Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
dargeboten, haben Sie kaum eine Chance, das Spiel zu durchkreuzen. Ja, Sie werden den Bluff nicht einmal bemerken. Denn Ihr Gegenspieler wird sich hüten, im Nachhinein sein kleines Geheimnis zu lüften und seine Glaubwürdigkeit zu beschädigen. Das Einzige, was Sie tun können: Seien Sie skeptisch, wenn jemand allzu selbstbewusst auftritt. Gerade der Tick zu viel kann den Bluff verraten. Und rechnen Sie damit, dass gerade scheinbar starke Konkurrenten ihre Schwächen haben, die sie hinter einer Wand aus Selbstbewusstsein verbergen.
Fordert Sie jemand heraus, können Sie nicht untätig bleiben und sich überspielen lassen. Weichen Sie Konflikten nicht aus. Lassen Sie sich nicht herabsetzen, sondern halten Sie selbstbewusst dagegen. Sorgen Sie dafür, dass es unangenehm wird, sich mit Ihnen anzulegen. In manchen Fällen können Sie Angriffe auch ins Leere laufen lassen – einfach indem Sie deutlich machen, dass der Angriff Sie überhaupt nicht berührt ("Sie fanden meinen Vorschlag lächerlich? Tja, da kann man wohl nichts machen …"). So etwas kann den anderen vielleicht in Rage bringen, aber das ist "nun wirklich sein Problem", wie Sie ihn mit feinem Lächeln wissen lassen.
Werden Sie ständig zur Zielscheibe von Attacken, ist das auf Dauer zermürbend. Es hilft Ihnen nicht viel, wenn Sie solch eine Auseinandersetzung auch einmal gewinnen, wenn am nächsten Tag drei neue Konflikte auf Sie zukommen. In solchen Fällen kann es helfen, wenn Sie sich mit anderen verbünden, die es ebenfalls leid sind, ständig kämpfen zu müssen. Auch können Sie Ihren Vorgesetzten bitten, in dieser Angelegenheit ein Machtwort zu sprechen, denn immerhin leidet Ihre Arbeitsfähigkeit darunter.
Schließlich gibt es noch die "Strategie des lachenden Dritten". Aus den Konkurrenzkämpfen halten Sie sich heraus; Sie lassen keine Ambitionen erkennen und hoffen darauf, dass sich Ihre Rivalen gegenseitig bekämpfen und schwächen, ganz im Sinne des indianischen Sprichworts: "Setz dich an den nächsten Fluss und warte, bis die Leiche deines Feindes vorbeischwimmt." Sie genießen das Privileg, dass man Sie unterschätzt und keiner Sie auf der Rechnung hat. Aber es führt kein Weg daran vorbei: Irgendwann müssen Sie aus der Deckung, beherzt zugreifen und wohl auch Härte zeigen. Denn spätestens wenn Sie an den anderen vorbeiziehen, ist die Schonfrist vorbei.
Organisationsspiele
"Je sorgfältiger Insektenforscher die feinen Details der Organisationsform einer Kolonie untersuchten, desto umfangreichere und komplexere Konflikte kamen zum Vorschein. Wenn man sich näher mit der Beziehung zwischen bestimmten Individuen beschäftigt, dann ist es so, als ob man in eine nach außen hin friedliche Stadt zieht und nach einer Weile feststellt, dass an diesem Ort Familienstreitigkeiten, Diebstahl, Straßenüberfälle und sogar Mord an der Tagesordnung sind."
Bert Hölldobler, Edward O. Wilson: Ameisen
Machtspiele und Organisation gehören zusammen. Wo es eine Organisation gibt, da werden auch Machtspiele betrieben. Ja, für manche wie die Organisationsforscher Crozier und Friedberg bestehen Organisationen aus nichts anderem als aus Machtspielen. So gut wie alle Spiele, die in diesem Buch vorkommen, werden in Organisationen gespielt. Mit Ausnahme der "Grundspiele" und der "Verhandlungsspiele", die Ihnen in den unterschiedlichsten menschlichen Beziehungen begegnen können, erfordern die anderen Machtspiele geradezu die Organisation – als Spielfeld sozusagen.
Warum also ein eigenes Kapitel für Organisationsspiele? Weil es in diesem Kapitel um zwei Aspekte von Macht geht, die in den anderen Abschnitten nicht vorkommen. Es geht nicht um Konkurrenz und Karriere, nicht um das Verhältnis von Chef und Mitarbeitern, es geht um die Entscheidungsfindung in der Organisation ("Das Mülleimerspiel") und um die Segnungen der Wirkungslosigkeit ("Der Scheinhäuptling"). Beide Spiele sollen Ihnen helfen, die manchmal etwas rätselhaften Vorgänge in einer Organisation besser zu verstehen.
Der Scheinhäuptling
Die Anzahl seiner Spieler soll in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen sein. Denn viele Organisationen sind "schlank" geworden und haben ihre Prozesse "optimiert", was dem Scheinhäuptling eigentlich die Lebensgrundlage entziehen müsste. Doch ist der Scheinhäuptling für eine Organisation viel zu wichtig, als dass man ihn einfach so abschaffen könnte. Daher taucht er manchmal unvermutetauch in einem runderneuerten Unternehmen wieder auf, als
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