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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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gesprächig wurde. Diese Finstermänner stecken dann auch hinter dem Angriff auf Babette. Denn du als Chefstratege samt deinen Eingreiftruppen berichtest an den Finanzvorstand, der ohnehin den vollen Zugriff auf dich hat und derartige Drohungen also gar nicht braucht. Danach wäre Nagelschneider also wirklich ein Guter. Fragt sich nur, was die Sache mit meiner Entlassung dann soll …«
    »Gut, verstanden, demzufolge werde ich also eine Aussprache mit unserem guten Nagelschneider herbeiführen! Könnte nicht auch alles andersherum sein ?«
    »Tja, es gäbe da natürlich noch Hypothese zwei: Die ganze Sache ist von außen gesteuert! Und man hat vielleicht auch Nagelschneider, genau wie dich, in der Hand, der also nur anscheinend auf der traditionalistischen Seite steht, in Wirklichkeit aber möglicherweise genauso bedroht wird wie du und vorher Röckl. Und vielleicht war ihm plötzlich klar geworden, dass Röckl auf die Abschussliste geraten war, und er wollte die Spielfigur mittels schneller Ruhestandsregelung vom Brett nehmen, bevor sie geschlagen werden konnte. Sprich: Er wollte ihn vielleicht durch den vorzeitigen Ruhestand sogar retten! Zu spät allerdings, denn durch den fingierten Selbstmord wurde Röckl knapp vorher aus dem Feld geschlagen .« Mit geschickten Griffen baute Alois ein mehrstöckiges Haus aus den bunten Papp-Bierdeckeln, die auf dem Tisch herumlagen.
    »Nein, lieber Anton, lass mal stecken! Nagelschneider könnte durchaus tief mit drinstecken. Die Sache ist total verworren und wir haben noch zu wenig Fakten. Genauso gut könnten, hier ist Hypothese Nummer drei, auch die vermeintlich arbeitnehmerfreundlichen Traditionalisten dahinter stecken. Spätestens seit Stalin wissen wir, dass soziales Gedankengut und Mord sich keinesfalls ausschließen, wenn es um Macht geht. Also kein Wort zu niemandem, versprochen? !«
    »Versprochen! Was also dann ?« , fragte Glock ratlos und kannte die unbefriedigende Antwort bereits. Er fand alle Theorien gleichermaßen verwirrend und verworren. Auf diese Art und Weise konnten sie noch hundert weitere Hypothesen generieren, ohne der Wahrheit näher zu kommen. Sie brauchten einfach mehr Fakten. Das fand auch Alois, der ihm riet:
    »Mitspielen, Ohren offen halten, vorsichtig sein, und vor allem auf den nächsten Zug des Gegners warten. Man wird Dich, wenn wir richtig liegen, demnächst auffordern, irgendetwas zu tun, zu unterlassen oder Informationen zu beschaffen. Und mit etwas Glück können wir daran ziemlich gut ablesen, welche Interessensgruppe vermutlich dahintersteckt .«
    »Gut, Alois. Und danke! Ich glaube, wir zwei sollten demnächst mal eine Partie Schach spielen .« Die beiden alten Kollegen stießen mit dem letzten Bierrest an.
    »Nein, ich habe zu danken und zwar, dass du mich nicht so schnell geopfert hast. Darauf gewettet hätte ich nämlich nicht …« Mittels heftigem Pusten brachte Alois sein kunstvolles, fünfstöckiges Kartenhaus zum Einsturz.
    Sie bezahlten und holten ihre Jacken aus dem Vorraum zur Toilette. Hier überreichte Rauch ihm einen dünnen Satz Folien in ausgedruckter und in elektronischer Form auf einem USB Stick. Für Antons morgige Diskussion in Hannover mit dem Betriebsrat, die er diesen Abend vollkommen vergessen hatte. Umso unangenehmer würde die Konfrontation mit den Arbeitnehmern morgen verlaufen, die sich, durchaus zu Recht, durch die Abwesenheit des Vorstands in der Sitzung vor den Kopf gestoßen fühlen würden. Er würde sich morgen warm anziehen müssen.

     
    Als er nach Hause kam, war es, trotz des frühen Treffens mit Alois Rauch, bereits nach zehn. Er schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf und betrat leise den Flur, in dem noch Licht brannte. Im Wohnzimmer war alles dunkel. Barbara war augenscheinlich bereits nach oben in den Teil ihrer Wohnung gegangen, in dem ihr Schlafzimmer lag. Sie las am liebsten im Bett. Vielleicht schlief sie auch bereits. Er machte das Licht im Wohnzimmer an. Mitten auf dem Tisch lag ein DIN-A5-Umschlag, der heute mit der Post gekommen sein musste. Barbara hatte ihn bereits geöffnet, da der Computeraufdruck mit › Familie Glock‹ beschriftet war. Innen ein Foto in leicht verblichenen Farben und ein Zettel mit der gedruckten Aufforderung:
    »Fragen Sie R !« . Glock sah sich das Foto an, das auf den ersten Blick nach einem leicht verwackelten Szenenfoto aus einem alten Pornofilm aussah. Er verstand nichts. Barbara war sicher sehr entzückt gewesen über den Inhalt, dachte er. Darum also hatte

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