Machtkampf
beiden Gegenüber nacheinander angriffslustig an.
»Wir wissen nicht mehr als wahrscheinlich jeder im Dorf«, besänftigte Linkohr. »Man fragt sich halt, weshalb die Ehe auseinanderging, als das Kind da war.«
Vanessa runzelte die Stirn. »Auch das ist nichts Ungewöhnliches«, räumte sie ruhig ein. »Aber es könnte doch sein, dass Mompach der Grund war.«
»Mompach? Mompach der Grund?« Der Mann wurde deutlich lauter und lachte gekünstelt. »Warum soll Mompach der Grund gewesen sein? Ausgerechnet der.«
Vanessa wurde mutiger und ließ Linkohr keine Chance, weitere Fragen zu stellen. »Aber der Vater des Kindes sind Sie?«
Kowick ballte seine Hände zu Fäusten. »Spielt das denn eine Rolle? Ich denke, Sie suchen einen Brandstifter und den Grund dafür, dass sich Hartmann erschossen hat.«
Linkohr sah die Gelegenheit zum Eingreifen. »Ich kann Ihnen sagen, weshalb das eine Rolle spielen könnte. Ich sehe, Sie haben heute schon die Tageszeitung gelesen«, er deutete auf die Zeitung, die Kowick soeben zusammengefaltet hatte, »dann ist Ihnen sicher nicht entgangen, was dem Pfarrer vorgeworfen wird.«
Kowicks Augen zuckten zwischen Linkohr und Vanessa hin und her. Ihm wurde während der entstandenen Stille klar, dass er sich um eine Antwort nicht drücken konnte. »Ich weiß. Manuel. Es hat da wohl was gegeben …«
»Ja, es hat etwas gegeben«, konterte Vanessa. »Und wie sehen Sie das, was es da gegeben hat?«
Kowick ließ seine verkrampften Hände wieder locker. »Was soll ich da sehen? Ich war nicht dabei.«
Linkohr wurde deutlich: »Halten Sie Ihren Sohn für glaubwürdig?«
»Sind Sie jetzt wegen dieser Sache zu mir gekommen oder weshalb sonst?«
»Ich sagte doch: Wegen allem sind wir gekommen«, versetzte der Kriminalist. »Sie haben doch sicher auch eine eigene Meinung zu dieser Sache mit Manuel.«
»Da müssen Sie Sandra fragen. Ich seh Manuel nur selten.«
»Obwohl Sie im gleichen Ort wohnen?«, staunte Vanessa.
»Tut das etwas zur Sache? Das ist eine reine Privatangelegenheit zwischen meiner Ex und mir.« Er wurde bockig.
Vanessa blieb hartnäckig: »Könnte es denn sein, dass diese ›Privatangelegenheit‹ auch Einfluss auf Manuel hatte?«
»Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
Linkohr ergriff wieder das Wort: »Na ja, er ist wohl bisher ganz ohne Vater aufgewachsen. Da wäre es doch möglich, dass in seiner Entwicklung nicht alles so läuft wie erwünscht.«
Kowick winkte ab. »Und dass er sich dann die Sache mit dem Pfarrer ausgedacht hat, vermuten Sie doch jetzt, oder?«
Vanessa wechselte blitzschnell das Thema. »Kannten Sie eigentlich Hartmann?«
»Hartmann? Wer kennt den nicht? Natürlich hab ich den gekannt. Ist das schlimm?«
Vanessa ging nicht darauf ein. »Und Igor?«
Kowick zuckte zusammen. »Was soll denn das jetzt? Ist das ein Verhör?«
»Alles nur reine Neugier von uns«, versuchte Linkohr, ihn zu beruhigen. »Sie kennen Igor?«
»Ja, natürlich. Der Mitarbeiter von Hartmann.«
»Er ist öfter mal in Rimmelbach?«, wollte Vanessa wissen.
»Nie ohne Hartmann. Meist kamen sie zu zweit.« Er sah die Kriminalisten unsicher an. »Oder noch in Begleitung von Frauen.«
»Von Frauen?«, fragte Linkohr schnell zurück und erntete einen kritischen Blick von Vanessa.
»Ja, Russinnen, Polinnen, Rumäninnen, Thailänderinnen oder was weiß ich.« Kowick grinste verlegen zu Vanessa hinüber. »Na ja, wenn einer mit so heißen Weibern hier aufkreuzt, macht das Aufsehen. Hier auf dem Land.«
Linkohr verbarg sein Interesse und gab sich betont sachlich. »Die haben aber nicht dauerhaft hier gewohnt.«
»Hier schon gar nicht, aber auch nicht bei Igor in Böhmenkirch, nein. Höchstens vielleicht die Marina, eine junge Russin, glaub ich. Soll sogar seine Freundin sein.«
Die junge Polizistin warf Linkohr einen warnenden Blick zu. »Und was hat man über diese Damen gesprochen?«
Kowick wurde erneut widerspenstig. »Warum fragen Sie den Igor nicht selbst? Ich möchte mich da raushalten.« Er wartete vergeblich auf eine Reaktion der beiden Ermittler. »Ich hab weder mit dem Selbstmord noch mit dieser Brandstiftung etwas zu tun. Und schon gar nicht mit der Sache mit dem Pfarrer.«
»Aber Manuel ist doch Ihr Sohn?«, hakte Vanessa schnell noch einmal nach.
Kowick zog die Augenbrauen zusammen. »Das haben Sie mich doch schon mal gefragt«, erwiderte er irritiert.
»Und Hartmann, den haben Sie gut gekannt?« Manchmal war es dienlich, ein Thema schnell zu wechseln, um den
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