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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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Flasche Ramazzotti an den strengen Behörden vorbeizuschmuggeln. Alle Koffer wurden durchleuchtet, denn die Einfuhr von Alkohol in die islamische Republik der Malediven war streng verboten. Neben Pornos, Drogen und ähnlichem Teufelszeug. Auf den Touristeninseln floss trotzdem jede Menge Alkohol, denn ohne diese wichtige Urlaubsingredienz hätten die Malediven den Tourismus unmöglich zu ihrem wichtigsten Wirtschaftszweig ausbauen können.
    Mit rollendem Koffer und Aktentasche in der Hand verließ Anton das Flughafengebäude und ging zum Anlegesteg der Schiffe. Zahlreiche kleine Boote warteten darauf, die neu ankommenden Reisenden zu den Ferieninseln zu bringen. In fernab gelegene Atolle flogen kleine Wasserflugzeuge. Furanafushi Island, das erste Ziel von Antons Aufenthalt hier, lag nur eine Bootstunde vom Flughafen entfernt. Da er sein Hotelzimmer im Voraus gebucht hatte, lag ein landestypisches Dhoni für den Transfer bereit. Er trug das Gepäck selbst an Bord und setzte sich auf die blau gestrichene Bank des hölzernen Schiffes. Seitlich des Bootes schwammen zahlreiche grünlich-bunte Fische im glasklaren Wasser des Hafenbeckens. ›Drückerfische‹, wurde er von einem älteren, österreichischen Paar belehrt, das gerade an Bord kletterte und sich als erstes Nase und Stirn mit Sonnencreme einrieb. Anton verzichtete darauf, seinen Mitreisenden zu erklären, dass es sich um Papageienfische handelte und nickte ihnen dankend zu. Er zündete sich eine Zigarette an und genoss die tropische Brise. Dann kramten die Österreicher ihre Fotoapparate aus. Sie dokumentierten jeden Handgriff der Bootscrew. In Wien oder Klagenfurt warteten sicher zahllose Bekannte mit Spannung auf diese Bilder.
    Das Dhoni tuckerte los. Anton lehnte sich zurück und las erneut die Informationen, die ihm Rauch über Beckendorfs Tauchunfall zusammengestellt hatte. Der Tauchunfall hatte, wie jeder derartige Vorfall, eine ausführliche Untersuchung nach sich gezogen. »Unfall durch Eigenverschulden« war das eindeutige Ergebnis gewesen. Im Schlussreport des ermittelnden Beamten der maledivischen Regierung wurde der Ablauf des Unglücks so geschildert: Kurt Beckendorf hatte am Vor-abend mit viel Alkohol und bis spät in die Nacht seinen dreißigsten Hochzeitstag gefeiert. Er war ein erfahrener Taucher und in guter körperlicher Verfassung. Bei dem Tauchgang hatte es sich um einen Standardtauchgang ohne größere Schwierigkeiten gehandelt. Ahmed, der Tauchguide und sein einziger Partner unter Wasser, hatte ausgesagt, Beckendorf habe kurz nach dem Abtauchen festgestellt, dass sein Computer defekt war. Ahmed hatte ihm dann entgegen den Tauchregeln bedeutet, dennoch weiter zu tauchen. An Bord hätte es ohnehin keinen Ersatzcomputer gegeben, und der Tauchplatz, die Green Caves, lag zu weit von der Basis entfernt, um noch einmal zurückzukehren. Man war dann zunächst einmal komplett um das Riff herumgetaucht und hatte in etliche Höhlen hineingeleuchtet, unter anderem auch in jene, in der Beckendorf später umgekommen war. Das Ende des Tauchgangs hatten sie nach fünfzig Minuten in etwa sieben Meter Tiefe über dem Riffdach durchgeführt und beide waren schließlich mit knapp fünfzig Bar Restluft aufgetaucht. Ahmed war als Erster über die Leiter auf das Boot geklettert und hatte sofort begonnen, sein Equipment zu demontieren. Noch aus dem Wasser heraus hatte Beckendorf dann plötzlich etwas gerufen und dabei seine rechte Hand nach oben gestreckt, an der sich auch die Lampe befand. Er wirkte sehr aufgeregt. Ahmed meinte verstanden zu haben, dass Beckendorf seinen Ehering unter Wasser verloren hatte und sofort noch einmal abtauchen wollte. Dies war natürlich völliger Wahnsinn und unverantwortlich. Ahmed und der Bootsführer, der die Schilderung des Guides bestätigte, versuchten Beckendorf schreiend und gestikulierend davon abzuhalten, aber dieser tauchte bereits hektisch wieder mit dem Kopf voran nach unten und verschwand schnell aus dem Blickfeld. Daraufhin hatte sich Ahmed hastig die Ersatztauchflasche an sein Atemgerät montiert und war ebenfalls wieder ins Wasser gesprungen, um Beckendorf hinterher zu tauchen und ihn zurück zu bringen. Unten war von Beckendorf jedoch nichts zu sehen gewesen; auf dem gut einsehbaren Riffdach befand er sich offensichtlich nicht. So tauchte Ahmed, Riff linke Schulter, gegen den Uhrzeigersinn in fünfzehn Metern Tiefe um das kreisförmige Riff herum und hielt nach seinem Tauchpartner in alle Richtungen Ausschau. Auf

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