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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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amerikanische Präsident überlegt, ob er dem Gipfel fernbleibt, solange die Sicherheitslage ungeklärt ist«, sagte Archer.
    Es war eine Information, die Mayer auch schon erhalten hatte. Er fragte sich, ob er Archer von Wetzels Fund erzählen sollte, Abidis Foto vom Hamburger Flughafen. In Absprache mit seinem direkten Vorgesetzten hatten sie das Beweisstück den anderen Mitgliedern der Anti-Terror-Einheit bislang vorenthalten. Zumindest wollten sie so lange darüber Stillschweigen bewahren, bis sie geklärt hatten, was dahintersteckte. Jochen Schavan war informiert und arbeitete mit seinem Team daran. Mayer entschied sich, Marion Archer nicht einzuweihen. Er mochte sie, doch er vertraute ihr letztlich nicht mehr als den anderen. »Mehrere Sondereinheiten der Polizei haben mit Spezialgeräten die gesamte Innenstadt um das Rathaus herum durchkämmt«, sagte er auf ihre Bemerkung hin. »Ebenso die Route, die der Präsident vom Hotel aus nehmen wird. Die Vermutungen, dass bereits Sprengsätze platziert sind, haben sich nicht bestätigt. Es ist alles sauber.«
    Archer nickte. »Wenn man die Medien verfolgt, hat die anfängliche Begeisterung der Bevölkerung über den Besuch und den Gipfel in dieser Stadt angesichts der verschärften Sicherheitsmaßnahmen stark nachgelassen.«
    »Wundert Sie das?«, fragte Mayer.
    »Nein, es ist überall das Gleiche. Wir erleben das immer wieder, egal, wohin wir kommen. Seit dem Mord an Kennedy vor bald einem halben Jahrhundert gibt es keine echte Volksnähe der großen Politiker mehr. Die ursprüngliche Leichtigkeit ist Geschichte.«
    »Trotzdem werden die Fernsehstationen Bilder von winkenden, Fähnchen schwenkenden Menschen in die Welt senden.«
    Archer lächelte. »Höre ich da einen zynischen Unterton in Ihrer Stimme, Eric?«
    »Eher eine gewisse Müdigkeit.«
    »Wie nennt man es bei Ihnen? Politikverdrossenheit?«
    »Vielleicht auch das«, gab Mayer zu. Es war mehr. Es waren die Opfer, die der reibungslose Auftritt forderte, und das, was hinter den Kulissen geschah, aber von der Öffentlichkeit nie bemerkt wurde – Schicksale wie von Safwan Abidi oder Valerie Weymann. Es gab sie immer wieder, überall. Kollateralschäden. Marion Archer nahm sie fraglos in Kauf, wenn es dem großen Ganzen dienlich war, und unterschied sich in diesem Punkt nicht von ihren amerikanischen Kollegen.
    »Noch einen Kaffee?«, fragte er und blickte auf seine Uhr.
    »Gern«, antwortete sie, nicht ahnend, was ihm durch den Kopf ging.
    »Immerhin scheinen sich die Proteste gegen das Treffen in Grenzen zu halten«, sagte er, nachdem die Bedienung den Kaffee gebracht hatte. »Wir werden uns wie immer mit ein paar Autonomen auseinandersetzen müssen, aber wir erwarten nur wenige Gegendemonstrationen.«
    »Abrüstung zugunsten des Klimaschutzes trifft den Nerv der Bevölkerung«, erklärte Archer und nahm sofort die Chance wahr, ihr Lieblingsthema in den Fokus zu rücken. »Wenn auch nicht den der Industrie.« Bei Mayer klingelte es bei diesen Worten, doch er konnte nicht greifen, was.
    Wenig später verließen die beiden Agenten das Restaurant. Es hatte wieder zu schneien begonnen, und die Flocken wirbelten ihnen entgegen, als sie aus der Tür traten. Archer warf einen Blick auf die langsam dahinrollenden Fahrzeuge auf der Straße. »In zwei Tagen ist Weihnachten, und wir haben nichts Besseres zu tun, als diese Stadt in eine Festung zu verwandeln.« Sie seufzte. »Was werden Sie an Heiligabend machen?«
    »Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht«, sagte Mayer überrascht. »Vermutlich werde ich arbeiten. Und Sie?«
    Sie zog sich die pelzbesetzte Kapuze ihres Mantels über das blonde Haar. »Mein Mann kommt morgen für drei Tage«, erwiderte sie. »Wir werden nicht viel Zeit füreinander haben, aber den Gedanken, über die Feiertage abends allein in meinem Hotelzimmer zu sitzen, fand ich einfach zu deprimierend.«
    Ein paar der Mitarbeiter des Teams verließen Hamburg, um wenigstens für ein oder zwei Tage bei ihren Familien zu sein. Die meisten blieben jedoch. Sie würden sich in der ein oder anderen Hotelbar zusammenfinden, und mit steigendem Alkoholpegel würde auch die Lautstärke der Weihnachtslieder wachsen, bis die Ersten dann von Rührung und Heimweh überwältigt auf ihre Zimmer verschwanden. Es wäre nicht das erste Mal, dass er das erlebte. Und es würde vermutlich auch nicht das letzte Mal sein.
     
    Am nächsten Morgen war Mayer einer der Ersten im Polizeipräsidium. Die Etage, in der

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