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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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nervös mit seinen Schwingen. „Und ich vermute, dass sie nicht möchte, dass ihr Besuch an die große Glocke gehängt wird.“
    Linea nickte dankbar und Hoggi deutete mit seiner Schwanzspitze auffällig unauffällig auf den Roten. Dabei huschten seine Augen hektisch zwischen Linea und dem Roten hin und her. Schließlich fügte er noch hinzu: „Wir werden vermutlich noch etwas länger hier beschäftigt sein und auch noch weitere Spender benötigen.“
    Mandolan hatte das Problem schon beim Reinkommen erfasst und nickte: „Keine Sorge Hoggi, wir kümmern uns darum.“
    Hoggi schnaufte erleichtert und Narex grinste augenzwinkernd. „Du bist der geborene Geheimagent, Hoggi – und so unauffällig.“
    „Ehrlich?“ Der alte Weiße strahlte stolz und wandte sich dann wieder Victoria und Linea zu.
    Als die Schwarzen und der Rote den Raum verließen, blickte Linea ihnen nachdenklich hinterher. „Ich muss Tujana recht geben. Diese beiden Gefährten sind etwas ganz Besonderes. Sie bringen uns alle zusammen.“
    Hoggi nickte stolz. „Angehörige aller Rassen haben Victoria ihre Kraft gespendet.“
    Linea lächelte ihn an. „Wir dürfen sie nicht sterben lassen. … Als ich ankam, wolltest du gerade Magie wirken. Was hattest du vor?“
    Hoggi sah sie unsicher an. „Ich kenne einen Zauber, mit dem ich sehr feine Stoffe verarbeiten kann…“ Hilflos zuckte er mit seinen Schwingen.
    „Alloneah?“
    Der Weiße nickte eifrig. „Du kennst ihn?“
    „Ja, das war damals auch unsere erste Wahl bei dieser Art von Verletzungen“ , entgegnete die Grüne anerkennend. „Er fügt auch lebendes Gewebe zusammen. Keine Narben, keine Risse.“
    Erleichtert seufzte Hoggi. Er war sich keinesfalls sicher gewesen, dass er die richtige Wahl getroffen hatte. Tatsächlich hatte er ein mulmiges Bauchgefühl dabei gehabt.
    Linea sprach ernst weiter: „Damit hättest du die Membranen perfekt zusammenflicken können … und Victoria getötet.“
    Entsetzt riss Hoggi die Augen auf und Linea erklärte: „Alloneah fügt zusammen, doch er heilt nicht. Gerade die hauchzarten Membranen der Meridiane sind hochempfindlich und werden durch Alloneah noch weiter geschädigt. Und bei Victoria sind sie schon jetzt fast vollständig zerstört. Nach wenigen Tagen wäre das Gewebe abgestorben. Diese leidvolle Erfahrung haben wir während der Torkriege mehrfach machen müssen, bis wir die Ursache erkannten.“
    „Dann können wir nichts mehr für Victoria tun?“ , fragte Hoggi mutlos.
    Linea strahlte eine große Ruhe aus, als sie antwortete: „Mein lieber Hoggi, ich muss zugeben, dass ich noch nie so schwere Meridianverletzungen gesehen habe. Ich kann nicht versprechen, dass ich sie heilen kann, doch ich werde es versuchen.“
    Sie lächelte ihn zuversichtlich an. „Wir haben gelernt, in solchen Fällen verschiedene Zauber miteinander zu kombinieren: Alloneah, Lanah und Mysari.“
    Sofort flackerte Neugier in Hoggis Augen auf. „Was? Mysari auch? Aber wie…?“
    „Ich werde es dir zeigen, mein Freund“ , unterbrach Linea ihn ruhig. Sie sah zu Victoria und fragte: „Wie oft müssen die Roten spenden?“
    „Alle zehn Minuten.“
    „Gut. Sie sollen die Kraft behutsam fließen lassen, denn ich darf die Zauber nicht unterbrechen.“
    Hoggi nickte gespannt. „Dafür werde ich sorgen.“
    „Dann lass uns beginnen und keine Zeit mehr verlieren.“ Linea hockte sich vor Victorias Krankenlager und suchte sich eine bequeme Position. Sie schloss ihre Augen, spreizte ihre Schwingen leicht ab und breitete die Vorderläufe aus. Das warme, indirekte Licht des Schlafzimmers ließ ihre Schuppen in den verschiedensten Grüntönen schillern. Sie schienen fast schon von innen heraus zu leuchten.
    Dann durchdrang eine zarte Melodie das Zimmer. Erst war Hoggi der Meinung, er würde sich das nur einbilden, doch schließlich war er sich sicher. Lineas Lied plätscherte munter vor sich hin wie ein kleiner Bach an einem sonnigen Frühlingstag. Es umfloss ihn sanft, ließ Bäume, Blumen und den herrlichen Duft von Wald in seinem Geist entstehen. Ein tiefer Frieden breitete sich in dem Weißen aus.
    Irgendwann meinte Hoggi, einen grünen Schimmer um Victoria herum zu erkennen. Er wurde mit jedem Herzschlag intensiver, bis die Gefährtin schließlich in einen sanft leuchtenden, grünen Schein gehüllt war.
    Hoggi wusste, dass er jetzt eigentlich aufgeregt sein und vor Neugier schier platzen müsste, doch er fühlte nur eine tiefe Ruhe, die es ihm schwer machte, Interesse

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