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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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externer Scheinhäuptling. Allerdings hat ein outgesourcter Scheinhäuptling ein sehr viel härteres Los als sein Inhouse-Kollege, der noch zum Stamm gehört.
Spielidee
    Das Spiel geht auf Beobachtungen zurück, die der britische Ethnologe Martin Page vor über dreißig Jahren bei den Akwaaba gemacht hat, einem westafrikanischen Volk, dessen Organisationsstruktur Page mit modernen, und vor allem erfolgreichen Unternehmen verglich. Selbstredend stieß er auf zahlreiche Entsprechungen und bekam allerlei Anregungen, die er in seinem Buch "Managen wie die Wilden" zusammengetragen hat.
    Bei den Akwaaba gibt es demnach einen Palasthäuptling, der "Nana" genannt wird. In der Sprache der Akwaaba heißt das "Chef". "Die Unbestimmtheit des Titels ist beabsichtigt", schreibt Page, "und sein Anschein von Macht reiner Schwindel. Der Nana hält lästige Besucher vom Obersten Häuptling und allen anderen verantwortlichen Personen im Palast fern." Er soll gegenüber den Besuchern den Eindruck erwecken, als sei er der Ranghöchste, den sie für ihr Anliegen sprechen können. Er hört sich alles geduldig an, was sie zu sagen haben, und verspricht, sich um den Fall zu kümmern, Informationen weiterzuleiten und so fort. Doch wird er nur in den seltensten Fällen aktiv. Denn seine Aufgabe ist das Abschirmen, nicht das Weiterleiten. Das klingt nach einer ziemlich dubiosen Rolle, die eine seriöse Organisation besser nicht besetzen sollte. Doch diese Schlussfolgerung wäre ein Fehler. Ohne "Nana", ohne "Scheinhäuptling" würde das Chaos ausbrechen – in unseren "zivilisierten" Organisationen mit ihrem Informationsüberschuss noch viel eher als bei den Akwaaba. Denn mindestens genauso wichtig wie die Weitergabe von Informationen ist die Abschirmung davon.
Die drei Funktionen des Scheinhäuptlings
    Das zeigt sich übrigens auch in unserem Gehirn: Damit wir das Wunderwerk des Denkens vollbringen können, brauchen wir nicht nur die Billionen von Neuronen, die über ihre Synapsen Impulse weitergeben. Wir brauchen auch die so genannten Gliazellen, die die Neurone voneinander trennen und dafür sorgen, dass sich die Nervenimpulse nicht dorthin ausbreiten, wo sie nicht hingehören. Sind unsere Gliazellen geschädigt, können wir keinen klaren Gedanken mehr fassen. Esliegt auf der Hand: Was die Gliazellen im Hirn leisten, das vollbringt der Scheinhäuptling für die Organisation.
    Der Scheinhäuptling treibt ein Spiel. Er gibt vor, Einfluss zu haben, dabei ist er weitgehend machtlos. Er erweckt den Anschein, als könnte er etwas bewirken, dabei sorgt er dafür, dass gerade nichts bewirkt wird. In dieser Rolle erfüllt der Scheinhäuptling drei Funktionen:
für den eigentlichen Häuptling: Er hält ihm den Rücken frei und sorgt dafür, dass er mit unwesentlichen Dingen gar nicht erst in Berührung kommt.
für diejenigen, die sich an ihn wenden: Er sorgt dafür, dass sie einen Ansprechpartner haben und sich wichtig und ernst genommen fühlen, obwohl ihr Anliegen für die Organisation eigentlich belanglos ist.
für die Organisation: Die Position des Scheinhäuptlings ist mit einem hohen Status verbunden, ohne dass er Einfluss nehmen muss; dadurch stabilisiert und beruhigt er die Organisation.
Die Häuptlinge entlasten
    Allein für diesen Zweck braucht eine Organisation ihre Scheinhäuptlinge: damit die echten Häuptlinge ihre Arbeit tun können, damit sie sich den Dingen zuwenden können, die sie für wichtig halten. Ohne Scheinhäuptlinge ist das viel schwieriger. Da gibt es wichtige Kunden, die würden es als kränkend auffassen, wenn sie es nicht mit einer hochrangigen Führungskraft zu tun bekämen. Sie fordern keine kniffligen Entscheidungen, wollen keine schwierigen Verhandlungen führen, sie möchten im Wesentlichen eines: Aufmerksamkeit. Für solche Aufgaben ist keiner so geeignet wie ein Scheinhäuptling. Auch wenn die persönliche Anwesenheit einer hochrangigen Führungskraft erforderlich ist, etwa bei einer Kundenveranstaltung, oder bei einem Kongress, bietet es sich an, den "Betriebsnana" zu schicken. Der wertet die Sache auf und kann keinen Schaden anrichten, wenn sich jemand an ihn hangt, um mit ihm in diesem privaten Rahmen irgendwelche Absprachen zu treffen.
    Außerdem kann der Scheinhäuptling auch dazu benutzt werden, Projekte aufzuwerten. Vielleicht muss sich die Organisation um Dinge kümmern, um die sie sich eigentlich gar nicht (mehr) kümmern will, aber das kann sie nicht zeigen. Oder sie will es nicht, weil sie sich nicht

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