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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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zu zerschlagen. Nur über meine Leiche! Wenn Sie das übermorgen so präsentieren, werde ich für den Rauswurf des ganzen Projektteams sorgen und sicherstellen, dass Sie bei St. Servatius keine Zukunft mehr haben! Guten Abend.‹ Unmittelbar vor einer so wichtigen Ergebnispräsentation war das der Supergau. Am Boden zerstört war ihr Projektleiter wieder an seinen Schreibtisch geschlichen und hatte per Telefon ihren Chef, Dieter, informiert, der sofort versprochen hatte, sich die Unterlagen noch diese Nacht anzusehen und mit Scheu ein paar Takte zu sprechen, um eine Lösung zu finden. Am nächsten Morgen hatten sie dann von Scheu indirekt erfahren, dass Dieter mit ihm in derselben Nacht zwar noch telefoniert hatte, sich aber in dem Gespräch ›für das ungeschickte Agieren seines noch etwas unerfahrenen Projektteams‹ entschuldigt hatte. Er hatte sich nicht hinter seine Leute gestellt, sondern Scheu, ohne jegliche Rückfrage beim Projektteam, der Einfachheit halber nach dem Mund geredet. Dieter war für das Team dann telefonisch den ganzen Freitag über nicht erreichbar gewesen, und er rief auch nicht zurück. Seine Teilnahme am Lenkungsausschuss am Samstag hatte er über sein Sekretariat spontan abgesagt. Das Team war völlig ratlos und auf sich gestellt. Schließlich hatte ihr Projektleiter das Problem verschoben, indem er mit Scheu verabredet hatte, am Samstag nur erste Analyseergebnisse zu präsentieren und die unbequemen Schlussfolgerungen auf den nächsten Lenkungsausschuss zu verschieben. Die brisante Analyse mit den Gebäudeverkäufen hatte man zunächst völlig unter den Tisch fallen lassen, um sie anschließend nochmals mit dem Controlling zu diskutieren.
    Das Team musste daraufhin die gesamten Folien nochmals komplett umarbeiten und bekam in der Nacht auf Samstag keine Minute Schlaf. Der Lenkungsausschuss selbst war dann recht glimpflich verlaufen. Die Bankenvertreter hatten zum Ausdruck gebracht, dass sie sich eigentlich bereits erste Schlussfolgerungen erhofft hatten, woraufhin Scheu und das Projektteam das Nichtvorhandensein konkreter Aussagen mit der immensen Fülle an Daten entschuldigte, die nochmals sorgfältig gegengeprüft werden mussten. Dieter hatte das Team danach telefonisch überschwänglich gelobt und seine Nichterreichbarkeit und mangelnde Unterstützung als ›Kommunikationsmissverständnis‹ abgetan. Dem Projektteam war glasklar geworden, dass es für den Rest des Auftrages völlig auf sich allein gestellt sein würde und nur durch einen perfekten Teamzusammenhalt und harte Arbeit würde überleben können. Das gesamte Projekt war eine permanente Gratwanderung geworden. Links und rechts klaffende Abgründe, sie dazwischen. Jede Sekunde hatte der Absturz gedroht.

     
    Ihr Projektleiter reißt sie aus ihrer kurzen Rückschau des gemeinsamen Höllenrittes und fährt mit leiser Stimme fort:
    ›Fünftens: Keiner von uns weiß, ob er jemals wieder die Gelegenheit haben wird, in einem sich derartig blind vertrauenden und perfekt funktionierenden Team zu arbeiten. In einem Team, mit dem man alles erreichen kann. Absolut alles. Ich werde euch heute Abend einen Vorschlag unterbreiten, wie wir diese Erfahrung nutzen können für das, was uns allen am wichtigsten ist, da wir ansonsten nicht diesen Knochenjob machen würden: Karriere! Nicht als Selbstzweck, sondern, weil sie große Macht, enormen Einfluss und sehr viel Geld bedeutet !‹ Keiner widerspricht. Nicht alle im Raum hören das gerne, aber alle wissen, dass der Projektleiter Recht hat.
    ›Ich habe eine Idee, die uns langfristig allen unglaublich helfen könnte! Doch dazu später…‹
    Die sechs Anwesenden haben seit ihrem Einstieg bei St. Servatius viel geopfert. Freizeit, den Luxus einer eigenen Meinung, Privatleben, Beziehungen. Sie haben enorm viel investiert und erwarten eines Tages die versprochene Rendite in Form von Karriere und Macht. Die Gruppe ist darum gespannt auf den Vorschlag des Teamleiters, wie man diese Rendite noch erhöhen und ihren Auszahlungszeitpunkt vorziehen könnte.
    Die nächsten zweieinhalb Stunden wird viel gegessen und noch mehr getrunken. Champagner, französischer Chablis, dann schwerer, samtiger Barolo, noch später Cognac. Die Frauen stehen den Männern in nichts nach. Das Lachen wird immer lauter, einer der Männer führt kleine Kunststückchen mit den Bierdeckeln einer lokalen Bayreuther Brauerei vor und eine der drei Frauen hat ihren Stuhl mittlerweile mit dem Schoß ihres Tischnachbars

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