Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
Vom Netzwerk:
reinigte ihren Geist. Sie konzentrierte sich auf die Fakten und suchte nüchtern nach einer Lösung. Schließlich fragte sie: „Wer kennt die Ergebnisse dieser Untersuchung?“
    Loranja winkte traurig mit dem linken Flügel ab. „Bisher kennen außer mir nur drei weitere Heilerinnen die vernichtende Wahrheit… Aber es nützt nichts; noch heute werde ich meine Schwestern informieren. Jede soll selbst ihren Weg wählen. Ich wollte dich nur darüber informieren, dass du nicht mehr lange auf unsere Dienste zählen kannst… vielleicht möchtest du ein paar Goldene bei uns in die Lehre schicken, bevor wir alle…“
    Tarin lächelte. „Vielen Dank für dein Angebot. Aber ich glaube, wir finden einen anderen Ausweg.“ Sie sah Loranja prüfend an. „Was wäre, wenn deine Schwestern keine Wahl hätten?“
    „Wie meinst du das? Keine Wahl?“
    „Ja, Loranja, was wäre, wenn die Grünen grundlos unfruchtbar würden und gleichzeitig auch das Fieber verschwinden würde?“
    Die Grüne sah die Königin eine Weile schweigend an. Schließlich nickte sie. „Das könnte funktionieren... Aber wie soll das gehen? Wie sollen meine Schwestern die Medizin einnehmen, ohne davon zu wissen? Die Samen müssen streng einmal in der Woche als wässriger Extrakt eingenommen werden, sonst wirken sie nicht gegen das dämonische Fieber.“
    Tarin sah ihre Freundin warm an. „Das lass meine Sorge sein. Das Problem schaffe ich schon aus der Welt.“
    Loranja dachte nach.
    „Wenn wir keine Wahl hätten, dann müssten wir einfach durchhalten…“ , meinte sie schließlich mit einem beginnenden Lächeln. Doch dann verdüsterte sich ihre Miene gleich wieder. „Aber wenn keiner von den Lattozarsamen weiß und das Fieber aufhört, dann wird auch nicht weiter nach einem Heilmittel gesucht…“
    Tarin nickte ernst. „Das ist in der Tat ein Problem.“
    Loranja starrte in die Ferne. „Trotzdem… wir könnten uns erholen… die Zahl der Heilerinnen würde wieder steigen…“
    Tarin nickte hoffnungsvoll. „In ein paar Jahrhunderten werdet ihr Grünen euch soweit regeneriert haben, dass ihr den Kampf gegen das dämonische Fieber erneut aufnehmen könnt. Wir werden festlegen, wann das Geheimnis um die Lattozarsamen gelüftet werden soll.“ Sie lächelte und sendete mit Nachdruck: „Ihr Grünen seid die besten Heilerinnen. Ihr werdet ein Heilmittel finden!“
    Auf Loranjas Gesicht zeigte sich ein müdes Lächeln und die tiefe Sorge wich langsam aus ihren Zügen. Auf einmal hatte der Sonnenuntergang eine himmlische Färbung und versprach einen neuen Morgen. „Danke, Tarin. Du bist eine wahre Freundin. … Nur, lass uns das Geheimnis nicht zu schnell aufdecken. Gönn uns eine Weile Frieden, um uns von diesem verheerenden Krieg zu erholen und neue Kräfte zu schöpfen. Der Kampf gegen das Fieber wird hart.“
    Tarin nickte zustimmend.
    Victoria hatte die Bilder in Jalinas Geist eine Weile betrachtet. Sie erinnerten sie irgendwie an die Illusion, die Hoggi im alten Herrenzimmer vor die Wände und die Vorhänge gezaubert hatte, als Jaromir das Zimmer für sie und ihre Freunde eingerichtet hatte. Damals hatte sie die Wirklichkeit erkennen können, indem sie hinter die Illusion blickte. „Ob ich das hier auch einfach tun kann?“ , fragte sie sich unsicher. „Würde Jalina das bemerken?“
    „Wir werden es erst wissen, wenn du es ausprobierst“ , meinte Jaromir nervös, „aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sie etwas merkt – schließlich bekommt sonst auch niemand was mit, wenn du die abgeschirmten Gedanken liest, oder?“
    „Da hast du recht…“ Mit pochendem Herzen fasste Victoria den Entschluss, der Sache auf den Grund zu gehen. Behutsam näherte sie sich den rosa Rändern und wagte einen vorsichtigen Blick dahinter.
    Erschrocken zuckte sie zusammen, als ihr die Gier nach Macht und eine an Faulheit grenzende Bequemlichkeit entgegenschlugen. Victoria sah fünf Goldene, eine von ihnen Tarin, die sich grinsend gegenseitig mit Vorschlägen überboten, wie es ihnen gelingen konnte, auch nach Kriegsende nicht auf die Dienste der Grünen verzichten zu müssen. Die eigenen Adeptinnen waren schlechte Dienerinnen, die niedere Arbeiten nur ungern und bei weitem nicht so zufriedenstellend wie die Grünen erledigten.
    Victoria erkannte, dass es gar keinen dämonischen Erreger gab. Keinen Erreger und damit auch kein tödliches Fieber! Beides hatte es NIE gegeben! Sie war fassungslos. „Das alles haben sich die Goldenen nur ausgedacht?! Sie

Weitere Kostenlose Bücher