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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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Stühle, die dort vor sich hinrosteten.
    Der seines Postens frisch enthobene Glock war niemand, der schnell aufgab, und so billig wollte er seine Feinde nicht davonkommen lassen. Schnell sortierte er seine Pläne gedanklich neu. Dann redete er in dem gelblichen Dämmerlicht eine Viertelstunde eindringlich auf den aufmerksamen Rauch ein. Dieser nickte anschließend entschlossen und verschwand in Richtung der Aufzüge. Glock verspürte Lust auf eine weitere Camel und blieb noch eine Weile nachdenklich in der Unterwelt des Schuegraf-Konzerns sitzen. In der räumlichen Unterwelt. Die geistige Unterwelt schien längst in die Vorstandsetage aufgestiegen zu sein. Er fühlte sich wie ein Schauspieler kurz vor der großen Premiere, die unvermutet ein wenig früher stattfand, als er angenommen hatte. Draußen wartete alles auf ihn, die Zeit des Übens und Vorbereitens war vorbei, er musste wohl oder übel ins Rampenlicht treten und das Ungewisse auf sich zukommen lassen.

     
    Zurück in seinem Büro berichtete ihm die aufgelöste Frau Nockele, Hermine Hügel, die gefürchtete Personalchefin, wolle ihn sprechen. Er ließ sich mit ihr verbinden, sobald er an seinem Schreibtisch saß. Glocks Gesetz – Tu’s jetzt! – setzte sich wieder einmal erfolgreich gegen Mut- und Tatenlosigkeit durch. Lust auf dieses Gespräch hatte er keineswegs. Er brachte es hinter sich.
    »Herr Dr. Glock, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich in Ihrem Fall nur der Überbringer der Nachricht bin. Ich halte die Entscheidung aus personalentwicklerischer Sicht für falsch , kenne aber die Gründe nicht, die Herrn von Weizenbeck zu der Maßnahme veranlasst haben .«
    »Schon gut, Frau Hügel. Ich kenne Ihre hohe Meinung von mir und weiß, dass Sie mich immer gefördert haben. Unser neuer Vorstandschef hat die schwere Aufgabe vor sich, die Schuegraf AG wieder flott zu machen. Dafür braucht er an den Schaltstellen Leute seines Vertrauens – ich gehöre offensichtlich nicht dazu. So simpel sieht die Sache aus, und ich werde damit professionell umgehen. Sicherlich hat die Schuegraf AG noch ein paar andere Aufgaben für mich parat .« Er klang glaubwürdig wie ein guter Verlierer, der den Abschuss nicht persönlich nahm. Manchmal beeindruckte sich Anton Glock selbst.
    »Nicht direkt, ich meine, nicht unmittelbar. Ich habe die Aufgabe bekommen, mich nach einem adäquaten Job für Sie umzusehen. Nur, ehrlich gesagt, Sie wissen ja selbst, wie dünn die Jobs in der IFG gesät sind … Sehr dünn. Aktuell habe ich leider nichts Passendes für Sie. Es kann sich aber nur um Wochen handeln. Dienstwagen, Büro und auch ihr Sekretariat, Frau Nockele, können Sie in der Zwischenzeit selbstverständlich behalten. Keinesfalls wollen wir einen so potentialträchtigen Mitarbeiter wie Sie verlieren. Wenn Sie aber sofort etwas haben wollen, kann ich Ihnen nur die Planungsabteilung des Werkes in Rosenheim anbieten. Sie wären immerhin Mitglied der Werksleitung dort …« Das Werk in Rosenheim stellte hauptsächlich mechanische Teile für Auslaufmodelle her und konnte es an Bedeutung für den Konzern in etwa mit der Kantine der Zentrale aufnehmen.
    »Nein, danke. Ich warte lieber, bis sich etwas ergibt, das meinen Fähigkeiten und meinem Gehalt angemessen ist. In der Zwischenzeit bitte ich um Urlaub. Wie Sie selbst wissen, habe ich die letzten zweieinhalb Jahre kaum Urlaub gemacht, so dass ich zwei bis drei Monate Erholung ganz gut brauchen könnte …«
    »Wunderbar! So machen wir es. Sie gewinnen etwas Abstand, machen Urlaub und wir sehen uns in aller Ruhe nach etwas Neuem für Sie um. Ich schicke Ihnen noch heute ein Formular, damit die Sache formell ihre Richtigkeit hat .« Die Antwort klang glücklich. Hermine Hügel würde diese einstweilige Lösung der Personalie Glock beim Vorstandschef als ihren Erfolg verbuchen.
    »Ich schicke meine Sekretärin gleich zu Ihnen, denn wenn ich mir die Sache recht überlege, würde ich gerne schon morgen für ein paar Tage nach Rom fliegen .« Er legte auf und instruierte Frau Nockele. Die letzte E-Mail, die er an seinem Schreibtisch noch las, stammte von seinem Lieblingsösterreicher Johann Kroupa und lautete:

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     
    Endspiel: Schwarz gewinnt?!

     
    »Noch nie ist eine Schachpartie durch Aufgabe gewonnen worden .«

     
    Schach-Bonmot

14
    Wenn man dachte, ihn

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