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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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geöffnet hatte und Manuel aus sicherer Distanz das lautstarke Gespräch verfolgte.
    »Das Verfahren gegen Sie …«, wollte Linkohr den aufbrausenden Pfarrer bremsen, aber der ließ sich nicht besänftigen und fuhr dem Kriminalisten barsch über den Mund: »Das Verfahren wird zeigen, dass ich schuldig bin. Was denn sonst? Und ich bin ein für alle Mal erledigt. Aus. Fertig.« Er holte tief Luft und deutete auf Sandra, die offenbar mit den Tränen kämpfte und auf den Fußboden starrte. »Schauen Sie sich doch diese Frau an …«
    »Bitte, Herr Kugler«, wies ihn Linkohr energisch in die Schranken, »das hat jetzt nichts mit unserem Fall zu tun.«
    »Und ob!« Kugler schien bereit, bis zum Äußersten zu kämpfen. Auf seiner Stirn hatten sich feine Schweißperlen gebildet. »Diese Frau ist psychisch am Ende. Überfordert mit der Erziehung ihres Kindes, überfordert mit ihrer Arbeit, ausgebeutet von Mompach …«
    Vanessa unterbrach ihn jetzt ebenfalls lautstark: »Jetzt machen Sie mal halblang, Herr Kugler. Sie werden noch ausreichend Gelegenheit haben, Ihre Sicht der Dinge darzulegen. Beim Schöffengericht oder beim Landgericht, je nachdem.«
    Kugler schnaubte vor Wut. »Nur mit einem kleinen Unterschied, verehrte Dame: Dass mir dort niemand glauben wird. Man wird diese arme Frau bedauern«, er deutete auf Sandra, »deren Bub jetzt auch noch von einem Pfarrer missbraucht wurde, dem ohnehin ein schlechter Ruf vorausgeeilt ist.«
    »Sie sollten endlich aufhören, sich selbst zu bemitleiden«, fuhr ihn Vanessa an. »Und jetzt wäre es nett, wenn Sie uns mit Frau Kowick allein ließen.«
    »Ach?«, brauste Kugler auf. »Sie wollen mich rausschmeißen? Sie? Aus Frau Kowicks Wohnung? Ich glaube, dass das Hausrecht hier noch immer ihr zusteht.«
    »Es könnte doch sein, dass es auch Frau Kowicks Wunsch ist.«
    Sandra hielt inzwischen ein Papiertaschentuch auf die Augen gedrückt und schluchzte leise in sich hinein. Draußen auf dem Flur hatte sich die Tür wieder geschlossen.
    Kugler dachte nicht daran, klein beizugeben. »Dann fragen wir Frau Kowick doch, ob ich gehen soll.« Er sah sie von der Seite an. Doch Sandra brachte mit ihrer tränenerstickten Stimme keinen vernehmbaren Laut hervor. Auch ihre Kopfbewegungen ließen sich nicht deuten.
    Kugler blieb hartnäckig: »Haben Sie Frau Kowick schon mal gefragt, weshalb sich ihr Ex-Ehemann nicht um Manuel kümmert? Ist dessen Verhalten normal, wenn er am selben Ort wohnt und ihm das eigene Kind so gut wie nichts bedeutet?«
    Vanessa wollte dazu nichts sagen. Und Linkohr entschied, den Besuch zu beenden.

    Mompach hatte geduscht, sich eine Freizeitjacke umgeworfen und war zum Schulhaus gefahren. Im Foyer brannte Licht, und als er eintrat, kam Bürgermeister Hugo Benninger mit einem gezwungenen Lächeln auf ihn zu. »Schön, dass du’s noch hast möglich machen können. Mir ist viel daran gelegen, dass wir uns noch vor dem Wochenende über einige Dinge unterhalten.«
    Er ging voraus zum Zimmer der Schulleiterin, in dem sie sich immer trafen, wenn es Aktuelles zu besprechen gab, das nicht die Kommunalpolitik betraf. Rektorin Karin Stenzel begrüßte die beiden Männer mit Handschlag und bot ihnen Platz auf den Besucherstühlen an, während sie sich hinter ihrem Schreibtisch niederließ. Ihr Gesicht war blass. »Ich kann euch leider nichts zum Trinken anbieten.«
    »Wir machen’s kurz«, erwiderte Benninger und schlug die Beine übereinander. »Ihr habt ja heute selbst gelesen, was passiert ist. Die kommunale Gemeinde mischt sich offiziell nicht in die Angelegenheiten der Kirche ein. Deshalb möchte ich mit euch auch nicht in eurer Eigenschaft als Gemeinderäte reden.«
    Er sah zu Mompach, der Mühe hatte, sich auf das Gesagte zu konzentrieren. »Der Pfarrer ist seit heute Vormittag beurlaubt. Das hat mir der Oberkirchenrat am frühen Nachmittag mitgeteilt. Zum Erntedankgottesdienst am Sonntag wird eine Vertretung aus Geislingen kommen.« Als stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats war er als Erster über diesen Schritt informiert worden.
    Karin Stenzel nickte ihm verständnisvoll zu. »Dies alles ist dem Dorffrieden nicht gerade zuträglich. Ich befürchte, es werden wieder alte Wunden aufgerissen.«
    »Alte Wunden?«, wunderte sich Mompach. »Woran denkst du?«
    »Ach, Heiko, erspar mir das alles«, winkte Frau Stenzel angewidert ab.
    »Ich glaube«, meinte Bürgermeister Benninger, »es ist nicht mal die schlechteste Lösung, dass der Oberkirchenrat ein

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