Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
die Ungerechtigkeit anprangern, dass einige Kollegen Sonderrechte genießen und Entscheidungen unter sich auskungeln. Sie verbünden sich mit einigen Leidensgenossen und versuchen, Gegendruck aufzubauen. Sie präsentieren sich als Opfer (→ Das Opferspiel, Seite 60) und stellen Forderungen. Vielleicht gelingt es Ihnen, etwas mehr Transparenz und Beteiligung zu erreichen. Und doch ist der Erfolg dieser Strategie begrenzt. Denken Sie an das Beispiel der Liegestühle (vgl. Seite 159). Auch da sind die Aussichten, wieder zu einer gleichen Verteilung der Nutzungsrechte zu kommen, nicht gut. Aber Zugeständnisse könnten Sie schon herausholen, vor allem wenn offiziell der Grundsatz der Gleichbehandlung hochgehalten wird.
Dabei sollten Sie sich über die Risiken der "Rebellenstrategie" im Klaren sein: Sie exponieren sich als Gegenspieler. Entweder versuchen die anderen, Sie mit allenMitteln kleinzukriegen. Oder wenn das nicht geht, könnten die andern versuchen, Sie zu vereinnahmen, nach der Devise: Wenn du deinen Gegner nicht besiegen kannst, versuche, ihn zu korrumpieren. Aber vielleicht kommt Ihnen das ja gar nicht ungelegen.
Eine zweite Möglichkeit wäre denn auch die "Helferstrategie". Sie versuchen, sich mit dem einen oder anderen aus dem inneren Kreis zu verbünden. Dazu müssen Sie denen natürlich etwas zu bieten haben. Und Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht einfach nur ausgenutzt werden. Doch wie wir gesehen haben, führt der Weg zu mehr Einfluss erst einmal durch das Tal, das da heißt: Mache dich für den anderen unentbehrlich. Erst wenn der Sie – und zwar gerade Sie – braucht, dann können Sie allmählich Gegenleistungen einfordern.
Der Heuschreckenkrebs und andere Kampfspiele
"Das Geheimnis jeder Macht besteht darin zu wissen, dass andere noch feiger sind als wir", bemerkt der Schriftsteller Ludwig Börne. Wer sich im Konkurrenzkampf behaupten will, der darf nicht konfliktscheu sein. Auf der anderen Seite wäre es jedoch verheerend, sich in jede Auseinandersetzung hineinziehen zu lassen. Denn solche Konfrontationen kosten Kraft. Auch wenn man sie gerade noch für sich entscheidet, zu viele davon laugen einen aus. Daher ist ein kluger Karrierespieler bestrebt, die Anzahl der Auseinandersetzungen zu begrenzen und dafür zu sorgen, dass ihn seine Konkurrenten gar nicht erst herausfordern, entweder weil sie ihn für zu harmlos halten (unterschätzt zu werden kann im Spiel um die Macht ein großer Vorteil sein) oder weil sie damit rechnen, dass sie bei dieser Angelegenheit ohnehin den Kürzeren ziehen.
Wie stark der andere wirklich ist, welchen Einsatz er wagt, das zeigt sich erst, wenn es schon zu spät ist, wenn wir uns nämlich schon mitten in der Auseinandersetzung befinden. Daher versuchen wir vorher abzuschätzen, wie gut unsere Chancen stehen. Bei dieser Kalkulation spielt eine ganz entscheidende Rolle, wie selbstbewusst unser Gegenspieler uns entgegentritt. Genau das versucht jemand für sich auszunutzen, wenn er den "Heuschreckenkrebs" mit uns spielt. Das Pfiffige dabei ist, dass der Heuschreckenkrebs gerade dann besonders einschüchternd auftritt, wenn er die Auseinandersetzung auf jeden Fall verlieren würde. Aber eben dazu kommt es gar nicht erst, und genau das ist der Trick.
Die Spielidee
Vom Heuschreckenkrebs lernen heißt bluffen lernen. Dieser Gliederfüßer vom Stamme der Hoplocarida ist ein Raubtier, das in Korallenriffen lebt und dort in einer Wohnröhre auf der Lauer liegt, um Muscheln, Schnecken und Krabben zu jagen. Es besitzt Furcht erregende, hammerartige Klauen, mit denen es schon einmal das Sicherheitsglas eines Aquariums zertrümmert haben soll. Was die Wohnröhren im Riff betrifft, so ist ihre Anzahl begrenzt. Daher konkurrieren zahlreiche Tiere darum. Wer eine Röhre in Besitz nehmen möchte, begibt sich vor deren Eingang. Nach kurzer Zeit erscheint der Bewohner. Ist er deutlich kleiner und dem Eindringling körperlich unterlegen, so räumt er freiwillig das Feld. Im umgekehrte Fall schwimmt der Eindringling weiter. Sind die Verhältnisse unklar, kann es auch zum Kampf kommen.
Nun ist der Heuschreckenkrebs ein sehr starker und unangenehmer Gegner, denn er macht rücksichtslos von seiner Hammerklaue Gebrauch. Doch gibt es in seinem Leben eine kritische Phase, in der er extrem empfindlich und verletzlich ist: Wenn er nämlich so stark gewachsen ist, dass er seinen Panzer abwerfen muss. Bis sich die darunter liegende weiche Haut wieder zum Panzer verhärtet, dauert es eine
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