Machtlos
in Kopenhagen beim letzten Klimagipfel hat er den Schwanz eingezogen.«
»Und was hat ihn bewogen, seine Meinung zu ändern?«, wollte Mayer wissen.
Martinez antwortete nicht gleich. »Dazu kann ich nichts sagen«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang, als habe er dem nichts hinzuzufügen.
»Wie stehst du zu ihm?«
»Was er macht, hat Hand und Fuß. Ich werde nicht zulassen, dass sie ihn umbringen. Weder ihn noch seine Familie.«
Mayer dachte an Archers Worte. Klimaschutz statt Rüstungswettstreit. Der Klimagipfel als letzte Chance für die Menschheit. Es war längst nicht mehr nur fünf vor zwölf. Die Auswirkungen der Klimaveränderungen waren inzwischen weltweit zu spüren. Noch betraf es hauptsächlich die Armenhäuser der Welt, aber es zeichnete sich deutlich ab, dass das nur der Anfang war. Seit über einem Jahr wurde laut Archer hinter den Kulissen an einer gemeinsamen Resolution gearbeitet. Mayer erkannte durchaus die Bedeutung dieser Arbeit, denn aufstrebende Nationen wie China und Indien, die ihren Kohlendioxidausstoß in den vergangenen zwanzig Jahren um fast zweihundert Prozent gesteigert hatten, würden auf breiter Linie nur mitziehen, wenn die Amerikaner sich als Vorreiter einer neuen Politik generierten.
Aber das war nur die eine Seite der Medaille.
Eine Einigung der Regierungen der Industriestaaten auf die Linie des amerikanischen Präsidenten würde nicht nur die Rüstungsindustrie der Vereinigten Staaten ins Wanken bringen. Weltweit würden die Konzerne ums Überleben kämpfen müssen. Der gewaltsame Tod des US -Präsidenten wäre Zeichen und Warnung für alle. Im Grunde war es ganz einfach.
Angesichts der Brisanz der Situation war es klar gewesen, dass Martinez nicht in Rumänien bleiben und aus der Ferne verfolgen würde, was geschah, und in Anbetracht der Gesamtsituation war es vermutlich eine vorausschauende Entscheidung gewesen. Wenn alles nach Plan lief, würde es im Nachhinein unzählige Fragen und Untersuchungen geben. Und wenn Burroughs aufflog, würden auch die Geschehnisse in Rumänien und das Schicksal von Noor al-Almawi und Valerie Weymann zur Sprache kommen.
»Wenn wir hier fertig sind, solltest du nicht nach Rumänien zurückgehen«, sagte Mayer deshalb, als er Martinez jetzt in der Hamburger Hotellobby gegenübersaß.
Martinez zog eine Braue hoch.
»Valerie Weymann wird dich nicht namentlich nennen«, fuhr Mayer fort, »aber es ist vermutlich besser, wenn du nicht mehr da bist.«
»Du hast sie also dazu gekriegt, auszusagen?«
Mayer nickte.
»Wie geht es ihr?«
»Das wird sich mit der Zeit zeigen. Ihr wart gründlich.«
»Das ist mein Job.«
»Ich weiß, Don.«
Sie tauschten einen schweigenden Blick, doch bevor einer von ihnen noch etwas dazu sagen konnte, traten Wetzel und Schavan durch die große Glastür. Sie waren nach wie vor die beiden Einzigen, die eingeweiht waren. Mayer sah, wie Martinez sie taxierte und kurz zur Begrüßung nickte, als Mayer sie einander vorstellte. Ihm entging auch nicht Wetzels Blick, der am Arm des Amerikaners hängen blieb, als dieser seinen Pullover hochschob und die aufwendige Tätowierung zum Vorschein kam.
»Es ist wohl besser, wenn wir uns einen anderen Platz als das Foyer suchen«, bemerkte Schavan mit einem nervösen Blick.
Martinez lächelte sardonisch, sagte aber nichts.
»Burroughs hat uns alle an der Nase herumgeführt«, bemerkte Schavan, nachdem sie sich in Mayers Hotelzimmer zurückgezogen hatten. »Und er hat es verdammt geschickt eingefädelt.«
»Burroughs ist einer der Besten«, erwiderte Martinez, »aber 9/11 hat ihn aus dem Ruder geworfen. Das wissen alle in der Agency.« Er sah sie der Reihe nach an. »Wo ist er jetzt?«
»Im Polizeipräsidium. Er leitet dort eine Arbeitsgruppe. Danach hat er eine Besprechung im Amerikanischen Konsulat.«
»Wir müssen behutsam auftreten.«
»Wie gehen wir vor?«, wollte Wetzel wissen.
»Wir nehmen uns als Erstes sein Helferlein vor«, erwiderte Martinez.
»Er arbeitet nicht allein?«, fragte Schavan überrascht.
»John Miller steckt mit drin«, klärte Mayer den Mann vom BKA auf.
»John Miller?« Schavans Gesicht spiegelte Mayers eigenes Erstaunen wider, als er davon erfahren hatte. Wetzel dagegen saß da, als bestätigte sich für ihn gerade eine stille Vermutung.
»Scheiße, was?«, sagte Martinez und grinste. »Burroughs hat ihn in der Hand, aber selbst ich hätte nicht gedacht, dass er es einmal auf diese Weise ausnutzen würde.«
»Worum geht es?«, wollte
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