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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Victorias Geist weiter aus der Dunkelheit herauslocken.
    Als Jaromir das nächste Mal erwachte, stand ein alter, grüner Drache am Bett und untersuchte seine Gefährtin behutsam. Das indirekte Licht des Schlafzimmers ließ ihre glänzenden Schuppen in den verschiedensten Grüntönen schillern. Sie war wunderschön und ließ ihn an die satten Farbtöne von irischem Moos, saftigen Wiesen und frisch ergrüntem Mischwald im Mai denken. Er fühlte sich erholt und entspannt wie schon ewig nicht mehr, als er ihre konzentrierte Miene beobachtete.
    Hoggi wuselte ganz aufgeregt in seiner Menschengestalt ums Bett herum und bemerkte als Erster, dass er wach war. „Oh, sieh her Linea! Jaromir ist wach. Dann kann er uns doch berichten, wie es Victoria geht.“
    Die Grüne lächelte ihn freundlich an. „Guten Abend, Jaromir. Es freut mich sehr zu sehen, dass es euch beiden wieder besser geht.“ Ihre Aura verströmte Ruhe und Zuversicht und ihr Lächeln vertrieb seine Sorgen, so wie die ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling die Kälte vertrieben.
    „Danke, Linea. Danke für alles“, sagte Jaromir leise.
    Wieder zeigte sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Grünen. „Das habe ich sehr gern getan… Und jetzt wollen wir sehen, ob es genug war. Ich kann zwar erkennen, dass die Membranen sich regenerieren und die Heilung in Gang gekommen ist, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie schon weit genug fortgeschritten ist. Kannst du mir sagen, wie es Victoria geht, Jaromir?“
    Er nickte und berichtete, was er seinen Freunden auch schon am Nachmittag erzählt hatte. Schließlich ergänzte er noch: „Und sie verspürt seit heute Morgen ein Jucken statt dem Brennen.“
    Linea blickte ihn zufrieden an. „Das wird die Heilung sein. Sehr gut. Wird das Jucken mehr oder lässt es nach?“
    Jaromir runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht recht. Ich glaube, weniger wird es nicht gerade…“
    „In Ordnung. Dann ist die Heilung noch in vollem Gange. Das überrascht mich nicht, bei der Schwere der Verletzungen. Allerdings bedeutet das, dass wir die Klemmen an den Barrieren nicht entfernen dürfen…“ Linea runzelte nachdenklich ihre Stirn.
    „Ist das problematisch? Warum lassen wir die Klemmen denn nicht noch einen Tag da?“, fragte Jaromir verunsichert. Er wollte um keinen Preis, dass das Brennen erneut begann.
    „Nun“ , erläuterte die Grüne, „es ist so, dass die Klemmen während der Heilung das Gewebe der Barrieren vor zu großen Belastungen schützen. Allerdings beeinträchtigen sie nachhaltig die Spannkraft des Gewebes, wenn sie zu lange eingesetzt werden.“
    „Könnte das dazu führen, dass Victoria die Meridiane nicht mehr zuverlässig kontrollieren kann und dann ab und an Astralkraft herauströpfelt?“, wollte Hoggi neugierig wissen.
    Linea nickte. „So in etwa.“ Dann legte sie ihren Kopf schief und sah Jaromir prüfend an. „Wir könnten ein paar der Klemmen lockern und du beobachtest genau, wie es Victoria dabei geht. So könnten wir uns an die optimale Belastung der Membranen herantasten ohne die Heilung zu gefährden.“
    „Einverstanden“, antwortete Jaromir.
    Hoggi klatsche enthusiastisch in die Hände und rief: „Eine fabelhafte Idee!“ In den letzten Tagen hatte er sein Wissen im Bereich Meridiane beträchtlich erweitern können und ein Ende war noch nicht abzusehen.
    In der nächsten Stunde löste Linea vorsichtig die Klemmen an Victorias Membranen und stellte sie so ein, dass die Barrieren wieder etwas belastet wurden. Sie ging dabei bis an die Grenzen des zarten, verheilenden Gewebes, aber achtete peinlich darauf, diese nicht zu überschreiten.
    Schließlich zeigte sie Hoggi genau, wie sie vorging und forderte ihn auf, es selbst zu versuchen.
    Der Weiße war begeistert, verwandelte sich in seine Drachengestalt und probierte es unter ihren strengen Augen gleich aus. Linea korrigierte ihn mehrfach und zeigte ihm mit ihrer ermutigenden Art, wie er es besser machen konnte. Nach der elften Klemme hatte Hoggi verstanden, worauf es ankam.
    Die Heilerin lächelte Hoggi und Jaromir stolz an: „Sehr gut ihr beiden. Ich denke, ich sollte euch beizeiten für die Krankenstation abwerben…“
    Alle drei lachten. Dann wurde Linea wieder ernst. „Was meint ihr, traut ihr euch zu, das alle sechs Stunden zu wiederholen?“
    Hoggi und Jaromir nickten.
    „Sehr schön“ , gab die Grüne lächelnd zurück. Dann zwinkerte sie beiden zu. „Ich werde morgen um dieselbe Zeit wiederkommen und eure Arbeit kontrollieren,

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