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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Tür auf, als eine weitere Explosion den Wagen erschütterte, so nah, dass die Druckwelle sie beinahe zu Boden warf. Eine immense Staubwolke rollte auf sie zu, wo eben noch das flache Gebäude eines Restaurants gestanden hatte. Aus dem Staub lösten sich zwei, drei, nein, vier Gestalten und kamen taumelnd auf sie zugelaufen. Eine von ihnen brach zusammen. Burroughs wurde von den Männern hinter ihm aus dem Wagen geschoben und sah gerade noch, wie Mayer in der Staubwolke verschwand, gefolgt von einer Handvoll Feuerwehrleute. Dann stürzte er. Es krachte erneut, und aus den Überresten des Gebäudes schoss mit einem gewaltigen Zischen eine Feuersäule empor. Sirenen schrillten plötzlich überall. Irgendwo schrie jemand.
    Burroughs hielt sich die Ohren zu, atmete Staub und Dreck ein, während er unter den Wagen robbte, um sich vor den Gesteinsbrocken zu schützen, die auf ihn herabregneten.
    * * *
    Marc Weymann verfolgte zusammen mit seinen Mitarbeitern ungläubig vor dem Fernseher die Bilder der Explosionen am Dammtorbahnhof. Die Fernsehteams sendeten live. Sie waren seit Bekanntwerden der Absperrung vor Ort. Das Büro der Reederei lag nur wenige hundert Meter vom Dammtorbahnhof in Richtung Gänsemarkt. Die Detonation hatte die Scheiben klirren lassen, die Wolke aus Rauch und Staub war über die Dächer hinweg bis zu ihnen zu sehen.
    »Ein terroristischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden«,
rief eine aufgelöste Reporterin,
»möglicherweise gibt es Verbindungen zu dem Anschlag in Kopenhagen.«
    Marc atmete tief durch.
    Kopenhagen.
    Er dachte an Valerie. An Noor …
    »Diese verdammten Schweine«, sagte einer seiner Mitarbeiter und zündete sich ungeachtet des Rauchverbots in ihrem Büro eine Zigarette an. Marc wies ihn nicht zurecht.
    »Die sollte man …«, begann ein anderer.
    Marc wandte sich ab und verließ den Raum. Es waren nur wenige Schritte in sein Büro. Er ließ die Tür ins Schloss fallen und lehnte sich gegen die kühle Wand. Schloss die Augen. Sprachfetzen erreichten ihn.
»… rechtzeitig evakuiert … vermutlich dennoch drei Tote …«
Ein unkontrolliertes Zittern durchlief seinen Körper.
    * * *
    Eric Mayer trat hustend zur Seite, um dem Rettungsteam Platz zu machen, das unter den Trümmern des Restaurants nach Vermissten suchte. Mit bloßen Händen gruben die Feuerwehrleute in den Schutthaufen, unter denen sie auch einen ihrer Kameraden vermuteten. Verstärkung rückte an. Gemeinsam hoben sie Steine an und schaufelten Geröll weg, Reste von Weihnachtsdekoration. Mayer wischte sich mit einem Taschentuch Staub und Ruß von Gesicht und Hals. Drei Tote hatte die Explosion des Restaurants neben dem Bahnhof bislang gefordert. Zwei Männer der Feuerwehr und einen Obdachlosen, der sich zusammen mit seinem Hund in der Abstellkammer des Gebäudes gegen die Kälte verkrochen hatte und bei der Evakuierung nicht entdeckt worden war. Zwei weitere Personen wurden noch vermisst. Jemand griff nach seinem Arm.
    Mayer wandte sich um und erblickte einen Sanitäter. »Alles in Ordnung«, wiegelte er ab. »Kümmern Sie sich um die anderen.« Der Sanitäter wies wortlos auf das Taschentuch, das Mayer noch in der Hand hielt. Es war voller Blut. »Ihre Ohren«, sagte der Sanitäter.
    Mayer folgte ihm hinaus. Blaulicht blinkte vor dem Gebäude auf, als ein Krankenwagen wendete und losfuhr. Der Sanitäter führte ihn zu einem weiteren Fahrzeug, in dem eine junge Ärztin einem Feuerwehrmann die Hand verband.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie, und allmählich spürte Mayer den Druck, der sich in seinem Kopf aufbaute. »Ich bin hier gleich fertig.«
    Widerwillig ließ er sich auf einer Stufe nieder und wartete. Der Feuerwehrmann musterte ihn neugierig. Schließlich war sie so weit und wandte sich ihm zu.
    Sie arbeitete sicher und zügig. Ihre Handgriffe waren dennoch behutsam, und Mayer spürte, wie er sich entspannte.
    »Sie haben ein Explosionstrauma«, sagte sie, als sie die Untersuchung seiner Ohren abgeschlossen hatte. »Sie brauchen dringend eine Infusion, damit wir eine dauernde Schädigung des Gehörgangs vermeiden. Ihr Trommelfell ist unverletzt, aber …«
    »Ich kann hier nicht weg«, erwiderte er kurz angebunden.
    »Sie sind verletzt.«
    Er zog seinen Dienstausweis aus seiner Innentasche. Sie starrte darauf, dann sah sie ihn an, als wäre er ein Fabeltier. »Wir machen es hier vor Ort. Ich habe alles da«, sagte sie schließlich.
    Sie führte eine Kanüle in seinen Handrücken ein und fixierte

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