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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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zustimmend und Abrexar sah Hoggi an. „Bist du damit zufrieden, alter Meister?“
    Der brummte: „Es könnte mehr sein, aber vorerst muss das wohl reichen…“
    Abrexar seufzte und sagte mehr zu sich: „Na, dann werde ich unseren Zeremonienmeister nachher mal informieren… Wo steckt Lenir eigentlich? Ich dachte, er würde mit uns essen?“
    Aber Jaromir winkte ab. „Lenir nimmt seinen Job sehr ernst und arbeitet viel. Er hat sicher zu tun…“
    Victoria wandte sich stumm an ihren Gefährten: „Ich denke auch, wir sollten unsere Vermutung, was Kerstin betrifft, vorerst für uns behalten – und nun lass uns verschwinden – der Tag war lang genug und ich möchte noch ein Bad nehmen.“
    Jaromir lächelte sie an. „Brauchst du jemanden zum Rückenschrubben und vielleicht noch eine kleine Massage?“
    Seine herrlich warmen, braunen Augen begannen verräterisch zu flackern und Victoria erwiderte kokett: „Da hätte ich nichts gegen einzuwenden!“
     

7. Die Abgesandte des Großen Rates
    Bis zum Nachmittag verlief der Samstag unspektakulär. Victoria und Jaromir hatten Unterricht und empfingen Besucher. Trotzdem wurde Victoria immer nervöser, bis Jaromir beim Kaffeetrinken endlich nachfragte: „Was ist denn los mit dir? Seit dem Mittagessen wirst du von Stunde zu Stunde zappeliger.“
    Victoria zuckte mit den Schultern und schob sich den letzten Bissen ihrer Zimtschnecke in den Mund. „Keine Ahnung… ich weiß es selbst nicht genau. Irgendwie steht mir der Besuch von Lexia bevor.“
    Jaromir griff ihre Hand. „Ich kann sehen, dass du Abrexars Einschätzung teilst, dass nichts Schlimmes passieren wird – was beunruhigt dich dann so?“
    Sie zuckte noch einmal mit den Schultern und sagte: „Ich weiß es wirklich nicht. Ist nur so’n blödes Bauchgefühl… aber wir sollten jetzt gehen. Verspätungen werden doch sicherlich auch unter den goldenen Drachen als unhöflich angesehen, oder?“
    Jaromir nickte und sie machten sich vom weißen Salon auf den Weg in das Speisezimmer im Erdgeschoss.
    Die Drachen, die in den letzten Wochen zu Besuch gekommen waren, landeten nach Möglichkeit im Turmzimmer. Das auffällige Bodenmosaik in diesem Raum diente dabei als Zielpunkt für den Sprung durch die Nebelsphäre. Lediglich goldene, rote und blaue Drachen mussten wegen ihrer Größe im Park des Hauses Brookstedt landen. Der war so zugewachsen, dass kein Passant etwas sehen konnte. Aber die meisten Besucher waren ohnehin Schwarze oder Weiße, so dass nur selten ein Drache im Park landen musste.
    Die Besucher wurden von Lenir in Empfang genommen und in das Speisezimmer geleitet. Dieser Raum war groß und hatte an der Außenwand eine Reihe raumhoher Fenster, die zum Park hinausführten. Schwere, dunkelrote Samtvorhänge rahmten die Fenster ein. Die Wände waren mit einem schwarzen Holz vertäfelt, das kunstvoll geschnitzte mittelalterliche Kampfszenen der Drachen und Menschen zeigte. Von der ebenfalls mit schwarzem Holz verkleideten Kassettendecke hingen drei schwere Kristallleuchter. Der Boden war im Schachbrettmuster mit glänzend polierten, smaragdgrünen und schwarzen Granitfliesen bedeckt. Der Raum wirkte düster, sehr herrschaftlich und mehrere große Spiegel an den Wänden verstärkten diesen Eindruck noch.
    Victoria mochte das Speisezimmer nicht besonders und es sollte im Rahmen der Umbaumaßnahmen im Gästetrakt neu gestaltet werden. Die Bauarbeiten hatten jedoch noch nicht begonnen und so mussten sie eben hiermit vorliebnehmen. Jaromir und sie wollten die offiziellen Gäste nicht in ihren privaten Räumen in Empfang nehmen, denn das hätte bedeutet, den einzigen Rückzugsort der Öffentlichkeit preiszugeben.
    Jetzt war Victoria froh, dass sie in diesem Raum «Hof hielten» – wie sie es immer scherzhaft nannte. Der Speisesaal war auf alle Fälle beeindruckend und das konnte bei einer Goldenen bestimmt nicht schaden.
    Sie saß mit Jaromir an der langen Tafel und Albert hatte Tee, Kaffee und Gebäck für vier Personen bereitgestellt.
    Victoria spürte, wie die Nebelsphäre aufriss und eine mächtige Präsenz im Park auftauchte. Dann veränderte sich die Aura. „Lexia muss sich verwandelt haben“ , dachte Victoria und tatsächlich: Wenige Minuten später kamen Lenir und Abrexar mit einer jungen, blonden Frau durch eine der doppelflügeligen Terrassentüren herein.
    Victoria erinnerte sich noch gut an Lexias beeindruckende und vor allem sehr elegante Drachengestalt und ihr menschliches Aussehen passte genau

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