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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Attentaten geführt haben und zu möglichen weiteren führen könnten, beteiligt ist. Zudem hat sie einem Terrorverdächtigen zur Flucht verholfen.«
    »Das ist absurd«, erwiderte Meisenberg. »Ich bürge für die Frau.«
    Der Staatssekretär zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch. »Sie haben selbst Beziehungen in den Nahen Osten, Dr. Meisenberg, die nicht ganz zweifelsfrei sind«, sagte er zu Marcs Erstaunen.
    »Ich bitte Sie, darüber haben wir bereits gesprochen«, wiegelte Meisenberg ab. »Daraus können Sie mir keinen Strick drehen. Und meiner Kanzleipartnerin schon gar nicht. Sie wusste nichts von den Transaktionen, und ich habe sie in Absprache mit dem Wirtschaftsministerium durchgeführt. Das haben Sie doch sicher überprüfen lassen.«
    Der Staatssekretär lächelte. »Das war nicht leicht. Es handelt sich tatsächlich um eine Verschlusssache.« Er räusperte sich und fügte mit einem Seitenblick auf Marc hinzu: »Aber Sie haben recht. Es gibt Absprachen dazu. Wenn ich auch …« Er unterbrach sich. »Aber das gehört nicht hierher.«
    Marc verfolgte den Austausch mit wachsendem Unbehagen.
    »Es gibt einen Konsens, dass wir das derzeit sehr gute Verhältnis zu den Amerikanern nicht trüben wollen«, fuhr der Beamte fort. »Im Hinblick auf den Klimagipfel, auf den wir uns in gut zwei Wochen in Hamburg vorbereiten, können wir es uns nicht leisten, wegen einer Lappalie etwas zu gefährden …«
    »Moment«, fiel Marc dem Staatssekretär ins Wort. Die Abmachung, die er mit Meisenberg getroffen hatte, war vergessen. »Bezeichnen Sie etwa die Sicherheit und das Leben meiner Frau als Lappalie?«
    Der Mann ihm gegenüber reagierte überraschenderweise nicht ungehalten, sondern strich sich nur ernst über seinen getrimmten Schnurrbart. »Ich verstehe Ihre Erregung, Herr Weymann. Wir sind um das Leben und die Unversehrtheit Ihrer Frau äußerst besorgt. Doch angesichts der großen politischen Bewegungen, die stattfinden, müssen wir sehr genau überlegen, wie wir mit der Situation umgehen.«
    Worthülsen. Mehr war es nicht, was der Politiker absonderte. Marc unterdrückte den Impuls, aufzuspringen und den Raum zu verlassen. Er bezweifelte, dass sie hier Hilfe bekamen. Diese Menschen würden Valerie mit einer fadenscheinigen Begründung ihrem Schicksal überlassen, wenn es ihren politischen Zielen dienlich war.
    »Sie haben zusammen mit der Menschenrechtsorganisation sehr gute Arbeit geleistet, Herr Weymann, und ich kann Ihnen versichern, dass wir sehr dankbar sind, dass Sie sich mit Ihrem Problem direkt an uns gewandt und nicht den Weg über die Medien gesucht haben.«
    Marc fragte sich, ob er einen Anflug von Sarkasmus in der Stimme des Staatssekretärs hörte. Eine Antwort lag ihm auf der Zunge, aber Meisenbergs Hand legte sich wie zufällig auf seinen Arm. Marc verstand die Geste und erwiderte nichts. Der Anwalt beugte sich jetzt vor und übernahm das Wort. »Können wir mit der Unterstützung des Kanzleramtes rechnen, wenn Beweise für Valerie Weymanns Unschuld vorliegen?«, fragte er, und sein Tonfall erinnerte Marc an Valerie, wenn sie ein Ultimatum stellte.
    Der Staatssekretär blickte nachdenklich zwischen ihnen hindurch, bevor er antwortete. »Wenn wir stichhaltige Beweise haben, die belegen, dass Frau Weymann nicht an einer wie auch immer gearteten Verschwörung beteiligt ist oder Terrorverdächtigen Unterstützung gewährt hat, werden wir alles tun, was in unserer Macht steht, um sie nach Deutschland zurückzuholen.« Er stand auf. Als Marc ihn im Gegenlicht vor dem Fenster betrachtete, erinnerte er sich, ihn vor nicht allzu langer Zeit im Fernsehen gesehen zu haben.
    Meisenberg und der Staatssekretär tauschten beim Abschied noch einige Belanglosigkeiten aus. Marc war in seiner eigenen Gedankenwelt versunken. Sie hatten nichts erreicht, so schien es ihm. Nichts war geschehen außer ein wenig Geplänkel. Nichts würde geschehen. Sie würden keine Maßnahmen in die Wege leiten, um seine Frau zu retten, sondern die Angelegenheit zu einer Frage der Schuld hochstilisieren und tatenlos zusehen. Er fragte sich, ob deutsche Behörden tatsächlich tatenlos zusehen durften, wenn ihre Bürger im Ausland gefoltert wurden, ob sie sich darauf zurückziehen durften, dass erst die Unschuld des Betroffenen bewiesen sein musste, bevor sie handelten.
    »Ich habe Sie gewarnt, Marc«, sagte Meisenberg, als sie zusammen im Taxi saßen. »Politik und Diplomatie lassen sich nicht übers Knie brechen. Aber wir haben viel

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