Machtlos
nicht gestorben! Schließlich gibt noch so viel, was ich dir beibringen muss. Und ganz ehrlich: Das mit dem Auffüllen der eigenen Speicher mit Hilfe von Umgebungsenergie hätten wir in den letzten Tagen gut brauchen können. Du DARFST jetzt einfach nicht sterben!“
Er stand auf, lockerte seine verspannten Schultern und brummte in seinen Bart: „So, du alter Drache, nun zeig mal, was du in den letzten zwei Jahrtausenden gelernt hast. Konzentrier dich. Du hast dich so gut vorbereitet wie du kannst. Besser wird es in den nächsten Stunden nicht. Also frisch ans Werk!“
Er verwandelte sich in seine Drachengestalt. So konnte er die magischen Ströme einfach besser lenken und bei seinem nächsten Zauber würde es auf jede Kleinigkeit ankommen.
Mit einem unguten Gefühl sammelte er Magie aus der Umgebung und … und wurde plötzlich von einer großen inneren Ruhe erfüllt.
Erstaunt blickte er sich um. Dort auf dem Bodenmosaik des Schlafzimmers stand ein grüner Drache.
„Eine Grüne?“
Er rieb sich mit seinen Klauen die Augen, doch die Grüne blieb. Sie prüfte kurz, ob sonst noch jemand im Raum war und dann sprach sie ihn sogar an: „Guten Abend, Hoggi.“
Träumte er? Hoggi starrte sie überrascht an. Schließlich fragte er: „Bist du im Auftrag des Großen Rates hier?“
Die Grüne schüttelte leicht ihren Kopf. „Nein. Ich komme im Auftrag des Lebens. Tujana sagte mir, dass es hier einen Patienten für mich gibt.“
Hoggi nickte langsam. Er konnte es immer noch nicht fassen. Da stand tatsächlich eine Grüne!
Und dann erkannte er sie. „Das da vor mir ist ja Linea. DIE Linea!“
Die in Hoggi auflodernde Begeisterung verdrängte die lähmende Fassungslosigkeit augenblicklich. „Du bist die Heilerin, die schon in den Torkriegen als Meisterheilerin bekannt war!“ , rief er hingerissen. „Die, die als Koryphäe heute in der Seuchenstation arbeitet!“
Die Grüne nickte lächelnd.
Der Weiße grinste. „Oh Mann! Dann bist du wohl ungefähr so alt wie Abrexar. Mit dir wollte ich mich immer schon mal unterhalten, aber es war in den letzten Jahrhunderten wirklich nicht leicht, an euch Grüne heranzukommen. Sag mal, wie war das denn vor vierhundert Jahren mit dem Sargastischen Fieber? Und wie habt ihr während der Protorischen Pocken die Auswirkungen auf die Flugmembranen in den Griff …“
„Hoggi“ , unterbrach Linea ihn sanft mit einer Mischung aus Strenge und Belustigung.
Hoggi hielt verwirrt inne und folgte ihrem Blick zu Jaromirs und Victorias Krankenlager. Doch dann nickte er und drängte all die vielen Fragen zurück. Er hatte sich wieder einmal gehen lassen, aber Linea hatte selbstverständlich recht. Jetzt gab es andere Probleme zu lösen. Er lächelte entschuldigend und deutete mit seiner Flügelspitze auf seine Schülerin. „Dort ist Victoria.“
Linea trat an dem Weißen vorbei und hockte sich neben Victorias Krankenlager.
In diesem Moment öffnete sich die Schlafzimmertür und ein Roter trat in Menschengestalt herein.
Linea erkannte sofort, was er war. Sie zuckte erschrocken zusammen und sah sich nach einem Fluchtweg um. „Ich brauche mehr Platz, um in die Luft zu kommen!“ , dachte sie panisch.
„Alles ist gut, Linea!“ , beruhigte Hoggi sie. „Grimmarr schickt Freiwillige, damit sie Victoria Astralenergie spenden. Sie werden uns sicher nichts tun und uns auch nicht verraten, oder? ODER, Soldat?“
Der Rote war an der Tür stehen geblieben und betrachtete die Grüne mit großem Erstaunen. Dann nickte er langsam.
„Das Nicken war ja ein bisschen dünn“ , dachte Hoggi bei sich, „aber nun ist es zu spät und Victoria braucht die nächste Spende. Sollen die Schwarzen sich um dieses Problem kümmern… NAREX! MANDO! Kommt doch bitte mal.“
„Braucht ihr mich noch?“ , fragte der Rote unsicher.
„Ja!“ , rief Hoggi mit Nachdruck, „Victoria liegt hier. Bitte komm her.“
Der Rote trat an Victorias Bett, ergriff ihre Hand und ließ einen Teil seiner körpereigenen Astralkraft in die junge Frau fließen.
Linea beruhigte sich langsam wieder und beobachtete den Roten misstrauisch. Schließlich begann sie aber doch, Victoria zu untersuchen.
Wenige Augenblicke später betraten Narex und Mandolan das Schlafzimmer. Sie bekamen große Augen, als sie Linea erblickten.
Hoggi grinste stolz. „Jawohl Jungs, wir haben einen Gast.“
„Aber das ist doch… das ist doch…“, stotterte Narex aufgeregt.
„Ja, das ist sie“ , bestätigte Hoggi schnell und raschelte
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