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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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Erledigung des Vorgangs eine Abschlussnotiz, die allerdings zu Ihrem Schutz keinerlei Details enthält, sondern nur in Kennziffernform einen Hinweis darauf, in welcher Form das Problem beseitigt werden konnte.«
    »Zum Beispiel?« Glock wurde langsam die gewaltige Dimension seiner neuen tatsächlichen und moralischen Verantwortung als Leiter dieser Art von Firmengeheimdienst bewusst.
    »Als da wären: Durch pure Erklärung an den Firmengegner, dass wir von dem Angriff wissen, durch die simple Androhung von Gegenmaßnahmen, durch Drohung der Aufdeckung von unangenehmen Informationen über den Feind, durch leichte, mittlere oder schwere Gewaltanwendung. Und so weiter. Ich will Sie nicht langweilen. Unsere Kunst besteht darin, stets das angemessene und wirkungsvolle Gegenmittel zu finden und professionell einzusetzen .« Er lächelte seinen Vorgesetzten wieder spitzbübisch und überaus sympathisch an.
    »Welche Mittel stehen Ihnen dafür zur Verfügung ?«
    »Sie meinen unsere Ressourcen? Personell verfügt die Aktive Eingreiftruppe hier in der Zentrale über knapp fünfzig Leute, wobei wir etliche Spezialisten bei uns haben. Computer-Genies, Ärzte, Elektronikfachleute.« Glock fragte lieber nicht, wofür die Ärzte gut waren.
    »Und dann haben wir lokal in den wesentlichen Landesgesellschaften, also in aller Herren Länder, operative Leute sitzen. Wir führen grundsätzlich alle Aktionen ausschließlich mit eigenen Leuten durch. Die Spezialisten sind von der Zentrale aus weltweit aktiv, die operative Umsetzung erfolgt dann vor Ort. Neben dem reinen Personal verfügen wir über ein Budget in Höhe von jährlich etwa dreißig Millionen Euro, unsere Kriegskasse sozusagen. Glauben Sie mir, damit lässt sich eine Menge bewegen, obwohl die Budgets großer amerikanischer Firmen für diese Aufgaben ein Vielfaches betragen .«
    Leichtes Schwindelgefühl überkam Glock, was vermutlich am vielen Kaffee lag. Er stand auf und bot Schachter-Radig an, jederzeit für ihn und dessen Abteilung zur Verfügung zu stehen. Auch drückte Glock seine Vorfreude auf eine enge Zusammenarbeit aus und brachte den blonden Sonnenschein, der ihm auf Nachfrage zum Abschluss noch seine Handynummer auf ein gelbes Post-it gekritzelt hatte, zur Tür hinaus.

     
    Der heutige Tag bot ihm eine nie erahnte Informationsdichte und -fülle. Er sah aus dem Fenster seines neuen Büros in den Nieselregen hinaus und aß im Stehen das Thunfisch-Sandwich, das ihm Frau Nockele fürsorglich gebracht hatte. Wie schnell man sich an eine Sekretärin gewöhnte! Während des Kauens sinnierte er über das Gehörte und den Zusammenhang (war da überhaupt einer?) mit den jüngsten Vorkommnissen nach. War es wahrscheinlich, dass der Schlüssel zu Röckls Tod mit diesen im Verborgenen operierenden Abteilungen zu tun hatte? Ja, beschloss er, das war es. Eines von Glocks besseren Gesetzen war von Aristoteles abgekupfert und hieß: Gerade das Unwahrscheinliche tritt regelmäßig mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein. Ebenfalls in der Mittagszeit kam per Hauspost ein dicker Umschlag, dessen Inhalt ihn über die Details der mit seiner neuen Aufgabe verbundenen Beförderung aufklärte: Er gehörte jetzt zur so genannten Innersten Führungsgruppe, kurz IFG genannt. Die Mitglieder dieser Gruppe hatten ein paar Vorteile, in deren Genuss die gewöhnlichen Angestellten nicht kamen. Glock hatte auf diese Privilegien lange hingearbeitet und wusste darüber deshalb exakt Bescheid. Mit einem wohligen Schauder las er sich die hart erkämpften Vorteile seines neuen Status noch einmal durch: Damit einher ging eine monatliche Firmenpension bei Erreichen des 65sten Lebensjahres in einer Höhe, die problemlos einen sorgenfreien Ruhestand ermöglichen würde, während sich sein Jahresgehalt mit sofortiger Wirkung um knapp sechzig Prozent erhöhte (seine spontane Freude darüber wurde nur geringfügig von dem Gedanken an die diesjährige Nullrunde der Löhne und Gehälter im Konzern getrübt). Dazu das Recht auf den Bezug von Aktienoptionen, einen kostenlosen Dienstwagen bis zu einem Nettokaufpreis von 85.000 Euro – er dachte sofort an den Porsche Cayenne, den Barbara, wie alle ›diese affigen Geländewagen‹, kategorisch ablehnte –, das Einzelzimmer mit Besprechungsecke und Möbeln nach Wahl, die Sekretärin und die ab sofort von der Firma bezahlte private Krankenversicherung für ihn und seine Familie. Ferner viele Kleinigkeiten wie das Nutzungsrecht der firmeneigenen Ferienhäuser und

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