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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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»Sie haben geglaubt, ich hätte in der Zwischenzeit nichts unternommen. Aber wir bewegen uns auf politischem und diplomatischem Parkett. Das braucht Zeit und Fingerspitzengefühl.«
    »Wir haben keine Zeit«, hatte Marc protestiert.
    »Ich verstehe, dass Ihre Angst um Valerie Sie treibt, aber wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir besonnen handeln. Gott sei Dank haben die Medien Sie abgewiesen.«
    Auch Franka von Sandt hatte ihm davon abgeraten, sich an die Medien zu wenden. »Das ist ein Druckmittel, das wir zuallerletzt einsetzen. Wir wollen die Fronten nicht unnötig verhärten.« Marc hatte von ihr erfahren, dass es immer wieder Fälle von Entführungen und Verhaftungen gab, die unbemerkt von der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen besprochen und gelöst wurden. Dem gegenüber standen die wenigen spektakulären Fälle, die in der Presse breitgetreten wurden.
    »Möchten Sie noch einen Kaffee, bevor wir raufgehen?«, fragte Meisenberg.
    Marc schüttelte den Kopf. Er war nervös bis in die Zehenspitzen. Mit Betreten des Gebäudes hatte es ihn überfallen. War ihm beim Anblick von Bundesadler und deutscher Flagge sehr deutlich geworden, auf welcher Ebene sie sich hier bewegten. Was würde passieren, wenn sie scheiterten? Es gab keine höhere Instanz, an die er sich wenden und um Hilfe für seine Frau ersuchen konnte.
    »Entspannen Sie sich«, beruhigte Meisenberg ihn. »Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit.« Er wies auf Marcs Aktentasche. »Sie haben alle Unterlagen im Original dabei?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Marc. Meisenberg hatte alles in Kopie erhalten. Er war bereits seit Tagen in Berlin, weshalb Marc ihn in Hamburg auch nicht hatte erreichen können. »Meinen Sie, das, was wir haben, wird ausreichen?«, fragte Marc.
    Franka von Sandts Kollegen hatten bereits seit einiger Zeit ein altes Militärgelände im Herzen Rumäniens im Blick gehabt, von dem sie annahmen, dass die CIA trotz Schließung der
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weiterhin Gefangene dorthin brachte. In akribischer Recherchearbeit hatten sie herausgefunden, dass Valerie zusammen mit einem amerikanischen Agenten namens Robert F. Burroughs vom Hamburger Flughafen aus mit einem Learjet nach Rumänien geflogen war. Der offizielle Zielflughafen Bukarest war wegen angeblicher Probleme mit der Treibstoffversorgung nicht angeflogen worden. Stattdessen war die Maschine im Herzen des Landes auf einem Provinzflughafen gelandet, in dessen Nähe das Militärgelände lag. Es gab eine Luftaufnahme von dem Gebäudekomplex und Aussagen von der rumänischen Bevölkerung in der Umgebung über »die Amerikaner«. Ein Mann, auf den Burroughs’ Beschreibung passte, war in den letzten Tagen dort gesehen worden. Allerdings gab es keinen endgültigen Beweis dafür, dass Valerie dort festgehalten wurde. Niemand hatte sie gesehen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es so war, war sehr groß.
    »Wir sind gut aufgestellt«, beruhigte Meisenberg ihn erneut.
     
    Endlich war es so weit. Nach eingehenden Ausweis- und Personenkontrollen, die Meisenberg mit dem ihm eigenen Humor kommentierte, wurden sie von einem BKA -Beamten in den sechsten Stock begleitet, wo ein enger Mitarbeiter des Kanzleramtschefs sie bereits erwartete. Wäre Marc nicht so aufgeregt gewesen, hätte ihn das Bewusstsein, sich nur eine Etage unter dem Kanzlerbüro zu befinden, sicher amüsiert. So fehlte ihm jeder Blick für die Menschen um ihn herum. Er folgte Meisenberg aus der Skylobby mit ihren großen Fensterfronten und den wie in einem Amphitheater anmutenden Stufen. Das Büro des Staatssekretärs war schlicht und funktionell, ausgestattet mit Aktenschränken, Schreibtisch und Computer.
    Marc überließ Meisenberg das Reden, der mit dem ebenfalls leicht korpulenten Mann auf vertrautem Fuß zu stehen schien. Nur wenn Marc direkt angesprochen wurde, sollte er sich äußern. Er hatte sich mit dem Rechtsanwalt auf diese Taktik verständigt. Der Staatssekretär ging die Unterlagen mit ernstem Gesicht durch, wobei sich Marc des Gefühls nicht erwehren konnte, dass diesem der Fall bereits bekannt war. Schließlich lehnte sich der Mann zurück, stützte die Ellbogen auf den Lehnen seines Bürostuhls auf und legte nachdenklich die Fingerkuppen aneinander.
    »Das ist eine heikle Angelegenheit«, sagte er. »Das Problem, meine Herren, liegt darin, dass wir nicht beweisen können, dass Frau Weymann zu Unrecht festgehalten wird. Bislang stellt es sich so dar, als ob sie durchaus an den Verschwörungen, die zu den

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