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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Sekretärin: »Ein Herr Mayer ist hier für Sie.«
    »Schicken Sie ihn herein«, sagte er. »Wir haben einen Termin.« Er fragte sich, was Eric Mayer von ihm wollte. Vor einer guten Stunde hatte er ihn angerufen und um ein kurzfristiges Treffen gebeten.
    »Guten Tag, Herr Weymann«, sagte Mayer, als er Augenblicke später eintrat. Er hatte einen Aktenkoffer in der Hand.
    »Ich hätte nicht gedacht, Sie wiederzusehen«, bemerkte Marc kühl. »Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, wie Sie nach allem, was gewesen ist, überhaupt um ein Treffen ersuchen können.«
    Mayer legte seinen Mantel ab. Wie bei ihrer letzten Begegnung, als Valerie in der syrischen Botschaft gewesen war und Mayer ihm hier in diesem Büro von ihrem Verhältnis mit Abidi erzählt hatte, war er tadellos gekleidet. Er setzte sich und klappte seinen Aktenkoffer auf. »Ich habe wenig Zeit, ich würde gern gleich zur Sache kommen«, sagte er, ohne auf Marcs anklagende Worte einzugehen, aber Marc ließ sich nicht so leicht einschüchtern.
    »Anscheinend hatte niemand in Ihrer Behörde und Regierung in den vergangenen Wochen Zeit«, entfuhr es ihm. »Oder wie darf ich es verstehen, dass nicht ein Wort der Entschuldigung ausgesprochen worden ist nach allem, was meiner Frau und unserer Familie angetan wurde? Ich habe bislang immer geglaubt, wir leben in einer Demokratie, einem Rechtsstaat, in dem Menschen nicht einfach verhaftet und verschleppt werden können wie in einer Bananenrepublik.«
    »Es ist sehr bedauerlich, was passiert ist«, bemerkte Mayer ruhig. »Ich kann es nicht ungeschehen machen. Aber ich habe hier etwas, das ich Ihnen geben möchte.« Er zog einen Stapel zusammengehefteter Papiere aus seinem Koffer. »Ich bitte Sie, diese Unterlagen vertraulich zu behandeln. Sie beinhalten die komplette Aussage Ihrer Frau zu den Ereignissen in Rumänien. Einige Passagen sind aus Sicherheitsgründen geschwärzt.« Er reichte die Papiere über den Tisch an Marc.
    Marc starrte ungläubig darauf. Dann fragte er Mayer: »Was soll ich damit? Warum …«
    »Lesen Sie es, dann werden Sie es verstehen«, fiel Mayer ihm ins Wort. »Wir sind Ihrer Frau sehr dankbar, dass sie diese Aussage gemacht hat. Ohne sie hätten wir unsere Ermittlungen nicht weiterführen können.«
    »Ja, aber …« Marc war völlig perplex. Mayers kühle Sachlichkeit überrollte ihn geradezu und ließ keinen Raum für seinen Zorn.
    »So wie ich Ihre Frau während der Befragung erlebt habe, wird sie vorerst nicht in der Lage sein, erneut darüber zu sprechen«, fuhr Mayer fort. »Ich denke aber, dass Sie wissen sollten, was passiert ist, um mit der Situation umgehen zu können.«
    Marc räusperte sich. »Ich nehme an, dass das nicht die übliche Vorgehensweise Ihrer Behörde ist.«
    »Ich vertraue auf Ihre Integrität«, sagte Mayer und stand auf. Marcs Vorwürfe und Angriffe schienen ihn nicht im Mindesten aus der Fassung gebracht zu haben.
    »Warum tun Sie das?«, wollte Marc wissen, während der BND -Mann seinen Mantel überstreifte.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Herr Weymann«, antwortete Eric Mayer und nahm seinen Aktenkoffer. »Aber ich möchte, dass Ihre Frau jede Unterstützung bekommt, die sie jetzt braucht. Insbesondere die Ihre.« Seine Hand lag bei seinen letzten Worten bereits auf der Klinke. »Ich wünsche Ihnen alles Gute.«
    »Ich nehme an, wir sehen uns nicht wieder«, sagte Marc.
    »Vermutlich nicht.«
    Und dann war Mayer fort. So schnell und überraschend, wie er gekommen war.
    Marc ging zurück zu seinem Schreibtisch und blickte auf die Seiten, die Valeries Aussage enthielten. Er setzte sich und ließ seine Finger darüber gleiten, blätterte sie flüchtig durch. Dann schlug er die erste Seite auf und begann zu lesen. Es war später Nachmittag, und die meisten Angestellten der Reederei hatten bereits Feierabend. Bedrückende Stille lag über dem Büro, und die Dunkelheit war längst hereingebrochen, als Marc schließlich die letzte Seite zuschlug. Niemand sah, wie er den Kopf darauf sinken ließ und weinte.
    * * *
    Eric Mayer stieg aus dem Flugzeug. Wind fegte ihm Sand ins Gesicht, und Braun in den verschiedensten Schattierungen war die beherrschende Farbe der Landschaft um ihn herum. Eine Bergkette erhob sich am Horizont in den weiten blauen Himmel. Er nahm seine Sonnenbrille aus der Brusttasche seines Sakkos und setzte sie auf. Am Ende der Gangway wartete eine dunkle Limousine auf ihn. Der Fahrer sprang beflissen heraus, als er ihn bemerkte, und Mayer stieg

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