Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
Vom Netzwerk:
je etwas geschrieben, konnte sich als gelegentlicher Krimileser aber für die Idee begeistern.
    »Ich sehe nur ein Hindernis: Wie willst du das alles in eine einzige Kurzgeschichte packen? Da kann sich die Sache ja gar nicht entfalten. Du musst einen ganzen Geschichtenzyklus, oder besser noch, einen Roman draus machen !« Beide prosteten sich zu und Volker versprach, darüber nachzudenken.
    »Irgendwie habe ich so den Verdacht, als würdest du dich mit mir heute nicht nur treffen, um literarische Projekte zu diskutieren. Stimmt’s? Hängt es mit dem überstürzten Urlaub deiner süßen Barbara zusammen, deren Laden ich während der nächsten Wochen in Grund und Boden wirtschaften darf ?« Jetzt galt es, dem alten Freund so wenig wie möglich und so viel wie nötig zu erzählen.
    »Ja, so ist es. Pass auf: In der Schuegraf AG sitzen an maßgeblichen Stellen ein paar Leute, die den Konzern als Selbstbedienungsladen betrachten und bei der Durchsetzung ihrer Interessen auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. Ich bin den Leuten auf der Spur, und ich fürchte, das werden sie rasch merken. Darum ist Babs nach Dubai geflogen, denn dort kann sie nicht so schnell in die Geschichte mit reingezogen werden .« Den geplanten Weiterflug seiner Frau nach Male erwähnte er nicht.
    »Ich wiederum werde nach Rom fliegen und dort ein paar zusätzliche Informationen beschaffen. Sobald ich etwas weiß, maile oder schicke ich dir das Ganze zu. Schreib mir auf keinen Fall eine Antwort! Druck die Seiten aus, steck sie in einen Umschlag und bring sie unauffällig zu Marvin Ray Miller. Und lösch die Mail auf deinem Computer sofort wieder. Hier ist die Adresse von Miller .« Er schrieb die Adresse auf einen Guinness-Bieruntersetzer aus Pappe. Volker nickte und sein Freund wusste, dass man sich auf diese Zusage blind verlassen konnte.
    »Sollte ich nach drei Wochen nicht zurück sein, oder sollte dich die Nachricht erreichen, ich sei verunglückt oder ähnliches, dann geh persönlich zum Rechtsanwalt Marvin Ray Miller in Bogenhausen und erzähl ihm, der Ernstfall sei eingetreten. Er weiß dann, was zu tun ist .«
    »Wow! Die Sache ist richtig ernst, stimmt’s!?
    »Ja, das ist sie, alter Freund .«
    »Hmmm. Kann ich die Story hinterher für eine Kurzgeschichte nutzen? Ohne Namen natürlich.«

     
    Gegen ein Uhr nachts wurden sie sanft, aber bestimmt rausgeschmissen. Gegen einen letzten Jameson-Whiskey erklärten sie sich dazu bereit und verabschiedeten sich lautstark vor Volkers Stammkneipe. Es nieselte und war kalt. Anton ging zu Fuß zurück, und seine Vorfreude auf die leere Wohnung hielt sich sehr in Grenzen. Fast bereute er schon, Renates Angebot für die Nacht ausgeschlagen zu haben. Kalt jedenfalls wurde es in ihrer Gegenwart nie. Taktisch wäre es jedoch ein großer Fehler gewesen. Nachdem er die Eingangstür aufgesperrt hatte, durchquerte er den langen Flur und betrat das dunkle Wohnzimmer. Er knipste alle Lichter an und tauchte die in freundlichen Farben eingerichtete Wohnung in strahlende Helligkeit. Plötzlich stutzte er. Da war doch ein scharrendes Geräusch gewesen. Von oben. Er hastete leise die kleine Treppe in das obere Stockwerk ihrer Wohnung hoch und knipste das Licht im Bürozimmer an. Leer. Dann hörte er einen dumpfen Aufprall von draußen. Er sprang auf die Balkontür zu und riss sie auf. Sie klemmte ein wenig. Sobald er den kleinen Balkon betreten hatte, sah er, dass sich auf dem Bürgersteig jemand eilig entfernte, der leicht humpelte. Auf dem Balkon, der auf die Kirchenstraße hinausging, war jemand gewesen, der durch sein Kommen aufgeschreckt worden und überstürzt aus dem ersten Stock hinunter auf den Bürgersteig gesprungen war. Dann sah er sich genauer auf dem Balkon um. In einer Ecke hingen zwei seiner Anzüge zum Auslüften. Ein paar tönerne Blumentöpfe standen rechts vor der Tür, in denen Barbara im Sommer allerlei Kräuter anpflanzte. Zumindest der Salbei und der Rosmarin sahen noch gut aus. Nichts zu sehen. Also drehte er sich um und wollte zurück in das Bürozimmer gehen. Da sah er den Grund für das scharrende Geräusch und die leicht klemmende Balkontür: Der Eindringling hatte versucht, die hölzerne Tür aufzuhebeln. Holz war abgesplittert, der Verschluss leicht beschädigt. Wäre er nur fünf Minuten später heimgekommen … Eilig schloss er die Tür von innen und holte ein Versäumnis eiligst nach: Er löschte alles restlos vom PC, was er zum Thema Schuegraf AG auf der Festplatte hatte.

Weitere Kostenlose Bücher