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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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doch zu höheren Verlusten als der Krieg geführt, oder? Habt ihr die Ursache endlich finden können?“
    Nun nickte auch die Grüne, doch ihre Augen blieben freudlos. „Ja, das haben wir.“
    „Aber das ist doch wunderbar! Dann…“
    „Ist es nicht!“ , widersprach Loranja untypisch heftig. „Wir kennen jetzt zwar die Ursache, aber das hilft uns nicht weiter. Der Erreger ist dämonischen Ursprungs und so komplex, dass wir mit unseren aktuellen Kapazitäten kein Heilmittel finden werden. Es ist aussichtslos! Bricht die Krankheit aus, endet sie immer tödlich.“ Tränen traten in Loranjas Augen. „Wir können nichts tun! Rein gar nichts. Wir sind einfach schon zu wenige. Wir sehen nur noch beim Sterben zu!“
    Betroffen schwiegen beide Drachen.
    Victoria fiel auf, dass auch diese Bilder einen zarten rosa Rand hatten. „Schon wieder eine Vision?“ , dachte sie verwirrt.
    „Was kann ich für dich tun, Loranja?“ , fragte Tarin schließlich sanft. „Was es auch ist, sag es mir. Ich werde euch helfen!“
    Loranja schloss mutlos ihre Augen. Alles an ihr wirkte kraftlos. „Selbst unsere Schlüpflinge tragen den Erreger in sich. Wenn das Fieber weiter so unter meinen Schwestern wütet – und das wird es zweifellos tun – dann wird es in wenigen Jahren keine erwachsene Grüne mehr geben und unsere Nachkommen erreichen das zehnte Lebensjahr nicht. Sie sterben, kaum dass sie geschlüpft sind! Die Heilerinnen werden ausgelöscht.“
    Tarin breitete tröstend ihre Schwinge über der kleineren Grünen aus. Es gab nichts, was sie sagen konnte.
    Schließlich öffnete die Grüne ihre Augen wieder und ein schwacher Hoffnungsschimmer glomm auf. „Es gibt ein Mittel, welches den Ausbruch verhindern kann, doch es hat Nebenwirkungen…“
    Tarin sah sie aufmerksam an und Loranja fuhr fort: „Der Preis, den wir dafür zahlen müssen, ist unsere Fruchtbarkeit. Keine Grüne wird mehr zum Paarungsflug aufsteigen, solange sie dieses Mittel einnimmt.“
    Tarin wurde ihre Kehle vor Mitgefühl eng. Was die Unfruchtbarkeit für eine einzelne Grüne bedeutete, ließ sich schon kaum in Gedanken oder gar Gefühle fassen, waren die Grünen doch der Inbegriff des Lebens. Die Unfruchtbarkeit der ganzen Rasse war noch unendlich viel schlimmer, denn sie bedeutete das Ende aller Hoffnung. Wie sollten die Grünen damit leben können?
    Loranja hatte die Gefühlslage der Goldenen wahrgenommen und bemerkte bitter: „Du hast es erfasst, Tarin. So oder so geht mein Volk zugrunde. Nach kurzer Zeit werden sie die Lattozarsamen absetzen, weil sie den Anblick der leeren Bruthöhlen nicht mehr ertragen können. Wir Grünen werden sterben!“
    Betroffenes Schweigen.
    Victoria versuchte noch immer zu verstehen, was es mit der Vision auf sich hatte. Es passte einfach nicht. Genau wie eben schon bei der Sache mit diesem Myrddin…
    „Und wenn es keine Vision ist?“ , schlug Jaromir nachdenklich vor. „Sondern … eine Illusion?“
    „Eine Illusion?“ , fragte Victoria ungläubig. „Aber du hast mir doch selbst immer gesagt, dass kein Drache bei offenem Geist lügen kann.“
    „Das stimmt, Vici. … Aber wir SEHEN diese Bilder. Keine normale Erinnerung hat in deiner Wahrnehmung rosa Ränder. Wir wissen, dass die Goldenen eine Fähigkeit haben, die sie selbst als «zweites Gesicht» bezeichnen. Hast du einen Beweis dafür, dass das zweite Gesicht etwas mit der Zukunft zu tun hat?“
    „Nein… das nicht. Abrexar und ich haben das nur aus Lexias Gedanken geschlossen… Hmmm, eine Illusion, also?...“ Neugierig betrachtete Victoria die rosa Ränder in Jalinas Geist.
    Tarin drängte ihr Mitgefühl zurück. Das half ihrer Freundin jetzt nicht weiter. Loranja brauchte Hoffnung und die Goldene war entschlossen, sie ihr zu geben. „Aber wenn ihr nur durchhaltet, vielleicht findet ihr in ein paar Jahrhunderten ein Heilmittel“ , sendete sie sanft.
    Loranja schnaubte trostlos. „Das könnte schon sein, wenn es denn lange genug Heilerinnen geben würde …“
    Sie sah Tarin verzweifelt an. „Glaubst du wirklich, auch nur eine Grüne wird lange genug am Leben bleiben? Wir können uns nicht gegen das Leben entscheiden, das weißt du genau. Welche Grüne könnte freiwillig die Unfruchtbarkeit wählen, selbst wenn das ihr eigenes Leben rettet.“
    Tarin nickte. Damit hatte Loranja unbestreitbar recht.
    Die Goldene holte tief Atem. Hier oben im Gebirge war die Luft immer so rein und belebend kühl… Entschlossen trennte sich Tarin von ihren Gefühlen und

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