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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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schicken Appartements an so mondänen Orten wie Sylt, Montreux und Elba. Ferner die Möglichkeit, zinslose Firmendarlehen zu beziehen, wenn er denn je ein Haus kaufen wollte, sowie die Möglichkeit, nach Voranmeldung jederzeit für dienstliche Zwecke eine der Limousinen samt Chauffeur in der Schuegraf-Fahrbereitschaft zu ordern. Eine feste Arbeitszeit sowie eine feste Anzahl Urlaubstage gab es für ihn fürderhin nicht mehr, er wurde ab heute ausschließlich für erzielte Ergebnisse bezahlt, nicht mehr für die schnöde Anwesenheit im Büro wie das Gros der Konzernmitarbeiter. Er kannte all diese Privilegien der Innersten Führungsgruppe bisher nur vom Hörensagen, denn die entsprechende Firmenrichtlinie war aus nachvollziehbaren Gründen nur dem kleinen Kreis der IFG’ler selbst zugänglich. Alles war wie von ihm angenommen und erhofft. Allerdings hatte er irgendwie vermutet, dass im Zuge der seit Monaten laufenden Einsparmaßnahmen und Personalentlassungen nicht mehr allzu viel von diesen kostenintensiven Extras übrig geblieben sein konnte. Doch im Gegenteil – er konnte den Unterlagen entnehmen, dass man gerade erst vor drei Wochen im Keller des Hauptgebäudes ein neues Fitness-Center samt Trainer, Sauna und Massagemöglichkeit (nach Buchung durch das Sekretariat) exklusiv für die Führungsriege eingerichtet hatte. Er konnte nicht verstehen, wie derartige Privilegien völlig losgelöst von der Situation der normalen Arbeiter und Angestellten weiter ausgebaut werden konnten, so als ob die zwei Welten keinerlei Zusammenhang hätten (oder war genau dies das Problem?). Barbara jedenfalls würde er davon besser nichts erzählen. Auf die Nutzung der Firmensauna freute er sich allerdings, wenn er aus dem Fenster auf das nasskalte München sah. Gleich morgen würde er über Frau Nockele einen Platz buchen lassen.

     
    Die letzten zwanzig Minuten vor dem Erscheinen von Frau Frühwein, der Leiterin der Externen Angelegenheiten, verfasste er das von Nagelschneider verlangte Memo zur Personalie Rauch auf dem PC seines Ex-Chefs. An den Kopf der Seite setzte er die Überschrift:

     
    Memorandum zum weiteren Vorgehen in der Personalie Alois Rauch:
    Darunter schrieb er lapidar – während er geistig schon wieder Abschied nahm von den frisch erworbenen Privilegien – die knappen Sätze:
    Herr Alois Rauch ist auf Grund seiner langjährigen Erfahrung vor dem Hintergrund der aktuellen personellen Veränderungen auf absehbare Zeit unentbehrlich. Andernfalls wäre die ordnungsgemäße Erfüllung des Auftrages der Zentralen Abteilung für Unternehmensstrategie gefährdet. Es sind daher keinerlei Maßnahmen vorgesehen, die zu einer Veränderung des derzeitigen Tätigkeitsfeldes von Herrn Rauch führen würden.
    Anmerkung: Berichte, Herr Rauch vernachlässige seine Aufgaben oder ginge während der Arbeitszeit privaten Tätigkeiten nach, entbehren nach meiner Kenntnis jeglicher Grundlage.
    Gezeichnet Dr. Anton Glock

     

     
    Er druckte die Seite dreifach aus und unterschrieb jedes Exemplar. Eines schickte er ohne weiteren Kommentar per Hauspost an Nagelschneider, das andere an Frau Hügel, die Personalchefin des Konzerns, die der Finanzvorstand sicherlich in seiner Absicht, Rauch loszuwerden, eingeweiht hatte. Dann legte er die zwei Umschläge in das Postausgangsfach im Vorzimmer bei Frau Nockele, die gerade in der Mittagspause war. Das dritte Exemplar des Rauch-Papiers steckte er in die Sakko-Innentasche. Er würde es abends noch benötigen. Ein weiteres seiner nutzbringenden Gesetze (abgekupfert von Mutter Theresa?) besagte: Tue Gutes und sprich darüber!

10
    Um eins sollte Glock eine Begegnung der dritten Art erleben. In sein Büro stürmte eine Dame Mitte vierzig, Typ Mannweib in dunkelblauem Hosenanzug und Pagenschnitt, und knallte die Bürotür hinter sich ins Schloss. Sie pflanzte sich, die Hände in die schmalen Hüften gestemmt, vor seinem neuen Schreibtisch auf und beugte sich so nah zu ihm herüber, dass er den nach vorne gerutschten Verschlussmechanismus ihrer Perlenkette studieren konnte. Tiefer wagte er den Blick nicht zu senken.
    »Wie kommen Sie dazu, mich einfach hierher zu zitieren? Man wird Ihnen doch wohl gesagt haben, wie die Dinge hier laufen, oder! ?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, kam die offene Antwort von Glock, der vom Auftritt der Amazone völlig überrumpelt war.
    »Meine Güte, als hätten wir alle es nicht schwer genug! Jetzt hetzt man mir noch einen völligen Dilettanten auf den Hals .« Sie fuhr

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