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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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und dann wurde Sharrah von ihren Schwestern mit Fragen so überschüttet, dass sie gar nicht antworten konnte. Inzwischen waren auch die anderen Drachen näher getreten und teilten das unbändige Glück. Nicht wenige Gesichter waren nass vor Freudentränen.
    Als sich der erste Ansturm etwas legte, ergriff Jalina tief berührt das Wort: „Meine liebe Sharrah! Dein Erscheinen beschert uns gleich zwei unvergessliche Wunder. Ab heute soll der 19. Dezember für alle Drachen ein Freudentag sein. Wir werden dich…“
    Sharrahs Miene versteinerte zu einer kalten Maske. „Wie kannst du es wagen!“ , unterbrach sie die Königin wütend und erschrockenes Schweigen breitete sich aus.
    „Ich verstehe nicht…“ , setzte Jalina verwirrt an.
    „Was verstehst du nicht, Königin der Goldenen?“ , schnitt ihr Sharrah das Wort ab. „Dass ich noch lebe, oder dass ich trächtig bin?“ Sie sah ihre Schwestern eindringlich an und erklärte anklagend: „Der rituelle Tee, den uns die Goldenen einmal in der Woche servieren, enthält Lattozarsamen.“
    Einige Grüne rissen ungläubig ihre Augen auf, doch die meisten verstanden nicht, was sie damit sagen wollte.
    Bevor Sharrah zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte, bahnte sich Jalina den Weg zu ihr. Gespanntes Schweigen füllte die Halle. Alle Augen waren nun auf die Königin gerichtet. Jalina senkte tiefbetroffen ihr Haupt und sendete leise: „Es tut mir so leid, Sharrah.“
    Als die Goldene ihren Kopf wieder erhob, waren ihre Augen gefüllt mit Bedauern, Schuld und Mitgefühl. Sie sendete weit genug, dass alle sie hören konnten, doch tatsächlich wandte sie sich nur an Sharrah. „Vor vielen Jahrhunderten gab Tarin Loranja ein Versprechen, dass nach den Wünschen der Grünen Meisterheilerin für viele Jahrhunderte Bestand haben sollte und geheim bleiben musste. Das möchte ich dir gern…“
    „Ich will es nicht hören, Jalina!“ , fuhr Sharrah sie an. „Du hast mich und meine Schwestern vergiftet. Ich kann mir keinen Grund der Welt vorstellen, der diesen Frevel entschuldigen könnte. Ich kann dir nicht mehr glauben!“
    Die Grüne reckte Jalina ihren Kopf trotzig entgegen, doch Victoria erkannte, dass Sharrahs Entschlossenheit zu bröckeln begann. Loranja war eine der bedeutendsten Heilerinnen der Geschichte gewesen. Die Grünen hatten nie ein Oberhaupt gehabt, doch Loranja war mit ihrem Wirken und ihrer natürlichen Autorität dieser Funktion während der Torkriege sehr nahe gekommen.
    Die anderen Drachen in der Halle waren wie erstarrt. Was Sharrah Jalina vorwarf, war ungeheuerlich. Hatten die Goldenen tatsächlich die Grünen vergiftet? Aber warum nur hätten sie so etwas tun sollen? Unzählige, ungläubige Gedanken irrten durch den Raum und alle starrten wie gebannt auf Jalina. Wie würde die Königin auf diese massiven Anschuldigungen reagieren?
    „Ich verstehe deinen Hass auf mich und auch dein Misstrauen, Sharrah“ , erklärte Jalina niedergeschlagen. „Doch ich möchte, dass du den Grund für unser Handeln verstehst.“
    Entsetztes Raunen zischte durch die Reihen. Sharrahs Anschuldigungen waren wahr! Die Goldenen hatten die Grünen vergiftet.
    Doch Jalina sprach weiter, bevor sich die gerechte Wut der Drachen entladen konnte: „Bitte Sharrah, höre mich noch ein einziges Mal an und ich verspreche dir bei der Sphäre, dass ich dich danach nie wieder belästigen werde.“
    Sharrah starrte Jalina unentschlossen an.
    Die Drachen in der Halle beobachteten die beiden Weibchen gebannt. Wenn die Grüne Jalina anhören würde, dann würden sie es auch tun.
    Schließlich nickte Sharrah langsam.
    Erleichtert begann die Goldene zu senden: „Danke, Sharrah! Kurz nachdem die Tore versiegelt waren und wir uns einen Überblick über unsere Verluste verschafft hatten, bat Loranja Tarin zu einem Gespräch unter vier Augen. Dies hier sind Tarins Erinnerungen.“
    Eine Grüne wartete allein auf einem Gebirgskamm und sah müde in die untergehende Sonne. Als sie die Ankunft der Goldenen bemerkte, lächelte sie schwach. „Gut, dass du kommst.“
    Tarin legte ihre Schwingen an und hockte sich neben die Grüne. „Selbstverständlich Loranja. Deine Nachricht klang niedergeschlagen. Was ist denn passiert? Kann ich irgendwie helfen?“
    Loranja seufzte tief. Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung spiegelten sich in ihren Augen. „Du weißt von dem Fieber, das meine Schwestern seit ein paar Jahren befällt und gnadenlos tödlich endet?“
    Tarin nickte. „Ja natürlich. Diese Seuche hat

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