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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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sie ihn noch dringend sprechen wollen. »Fragen Sie R !« Was sollte das? Im letzten anonymen Drohbrief hatte man ihn noch geduzt, es zeichneten sich Fortschritte ab. Er ging alle Leute durch, die »R« sein konnten. Rauch? Sein Steuerberater Reissenbacher? Renate !!!, schoss es ihm durch den Kopf. Klar, wer sonst?! Er sah sich das Gruppensex-Bild nochmals genauer an und stellte bei einer Person eine gewisse Ähnlichkeit mit Renate fest. Er versicherte sich, dass Barbara oben friedlich schlief, indem er kurz einen Blick in das Schlafzimmer warf und leise ein paar Sachen aus dem Schrank nahm. Barbara war über einem dicken, historischen Schmöker mit dem Titel ›Gold für den Kaiser – Die Geschichte der Fugger‹ eingeschlafen, in dem es um die nahezu uneingeschränkte Macht ging, die diese Familie seinerzeit in Europa inne gehabt hatte. Er schaltete ihr Nachttischlämpchen, Jugendstilimitat, aus und schloss leise die Schlafzimmertür. Darauf ging er in ihr gemeinsames Bürozimmer und warf den Computer an. Nach fünfzehn Minuten war er fertig und ging wieder ins Erdgeschoss hinunter. Dann zog er sich Sakko und Mantel erneut an, packte die im Schlafzimmer wahllos gegriffene Ersatzunterwäsche und das frische Hemd in seinen Pilotenkoffer und schrieb Barbara eine Nachricht. »Bin schon unterwegs nach Hannover und rufe dich morgen an! Kuss, Anton.« Glock zog die Haustür vorsichtig ins Schloss. Er holte das Auto aus der Tiefgarage und fuhr über den Mittleren Ring in den Westen von München und weiter auf der Autobahn an den nahe gelegenen Starnberger See. Eines seiner wichtigsten Gesetze, geradezu der Schlüssel zum Erfolg, lautete: Tu’s jetzt! und stammte von der Mutter eines alten Freundes aus der Studienzeit, die Staatsanwältin gewesen war. Es besagte nichts anderes, als dass man gut daran tat, zu erledigende Aufgaben sofort, unmittelbar zu erledigen und niemals auf die lange Bank zu schieben. So simpel die zwei Wörter waren, hatten sie doch wesentlich zu seinen beruflichen Erfolgen beigetragen. Er fuhr in den ehemals hübschen Ort Starnberg ein, der mittlerweile ein wenig aus dem Leim gegangen war. Die reizenden alten Villen reichten nicht mehr aus für all jene reichen Münchner, die in der Nähe des schönen Sees wohnen wollten, was zu üppiger Bautätigkeit geführt hatte. Auch Renate Polster wohnte hier in einer neuen Villenhälfte. Die richtige Einfahrt erkannte Anton sofort an dem älteren Jaguar Cabrio, der zu so etwas wie Renates Markenzeichen geworden war und dessen beige Lederpolster er nur allzu gut kannte. Ernsthafte Zweifel an Renates Fähigkeit, mit nur einem Ehemann und einem Liebhaber auszukommen, hatten sich bei ihm gemeldet, als seine Geliebte nach ihrem ersten gemeinsamen Restaurantbesuch vor zehn Jahren am Rand einer Nebenstraße gehalten und mit geübtem Griff ein Päckchen Präservative aus dem holzverkleideten Handschuhfach des Jaguars gefingert hatte. Es sah nach lang geübter Routine aus. Diese Vorstellung hatte ihn seinerzeit zusätzlich erregt. Es war erst ihre zweite gemeinsame Nacht gewesen. In der Premierennacht, die in Antons Schwabinger Apartment stattfand, hatte sie die Gummiteile blitzschnell aus der Innentasche ihres Gucci-Jäckchens gezaubert.

     

11
    Bereits an der Eingangstür küssten sie sich hungrig und Renate griff sich auf dem Weg durch das Wohnzimmer eine, für alle Fälle bereitstehende, Flasche Cognac. Gläser waren nicht nötig. Kurz darauf fielen sie in ihrem Schlafzimmer, einem ganz in dunkelblau gehaltenen, großen Raum, übereinander her. Während Renate auf ihm ritt und er unglaublich intensiv kam, gestand er sich widerstrebend ein, die besten Orgasmen seines Lebens mit Renate gehabt zu haben. Danach lagen sie nebeneinander.
    »Bist du deshalb gekommen ?«
    »Nein«, antwortete er und wühlte in der Tasche des neben dem Bett liegenden Sakkos, »… auch wegen dem hier …« Er hielt ihr das etwas unscharfe Foto vor die Nase, auf dem eine etwas jüngere, aber unschwer zu erkennende Renate auf einem altmodischen Hotelschreibtisch saß, die Beine weit gespreizt, die Hände hinter sich aufgestützt, den Mund in Richtung Kamera zu einem süffisanten Grinsen geöffnet, während seitlich vor ihr ein nicht auf den ersten Blick zu erkennender Blonder stand, der eine grüne Flasche an den Mund setzte, wie um sich Mut zuzutrinken. Rechts, links und im Hintergrund waren undeutlich weitere nackte Menschen zu sehen. Renate sah sich das Foto mit abwesendem

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