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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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dazu. Die Abgesandte des Großen Rates war fast einen Kopf größer als Jaromir, schlank, sehr gepflegt und ausgesprochen gut gekleidet. Sie trug ein dunkles Kostüm und dezenten aber wertvollen, goldenen Schmuck. Ihr langes, blondes Haar hatte sie mit einer diamantenbesetzten Spange zu einem Knoten im Nacken festgesteckt. Sie sah aus wie ein Topmodel und strotzte nur so vor Selbstbewusstsein.
    Victoria musste schlucken und ihre Nervosität nahm noch einmal zu.
    Sie sah ihrem Gast freundlich entgegen und stellte fest, dass Abrexar recht gehabt hatte. Lexia war alles andere als freiwillig hier und wollte den Besuch so schnell wie möglich hinter sich bringen. Victoria konnte in ihren Gedanken sehen, dass sie hinter dem formvollendeten, ergebenen Lächeln einfach nur genervt war. In diesem Moment bereute Lexia es zutiefst, den Auftrag in Nordschweden damals überhaupt angenommen zu haben; schließlich hatte der ihr den ganzen Mist hier erst eingebrockt. „Und jetzt muss ich hier auch noch sinnlosen Smalltalk halten… Oh Mann, wie ich das hasse - so direkt nach einem Sprung durch die Nebel. Warum lassen sie einen denn nie erst mal wieder zu sich kommen?“
    Jaromir übersetzte die Gedanken der Goldenen, die er über die Geistesverbindung wahrnehmen konnte.
    Victoria lächelte innerlich. „Wie gut, dass sie nicht weiß, dass ich ihre Gedanken lesen kann, auch wenn sie abgeschirmt ist… Das könnte mal wieder lustig werden.“
    Jaromir drückte ihre Hand. „Auf alle Fälle wird es interessant…“
    Lächelnd stand er auf und sagte: „Adeptin Lexia, Victoria und ich freuen uns sehr, dich als Abgesandte des Großen Rates hier begrüßen zu dürfen. Hoffentlich war deine Reise angenehm. Wir wissen, wie begrenzt deine Zeit ist und wie ermüdend die vielen Plaudereien bei deinen offiziellen Aufträgen für den Großen Rat sein müssen, darum setz dich doch einfach, komm erst mal in Ruhe hier an und trinke einen…“ „Tee“ , warf Victoria schnell ein und Jaromir fuhr fort: „… einen Tee mit uns.“
    Lexia hob erstaunt eine Augenbraue und nun wurde ihr Lächeln echt. „Sehr gern, Jaromir“, sagte sie, setzte sich und nahm die Teetasse entgegen.
    Abrexar lächelte zufrieden und setzte sich ebenfalls an die Tafel.
    Nachdem Lexia die Tasse zur Hälfte geleert hatte und die Strapazen der Nebelsphäre von ihr abgefallen waren, fragte Jaromir schließlich: „Also Abgesandte, was führt dich zu uns?“
    Die blonde Frau antwortete mit einem perfekt dosiertem Lächeln: „Natürlich interessiert sich der Große Rat dafür, wie es unseren Gefährten geht. Selbstverständlich hörten wir Berichte von so manchem eurer vielen Besucher, aber wir möchten uns gern selbst ein Bild machen.“
    Victoria konnte das Missfallen an den vielen Besuchern deutlich in Lexias Geist sehen. „Das kann ich gut verstehen. Jaromir und mir geht uns gut. Allerdings wünschen wir uns tatsächlich ein wenig mehr Ruhe und Zeit für uns allein. Vielen Drachen geht es genau wie dir: Sie wollen uns mit ihren eigenen Augen sehen… Es gab so lange keine Gefährten, dass die meisten ganz einfach neugierig sind.“
    Jaromir fuhr fort: „Die Missverständnisse, die dazu geführt haben, dass wir ohne Vorwarnung angegriffen wurden, haben uns dazu bewogen, der Neugier der Drachen nachzugeben. Wir wollen mit offenen Karten spielen, damit jeder sich selbst davon überzeugen kann, dass wir nicht gefährlich sind.“
    Abrexar schaltete sich lächelnd ein: „Wir gehen davon aus, dass sich das in kurzer Zeit herumgesprochen haben wird und dass der Besucherstrom dann rasch wieder abnimmt.“
    Victoria nickte. „Das muss auch so sein, denn ich brauche viel Zeit zum Lernen. All die Gesetze und auch das Latein… schließlich möchte ich euer Volk verstehen.“
    Die Antwort sorgte bei Lexia wieder für Erstaunen. Sie hatte aufgrund von Jalinas Ausführungen angenommen, dass sich die Gefährten in den Aufmerksamkeiten aalen und die vielen Besuche genießen würden. Auch hatte sie erwartet, dass die zwei ohne Unterbrechung von sich erzählen würden, aber tatsächlich saßen die Gefährten da wie zwei schüchterne Jungdrachen und warteten geduldig, was sie von ihnen wollte. Die beiden erschienen ihr, wie schon bei der ersten Begegnung in Nordschweden, erfrischend authentisch und bodenständig – ganz anders, als Jalina die Gefährten in den internen Sitzungen darstellte. „Aber vielleicht sind die zwei auch nur ausgesprochen gute Schauspieler und zeigen mir das

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