Machtlos
er: „Wo ist sie denn? Ich weiß genau, dass ich sie aus meiner Werkstatt geholt habe – nur für alle Fälle… so zur Sicherheit. Weil, man kann ja nie wissen… Ah! Da ist sie ja!“
Strahlend überreichte er Linea eine kunstvoll geschliffene Glasphiole mit einer klaren, zartrosa Flüssigkeit. „Auch wenn dir das für diesen Sprung nichts bringt, so kannst du dich wenigstens in euren Hallen erholen.“
„Ein Astraltrank? Und dann in so einer hervorragenden Qualität!“ Sie sah Hoggi zweifelnd an. „Bist du sicher, dass du den an mich abgeben willst?“
Der Weiße zerfurchte empört seine Stirn. „Na hör mal, Linea! Das ist doch das Mindeste, was ich für dich tun kann. Das Fläschchen kann nur eine ungenügende Anzahlung für deinen Einsatz sein. Überhaupt musst du mir noch sagen, wie ich dir das hier vergelten kann.“
Linea lächelte. „Das Leben hat keinen Preis, Hoggi. Ich heile aus Überzeugung.“
„Das weiß ich doch.“ Dann schloss er nachdrücklich ihre Krallen um die kleine Phiole und sah zwinkernd zu der Grünen auf. „Melde dich krank, bevor der Rausch einsetzt. Wenn du schläfst, dann bist du in sechs Stunden wieder fit...“
Die Heilerin nickte. „Also gut. Dann bis heute Abend. Lass mich von einem Schwarzen kontaktieren, falls sich Victorias Zustand verschlechtert. Du kennst jetzt ja mein Gedankenmuster…“
„Das werde ich tun“ , versprach Hoggi und nahm sich vor, bei Gelegenheit einen neuen Astraltrank anzusetzen und Linea einige Flaschen zukommen zu lassen. Es würde zwar ein paar Jahre dauern, bis der gereift war, aber wenn Victoria gesund wurde, dann konnte er ihr gleich das Verfahren erläutern. Und sie konnte seine Depots in Nullkommanichts wieder auffüllen – für diese Qualität würde er jede Menge eigene Astralenergie opfern müssen.
„Victoria wird begeistert sein! Ein neuer Zauber…“
Hoffnungsvoll wandte er sich seiner bewusstlosen Schülerin zu und begann damit, ihr die Grundlagen der Astraltrankherstellung zu erläutern.
49. Lebenswille
Niemand wagte es, die Gefährten zu trennen und so lagen sie auch am nächsten Tag gemeinsam in Victorias Krankenbett. Gegen Mittag erwachte Jaromir. Er erlangte zwar nur für wenige Augenblicke sein Bewusstsein, aber die Worte, die er erschöpft an Hoggi sendete, machten allen Mut: „Das Brennen hat aufgehört. Danke“
Am Nachmittag wurde er dann schon für ein paar Minuten wach und berichtete erleichtert, dass es Victoria nicht mehr so stark zum Licht zog. Sie hatte noch Schmerzen, aber die waren erträglicher als das Gefühl, dass sie trotz des Distanzzaubers noch vierundzwanzig Stunden zuvor hatte ertragen müssen. Jaromir war erleichtert und zum ersten Mal seit dem Angriff entspannten sich seine Gesichtszüge, als er kurz darauf Hand in Hand mit seiner Gefährtin wieder einschlief.
Ein paar Stunden später wurde er von fröhlichen Stimmen und Gelächter geweckt. Er öffnete die Augen einen Spalt und sah Narex, Kerstin und Lenir an seinem Bett sitzen und hörte sie miteinander lachen.
„Was gibt es, was so lustig ist?“, krächzte er heiser und öffnete seine Augen ganz.
Lenir sah ihn an, grinste glücklich übers ganze Gesicht und meinte noch immer leise lachend: „Mann Jaro, du hast echt was verpasst. Hoggi hat hier eine Supershow als Geheimagent abgezogen.“
Kerstin nickte und drückte ihm mit einem erleichterten Lächeln die Hand. „Schön, dass du wieder bei uns bist. Narex stand daneben, als Hoggi seinen Auftritt hatte. Das hättest du echt sehen müssen!“
Jaromir blickte mit einem schiefen Grinsen auf Victoria neben sich und meinte trocken: „Es tut mir leid, aber ich war beschäftigt.“ Er atmete ein paar Mal langsam ein und aus und fragte dann: „Kann ich sie sehen?“
„Wen?“, erkundigte sich Narex verwirrt. Auch er lächelte gelöst. „Ach so… du meinst die Bilder. Hmmmm… Hoggi meinte, wir dürfen dich auf keinen Fall anstrengen oder gar aufregen.“
„Ach, komm schon, Narex!“ Lenir stieß den alten Schwarzen übermütig in die Rippen. „Jetzt stell dich nicht so an. Du bist doch nicht Mandolan und ein bisschen Spaß hat noch keinem geschadet.“
„Also gut.“ Narex öffnete lächelnd seinen Geist, so dass Jaromir die Erinnerungen an den letzten Abend sah.
Müde grinste Jaromir. Das war Hoggi wie er leibt und lebt.
Dann klopfte jemand kräftig an der Tür und auf Narex munteres „Herein“ trat ein imposanter Roter ein. Er grüßte militärisch, stellte sich
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