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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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für Lineas Zauber aufzubringen. Fast hätte er vergessen, die Struktur ihrer Magie zu beobachten – aber nur fast…
    Der erste Rote kam. Hoggi instruierte ihn kurz.
    Der Rote spendete.
    Und dann er ging wieder – lammfromm. Noch kein Roter hatte so leise die Tür hinter sich geschlossen.
    Dann kam ein zweiter.
    Ein dritter.
    Ein vierter.
    Später hörte Hoggi auf zu zählen und verlor jedes Zeitgefühl. Er trieb endlos in vollendeter Harmonie mit Lineas Melodie dahin und füllte sein Herz mit Frieden und mit der Gewissheit, dass alles gut werden würde.
    Irgendwann verblasste der sanfte, grüne Schein langsam um Victoria herum und das tiefe Gefühl des Friedens wurde brüchig, so dass erneut Besorgnis und Angst ihren Weg in Hoggis Bewusstsein fanden. Er betrachtete seine Schülerin aufmerksam und untersuchte beklommen die Meridiane. Das feine Gewebe sah für ihn jetzt irgendwie besser und viel weniger zerfetzt aus, doch die Barrieren waren offen und noch immer floss die Magie nahezu ungehindert aus Victoria heraus.
    Unsicher sah er zu Linea rüber. Die Heilerin hatte sich in den letzten Stunden nicht einen Millimeter bewegt und hielt die Augen noch immer geschlossen. Die Erschöpfung war ihr ins Gesicht geschrieben. Schließlich atmete Linea tief ein, entspannte beim Ausatmen ihren Körper und öffnete mit dem nächsten Atemzug langsam ihre Augen.
    Hoggi fragte traurig: „Waren die Membranen zu stark verletzt?“
    Linea schloss erneut die Augen und tat einen tiefen Atemzug. Dann öffnete sie ihre Augen und lächelte den Weißen müde an. „Ich hätte nicht einen Tag später kommen dürfen… Aber die Zauber haben alle angeschlagen, auch wenn es bei der Anregung der Eigenregeneration des Membrangewebes große Probleme gab.“ Müde schloss sie noch einmal ihre Augen.
    Hoggi sah die Heilerin verwirrt an. „Aber die Barrieren sind noch immer fast vollständig geöffnet. Die astrale Kraft verlässt sie noch immer ungehindert.“
    Linea nickte. „So muss es auch sein, mein Freund.“
    Der Weiße legte neugierig seinen Kopf schief. „Warum? Würde sonst die Belastung für die heilenden Membranen zu groß, so dass sie erneut geschädigt würden?“
    Linea lächelte und nickte erneut. „Genau so ist es. Die feinen Häutchen an den Enden der Meridiane würden sofort wieder einreißen, wenn sie dem normalen Druck der astralen Kraft standhalten müssten. Der Heilungsprozess muss erst eine gewisse Zeit fortschreiten, bis die Barrieren langsam wieder ihre Arbeit aufnehmen dürfen. Ich habe sie mit einer magischen Klemme in einen Ruhezustand versetzt.“
    Sie seufzte. „Trotzdem kann ich dir nicht sagen, ob es gereicht hat. So schlimme Meridianverletzungen habe ich noch nie versorgt. Ich bin mir sicher, dass sie ohne ihren Gefährten sofort gestorben wäre. Ich konnte die Verbindung der beiden während meiner Arbeit spüren.“
    Sie sah Hoggi in die Augen und Schmerz füllte ihren Blick. „Er teilt ihr Leid und versucht an ihrer Stelle die Last und die Pein zu tragen. Er umhüllt sie mit Liebe und lenkt ihren Blick vom erlösenden Licht ab. Ich habe in all meinen Jahren als Heilerin keinen Drachen gesehen, der so entschlossen um ein anderes Leben gekämpft hat.“
    Hoggi nickte. „Das liegt wohl an der Eigenart der Gefährtenbindung. … Kann ich noch etwas für Victoria tun?“
    „Vorerst nicht“ , gab Linea zurück. „Jetzt muss ihre Selbstheilung einsetzen. Wir können nur abwarten.“
    Der Weiße lächelte schief. „Geduld war noch nie meine Stärke.“ Er seufzte. „Wirst du wiederkommen?“
    „Ja. Ich versuche heute Abend um dieselbe Zeit wie gestern zu kommen. Vielleicht können wir dann schon die ersten magischen Klemmen an den Barrieren lösen… Aber jetzt muss ich mich beeilen. Auch wenn hier noch tiefste Nacht herrscht, beginnt in der Himmelszitadelle bald der Tag. Ich möchte nicht, dass meine Abwesenheit in der Seuchenstation auffällt.“
    Unwillig runzelte Hoggi die Stirn. „Aber du bist erschöpft! Du hast einiges an eigener Kraft in die Zauber fließen lassen, das spüre ich genau.“
    „Da hast du recht, mein Freund, aber sie wird schon noch für einen Sprung reichen. Ich riskiere lieber, erschöpft durch die Nebel zu reisen, als dass Jalina von meinem kleinen Ausflug erfährt.“
    Hoggi nickte widerstrebend, doch dann hellte sich plötzlich sein Gesicht auf. „Warte!“
    Hoggi drehte sich um und wühlte mit seinen Klauen in einer Kiste mit allerlei medizinischen Utensilien. Dabei murmelte

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