹ vorbei.«
Vanessa suchte kurz Blickkontakt zu Linkohr und preschte vor: »Aber Ihre Ex-Frau ist doch bei Mompach beschäftigt?«
Kowicks Augen wurden unruhig. Er begann, mit seinen Fingern zu spielen. »Ach, daher weht der Wind. Ich gehöre zu den Verdächtigen.«
»Aber, ich bitte Sie, Herr Kowick«, hob Linkohr beschwichtigend die Arme. Er ärgerte sich, dass Vanessa sein Konzept durcheinandergebracht hatte. »Wir suchen den Kontakt zu allen, die sich möglicherweise im Umfeld des Herrn Mompach auskennen. Mehr nicht.«
Kowick fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase und sah Linkohr mit schmalen Augen an. »Ich hab immer gesagt, dass Mompach kein Umgang für sie ist. Aber Sandra hätte nach der Trennung von mir jeden Job angenommen. Jeden, verstehen Sie? Aber dass sie ausgerechnet bei Mompach gelandet ist, war der absolute Hammer. Und jetzt schuftet sie für ihn schon seit sechs Jahren.«
»Wie dürfen wir das verstehen?«, hakte Vanessa sofort nach.
Er wandte sich an sie. »Ich geh mal davon aus, dass Sie schon Ihre Erkundigungen über Mompach eingeholt haben. Dann dürften Sie wissen, was ich meine.«
Linkohr nickte. Er konnte sich nach dem vorgestrigen Besuch auf Mompachs Hof durchaus vorstellen, dass der Mann ziemlich unangenehm werden konnte.
Vanessa wagte einen neuerlichen Vorstoß: »Dürfen wir erfahren, weshalb sich Ihre Frau von Ihnen getrennt hat?«
Kowick schluckte. »Das sind private Angelegenheiten.«
»Aber da gibt es doch ein Kind«, warf Vanessa ein.
»Sie haben also schon in meinem Privatkram rumgestochert – seh ich das richtig?« Er blickte seine
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