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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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erreicht.«
    »Bitte? Was denn?«
    »Die Zusage, dass sich das Kanzleramt für Valerie einsetzen wird. Unser Gesprächspartner wird die Informationen, die er von uns erhalten hat, mit dem nötigen Nachdruck weiterleiten.«
    »Auf mich hat er eher den Eindruck gemacht, als fasse er dieses heiße Eisen nicht gern an.«
    »Valeries Entführung durch die CIA schlägt hohe Wellen in diesem Haus. Sie wird als ein klarer Affront bewertet.«
    »Sie wissen hier also schon Bescheid?«
    »Selbstverständlich.«
    Marcs Geduldsfaden riss endgültig. »Können Sie mir dann bitte erklären, warum wir diesen Affenzirkus veranstalten?«, fragte er mit vor Wut bebender Stimme.
    »Wir haben deutlich gemacht, dass wir über ebenso viel Informationen verfügen wie das Ministerium. Informationen, die wir jederzeit der Öffentlichkeit zugänglich machen können.« Er sah Marc über den Rand seiner Lesebrille an, die er gerade aufgesetzt hatte. »Das nennt man Diplomatie.«
    Marc ersparte sich einen Kommentar. »Was ist mit den Beweisen, die er verlangt? Wer soll die erbringen?«, fragte er stattdessen.
    »Marc, ich bitte Sie«, stöhnte Meisenberg auf. »Glauben Sie denn wirklich immer noch, dass der Staatssekretär so ahnungslos ist, wie er sich gibt? Das Bundeskanzleramt ist über die Vorfälle in Hamburg informiert, schließlich ist der Leiter des Kanzleramtes auch der Koordinator der Nachrichtendienste, und Valeries Beteiligung und selbst die von Noor al-Almawi ist längst in Frage gestellt worden. Unser Besuch wird die bereits laufenden Ermittlungen hoffentlich beschleunigen. Ich denke, wir sind kurz vor dem Durchbruch.« Er wischte die Scheibe frei und sah hinaus auf einen großen geschmückten Weihnachtsbaum, der vor einem Geschäft platziert war. »Wir müssen es nur schaffen, bevor alle im Weihnachtsurlaub verschwinden.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Zwischen Weihnachten und Neujahr wird man keine Schritte unternehmen.«
    Marc presste die Lippen zusammen. Valerie wurde in einem Gefängnis gefangen gehalten. Ihr Leben war bedroht, und Politiker und Staatsbeamte fuhren nach Hause zu ihren Familien und aßen Gänsebraten. Bis Weihnachten waren es noch drei Tage. Noch nie in seinem Leben hatte er dem Fest mit solchem Entsetzen entgegengesehen.
    * * *
    Mayers Zweifel an der Verhaftung der beiden Männer hatten sich bewahrheitet. Sie hatten die Anschuldigungen gegen die beiden Terrorverdächtigen wegen mangelnder Beweise nicht aufrechterhalten können. Die Männer blieben aber aus Sicherheitsgründen bis nach dem Gipfel in Haft. Ihr Umfeld wurde streng überwacht, aber wie zu erwarten ergab diese Überwachung keine neuen Erkenntnisse. Stattdessen waren die Medien aufmerksam geworden. Vor allem in der Boulevard-Presse kamen alle zu Wort, vom Nachbarn bis zu den Kommilitonen der Verdächtigen. Sie machten viel Wind um nichts, von dem sich vor allem die zuständigen Politiker unter Druck setzen ließen, die diesen Druck wiederum weiter nach unten leiteten. Jochen Schavan hatte ein paar sehr schlechte Tage, bevor sich die Wogen wieder glätteten. John Miller, dessen Büro die Informationen für die Aktion geliefert hatte, tauchte mehr oder weniger ab, nachdem er sich mit dem Vorschlag, die mutmaßlichen Täter ins Ausland bringen zu lassen, nicht hatte durchsetzen können. Es waren unkoordinierte Tage, während derer sie nicht einen Schritt mit ihren Ermittlungen weiterkamen.
    »Wenn es nicht so absurd wäre, würde ich fast sagen, das hat jemand inszeniert, um uns aus der Spur zu werfen«, bemerkte Archer bei einem gemeinsamen Abendessen.
    »Wir sind wieder genauso weit wie vor dem Dammtoranschlag«, fügte Mayer hinzu. »Nur haben wir noch weniger Hinweise auf mögliche Täterkreise.«
    Sie saßen in einem indischen Restaurant im Grindelviertel nahe der Universität. Es war eine willkommene Abwechslung zum Kantinenessen im Polizeipräsidium.
    »Hat die Spur in diese muslimische Gemeinde noch etwas ergeben?«, wollte Archer wissen.
    Mayer seufzte. »Sie ist so kalt wie alles andere. Die Kontakte, die Meisenberg nach Pakistan hat, laufen in Abstimmung mit unserem Wirtschaftsministerium, Näheres ließ sich noch nicht in Erfahrung bringen. Die Verantwortlichen halten sich alle sehr bedeckt. Vermutlich geht es um Waffen.« In ihrer Verzweiflung hatten sie sogar noch einmal den Kontakt zu den dänischen Kollegen gesucht und das Umfeld der beiden Nordafrikaner durchkämmt, die für den Anschlag im Tivoli verantwortlich waren.
    »Der

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