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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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dass sie ihn dort überraschte. Heute roch es nicht nach Rauch, er war also die vergangenen Stunden nicht hier gewesen. Ein Lichtschimmer reichte trotz des Nebels zur Backsteinumrandung der Feuerstelle, die sich schemenhaft von der dunklen Umgebung abhob. Alles, was zuletzt verbrannt worden war, hatte sich vollständig in Asche aufgelöst.
    Sandra blieb für einen Moment nachdenklich stehen. Meist waren es wohl leere Kunstdüngersäcke, aber auch jede Menge andere Plastikbehältnisse, die Mompach auf illegale Weise beseitigte, ohne Rücksicht auf die Schadstoffe, die er damit in die Luft jagte.
    Gerade als sie ihren Blick zum Giebel der Scheune wandte, störte im rechten Augenwinkel ein Schatten die milchig-dunkle Umgebung. Sandra drehte ihren Kopf reflexartig dorthin und wurde augenblicklich von einer Schockstarre ergriffen. Ihr ganzer Körper schien plötzlich wie gelähmt, ihr Puls beschleunigte sich. »Bitte nicht erschrecken«, drang eine Stimme aus dieser angestrahlten Nebelwand heraus. Es war eine Männerstimme. Eine junge.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Sandra an Flucht. Doch wohin? Oder schreien? Alles sinnlos. Hier gab es niemanden, der sie hören konnte.
    Im Gegenlicht des diffusen Lichts war nichts weiter als die Silhouette einer relativ großen Person zu erkennen, etwa vier Meter entfernt. »Bitte nicht erschrecken, ich tu dir nichts«, wiederholte der Mann ruhig. Die Distanz blieb unverändert. Er hielt sich offenbar bewusst zurück.
    Sandra brachte keinen Laut heraus, ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin nur gekommen, um dir zu helfen«, drang die fremde Stimme an ihre Ohren. Die Stimme hat etwas Beruhigendes, dachte Sandra. Und doch war es ihr, als spräche ein Gespenst zu ihr. Eine undefinierbare Stimme aus einer anderen Welt. »Nimm dich in Acht«, kam es dumpf aus dem Nebel, ganz deutlich, aber nun etwas leiser. »Ich hab’ etwas mitgebracht, das du genau anschauen solltest.« Die Gestalt bewegte sich nun langsam auf sie zu.
    Sandra wich einen halben Schritt zurück.
    »Ich tu dir nichts«, sagte der Unbekannte wieder. Jetzt konnte sie ihn genauer sehen. Die Silhouette nahm Konturen an. Es war ein schlanker Mann, der eine Pudelmütze tief ins Gesicht gezogen und einen Schal bis zur Nase hochgebunden hatte. Sandra zitterte am ganzen Körper. Ein Maskierter, dachte sie. Jemand, der sein Gesicht verbergen wollte, das sie bei diesen schlechten Lichtverhältnissen aber ohnehin nicht hätte erkennen können.
    Der Mann war langsam näher gekommen, stand jetzt etwa zwei Meter vor ihr und streckte ihr die geöffnete rechte Hand entgegen, als wolle er einen kleinen Gegenstand präsentieren. »Hier«, sagte er knapp. »Schau es dir an.«
    Sandra starrte auf die Hand, in der sich tatsächlich etwas befand. Etwas aus Metall. Etwas, das im fahlen Licht silbern schimmerte wie eine Münze.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte er fast flüsternd.
    Sandra kniff die Augen zusammen, um das Objekt besser sehen zu können. Sie war jedoch viel zu sehr von Panik und Entsetzen ergriffen, um sich der Bedeutung dieses Gegenstands bewusst zu werden.
    Die beiden standen sich einige Sekunden lang schweigend gegenüber. Sandra fröstelte. Doch anstatt zu flüchten, wie sie es für einen Moment in Erwägung gezogen hatte, wich sie nur noch einmal einen Schritt zurück.
    Die ausgestreckte Hand krümmte sich langsam zu einer Faust. Der Unbekannte hatte den schimmernden Gegenstand wieder umschlossen und flüsterte: »Hast du’s gesehen? Ich hab so ein Ding gefunden, hier, am Mittwochmorgen, an dieser Feuerstelle.« Er steckte seine Hände in die Jackentaschen und fügte im Umdrehen hinzu: »Und wenn du willst, kann ich dir noch mehr zeigen.« Während er sich bereits langsam entfernte und ihn die wabernden Nebelschwaden langsam aus der realen Welt auszublenden schienen, hörte Sandra noch seine Stimme: »Und wie war das eigentlich mit Manuel?«

12
    »Da haut’s dir ’s Blech weg.« Linkohr war wieder einmal in allerhöchstes Erstaunen versetzt worden. Jedenfalls entfuhr ihm in solchen Situationen meist dieser Spruch, der bisweilen für Unverständnis sorgte – insbesondere in der Gegenwart von Menschen, die nördlich der Mainlinie aufgewachsen waren und sich im Umgang mit schwäbischer Mentalität und Sprache schwertaten. Doch davon ließ sich der junge Kriminalist nicht beeindrucken. Und als vor einigen Monaten Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse öffentlich

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