MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
zögerte, um dann sanft mit den Fingerknöcheln über ihre Wange zu streichen. »Nein. Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich dieser Garten wieder der Aufmerksamkeit einer edlen Dame erfreut.«
Linnet nickte, zu gerührt von seiner unverhofften Zärtlichkeit, um etwas zu erwidern.
Unversehens trat er näher und nahm ihr Gesicht zwischen seine beiden großen Hände, senkte den Kopf und berührte ihre Lippen mit den seinen, in einem nahezu schmerzhaft süßen Kuss, dessen Zärtlichkeit Linnet den Atem raubte. Dann, während sie sich an ihn schmiegte und bereitwillig ihre Lippen öffnete, um den Kuss noch zu vertiefen, ließ er sie ganz plötzlich los und ging.
Linnet blieb, wo sie war, und presste die Finger an ihre Lippen, die noch immer prickelten von seinem Kuss, bis das Geräusch seiner sich entfernenden Schritte im morgendlichen Nebel unterging.
Erschüttert und beeindruckt von der Kraft des leidenschaftlichen Verlangens, das sein Kuss in ihr entfesselt hatte, bückte Linnet sich und hob einige dicke Schnecken aus einem frisch gejäteten Beet mit Thymian und Minze auf. Vielleicht begannen ihre nächtlichen Versuche, die Barrieren zu durchbrechen, die er gegen sie errichtet hatte, allmählich Wirkung zu erzielen?
Die Zärtlichkeit seines Abschiedskusses - oder die Sorge, die in seinen letzten Worten mitgeklungen hatte - ließ sich nicht bestreiten.
Vermutete er, dass sie Nacht für Nacht wachgelegen hatte und darauf gewartet hatte, bis er in einen tiefen Schlaf versank? Hatte er möglicherweise gespürt, wie sie mit den Fingerspitzen die aristokratischen Züge seines Gesichtes nachgezogen hatte? Hatte er nur so getan, als schliefe er, während sie seinen kraftvollen Körper mit ihren suchenden Händen sanft erforscht hatte?
Denn nur dann, nur in der Stille und im Schutz der Dunkelheit, wagte sie zu hoffen, ihn mit der Zärtlichkeit ihrer Berührung zugänglicher machen zu können.
Sein Herz zu gewinnen, wenn er arglos war und vielleicht zu müde von den Anstrengungen des Tages, um ihren Liebkosungen zu widerstehen.
Nur dann erlaubte sie sich zu träumen.
Kopfschüttelnd richtete sie sich auf und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Gott, aber sie war wirklich kühn geworden. Jede Nacht war sie noch ein bisschen mutiger geworden, hatte zuerst sein Haar berührt, sich dann zu seinen breiten Schultern vorgewagt und schließlich die ausgeprägten Muskeln seiner Oberarme liebkost.
Einmal hatte sie ihre Fingerspitzen sogar über seine Brust und seinen flachen Bauch hinunterwande rn lassen und erst innegehalten kurz vor dem dichten schwarzen Haar, das seine Männlichkeit beschützte.
Dort hatte sie gezögert, als ein Prickeln ihren Arm hinaufschoss, sie durchflutete und ihre Sinne entflammte, bevor es sich schließlich tief in ihrem Innersten zu bündeln schien. Die Empfindungen hatten eine träge Hitze in ihr ausgelöst und sie dazu gedrängt, jenen männlichsten und geheimnisvollsten Körperteil von ihm zu erforschen.
Aber sie hatte von ihm abgelassen und ihre Hand zurückgezogen, als hätte sie sich verbrannt.
Zu bang vor seiner möglichen Reaktion, und zu unsicher, um eine Entdeckung zu riskieren.
Die bloße Vorstellung, er könne erwachen und sie dabei ertappen, wie sie ihn berührte und seinen Körper erforschte, als wäre sie eine Dorfdi rn e der schlimmsten Sorte, entsetzte sie. Sie hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde, wusste aber, dass er ihre Kühnheit nicht begrüßen würde. Schließlich hatte er kein Hehl aus seinem Wunsch gemacht, sich von ihr fern zu halten.
Sie erschauderte beim Gedanken an das enorme Risiko, das sie eingegangen war, als sie gewagt hatte, ihn auf diese Weise zu berühren.
Aber trotzdem war er in den Garten gekommen, um ihr Lebe wohl zu sagen, hatte ihr mehr Freundlichkeit erwiesen, als sie sich zu erträumen gewagt hätte, und war aufrichtig um ihre Sicherheit besorgt gewesen.
Hatte ihr Grund gegeben, weiterzuhoffen.
Plötzlich rutschte eine dicke Haarsträhne unter ihrem Schleier hervor und fiel ihr in die Augen. Mit geübter Geste steckte sie das Haar zurück an seinen Platz und seufzte.
Wenn sie doch bloß mehr zu bieten hätte als ihr angeblich so hübsches Haar!
Nicht, dass sie es selbst so schön gefunden hätte, wie einige behaupteten.
Es ließ sich einfach nicht auf Dauer bändigen, war viel zu schwer für die Zöpfe, die Elspeth ihr jeden Morgen so gewissenhaft flocht. Keine drei Stunden vergingen, und schon war Elspeths mühsames Werk
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