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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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Mitarbeitern der inoffiziellen AfU hingegen schienen nicht hier zu sein. Ansonsten konnte Glock im Büro keinerlei weitere Akten finden. Er rief Frau Nockele herein und fragte sie nach ihrer Meinung dazu. Sie verzog kritisch das Gesicht, als sie den Rauch in die Nase bekam und entgegnete, ohne lange nachdenken zu müssen:
    »Also, in dem großen Aktenschrank dort drüben bewahrte der Chef, ich meine Herr Röckl, alle Unterlagen zu aktuellen und abgeschlossenen Projekten der Unternehmensstrategie auf. Die müssten alle hier sein, auch die laufenden Projekte .«
    »Sind sie aber nicht. Wie erklären Sie sich das ?«
    »Der Chef machte die Ablage zu allen Unterlagen, die er hier in seinem Büro verwahrte, also allen Projekt- und Personalthemen, stets eigenhändig, denn er müsse schließlich auch alleine etwas finden können, spätabends zum Beispiel, wie er stets sagte. Da bestand er drauf … Komisch, hier sind wirklich nur die abgeschlossenen Projekte … Die anderen sind verschwunden? !«
    »Frau Nockele, Sie wissen ja, dass Herr Röckl auch noch ein paar Sonderthemen betreute, die nicht in der originären Zuständigkeit der Unternehmensstrategie lagen. Wo sind die Unterlagen dazu eigentlich ?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß selbstverständlich von diesen Sonderthemen, schließlich war ich seit Ewigkeiten seine Sekretärin. Auch wenn wir nie direkt über diese … diese Geheimsachen gesprochen haben. Er war sehr verschwiegen. Die ganzen zwanzig Jahre lang sprachen wir nie über die Inhalte seiner Arbeit .« Ihr neuer Chef reichte ihr diskret ein Taschentuch zur Beseitigung der großen Tränen, die seiner Sekretärin über die Wangen kullerten. Sie fuhr leise fort:
    »Ich habe ihn oft mit Memos und Unterlagen zu den Sonderthemen an seinem Schreibtisch sitzen sehen, weiß aber leider nicht, wo er sie aufbewahrte. In den Aktenschränken habe ich nie welche davon gesehen, und mich hat er an die Ablage nicht rangelassen. Vermutlich hat er alles in seinem Pilotenkoffer mit nach Hause genommen und in seinem Arbeitszimmer dort verwahrt? !«
    »Danke für Ihre Hilfe. Meinen Sie, Sie könnten mit der Familie von Herrn Röckl einen Termin vereinbaren? Ich würde gerne gelegentlich mal vorbeikommen und die dortigen Unterlagen durchsehen, um einen vollständigen Überblick über den Stand der unterschiedlichen Aufgabengebiete zu bekommen .«
    »Ich rufe gleich bei der armen Frau Röckl an und spreche mit ihr. Wir kennen uns sehr gut, und ich denke, das wird kein großes Problem sein .«
    Sie verschwand wieder in ihrem Vorzimmer. Nachdem er alle Schränke sorgfältig abgeschlossen hatte, verließ Glock missgelaunt das Büro in Richtung seiner frühabendlichen Verabredung mit Rauch.

     
    Sie trafen sich in der Nähe des Ostbahnhofs in einer einfachen Kneipe namens ›Zum Brünnstein‹. Hier wurden   bayerische Gerichte angeboten, die nicht viel kosteten und die schmackhaft, aber ohne größere Ambitionen zubereitet wurden. Dementsprechend bestand das Publikum aus zwei Hauptgruppen:
    Einfachen Rentnern und Handwerkern. Leuten eben, die in einer grundsoliden, einfachen Umgebung für wenig Geld satt werden und ein paar Bier trinken wollten. Die Auswahl des Lokals war insofern gut, als die jüngsten Ereignisse bei Glock zu einem erhöhten Kalorienverbrauch sowie dem Bedürfnis nach ein paar gepflegten Bieren geführt hatten.
    In dieser Kneipe verkehrte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keiner der Schuegraf-Kollegen, was die Vertraulichkeit der gleich mit Rauch zu besprechenden Themen gewährleisten würde. Glock sah von außen durch die großen, schlampig geputzten Fenster zwischen den altmodischen Gardinen (in welchem Gasthaus Münchens gab es heutzutage noch Gardinen?) hindurch in den Gastraum.
    Rauch war noch nicht da, die Kneipe trotz des frühen Zeitpunktes jedoch bereits halb voll. An einer großen, handgeschriebenen Tafel, die vor dem Eingang hing, wurden die Tagesgerichte angepriesen. Grießnockerlsuppe 2,10 Euro. Milzwurst gebacken 4,80 Euro. Ofenfrischer Schweinsbraten mit Knödeln und Salat 5,80 Euro. Für letzteren entschied sich Glock innerlich, während er vom Handy aus seine Frau Barbara anwählte. Sie war noch im Geschäft und nahm seine Aussage, später und mit gestilltem Hunger heimzukommen, mit leichter Verstimmung auf. Sie müsse ihm unbedingt einen seltsamen Vorfall berichten. Glock versprach, dafür auch am späteren Abend noch zur Verfügung zu stehen. Außerdem unterrichtete Barbara ihn, dass am

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