MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
deines Vaters Sohn bist. Ich habe es auch gesehen, als ich dich zum ersten Mal erblickte, und ich habe dir gesagt, dass es immer nur die Wahrheit ist, was ich auf diese Weise sehe.«
Sie hielt inne, erhob sich und zog Robbie mit sich auf die Beine. Sie suchte nach den richtigen Worten, und als sie sie fand, legte sie ihre Hände fest auf seine schmalen Schultern.
»Es ist schwer, ich weiß, aber die Heiligen werden dir Kraft verleihen, damit es dir leichter fällt, dich auf die Pflichten als nächster Gutsherr zu besinnen. Die da oben erlegen uns nie schwerere Bürden auf, als wir tragen können.« Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte ihre Arme. »Falls ich je mit einem Kind gesegnet werden sollte, würde es ein Bruder oder eine Schwester für dich sein, jemand, den du lieb haben wirst... und der dich lieb haben wird. Und deine Stellung als zukünftiger Lehnsherr respektieren wird.«
»Aber warum können wir es Papa nicht sagen?«
Zum ersten Mal zweifelte Linnet an der Weisheit ihrer Entscheidung, ein derartiges Geheimnis zu bewahren. Aber ihr sechster Sinn sagte ihr, es sei das einzig Richtige, und ihr Instinkt hatte sie noch nie getrogen.
»Weil«, begann sie und hoffte, dass der Junge verstand, »dein Vater die Wahrheit selbst herausfinden muss. Es ist ein schlimmer Schmerz, den er in sich trägt, und nur er kann ihn heilen. Wenn wir es ihm sagen, würden wir die Lektion vorwegnehmen, die ihn das Schicksal lehren will. Verstehst du das - ich meine, ergibt das einen Sinn für dich?«
Robbie zögerte und scharrte mit der Spitze seines Schuhs über die festgestampfte Erde. »Meinst du, er wird lange brauchen, um diese Lektion zu lernen?«
»Nein, das glaube ich nicht, denn dein Papa ist ein gebildeter und kluger Mann«, versicherte Linnet ihm und betete zum Himmel, ihre Worte möchten sich als wahr erweisen.
In Robbies Alter würde eine bloße Woche ihm wie eine Ewigkeit erscheinen.
»Du glaubst, Papa ist klug?«
»O ja, das tue ich«, versicherte sie ihm, froh, dass der Junge sich ein bisschen gerader aufrichtete bei ihren Worten. Sogar Mauger spitzte die Ohren, als hätte er sie verstanden. »Jeder weiß, dass er auch der mächtigste der Highland-Krieger ist. Der meistverehrte im ganzen Land. Ich hatte schon von seinem kühnen Einsatz in der Schlacht gehört, und auch von seiner Tapferkeit und seinem Mut, lange bevor er mich hierher brachte.«
Eine leichte Röte stieg in Robbies Wangen, und er biss sich auf die Unterlippe. Dann, als wäre es ihm ein bisschen peinlich, sagte er: »Aber du bist eine MacDonnell. Woher kannst du das wissen?«
Sie war glücklich, als sie sah, wie der Junge instinktiv die Schultern straffte und Stolz über das MacKenzie-Erbe seine Bekümmerung ersetzte.
»Wahrscheinlich gibt es niemanden, der noch nicht von ihm gehört hat«, erwiderte sie lächelnd und ordnete seine Tunika über seiner Strumpfhose. »Eine Fehde, selbst eine langjährige, wie zwischen unseren Clans, bedeutet nicht, dass sie nichts voneinander hören. Es gibt viele fahrende Spielmänner, die das Loblied deines Vaters singen, wie sie vor ihm auch schon seinen Vater besangen.«
»Hast du sie von meinem Papa singen gehört?«, fragte Robbie in ehrfürchtigem Ton.
»Öfter, als mir lieb war«, antwortete sie mit einem schiefen Lächeln. »Der Mut und Kampfgeist der MacKenzies ist legendär, und egal, welches Plaid ein Mann über seine Schulter wirft, es gibt keinen Highlander, der diesen Namen verdient, der die Tapferkeit eines anderen Mannes, Feindes oder Clans nicht respektieren würde.«
»Meinst du, die Barden werden eines Tages auch mich besingen?«
»Ich weiß, dass sie das tun werden.« Sie fuhr ihm lächelnd durch das seidige schwarze Haar, dann legte sie eine Hand unter sein Kinn und hob sein Gesicht an, um sich an der Hoffnung zu erfreuen, die sie darin sah. »Es ist ein großes Vermächtnis, das du antreten musst, Robbie, aber ich zweifle nicht daran, dass du eines Tages ein wunderbarer Gutsherr sein wirst.«
Er schien buchstäblich zu wachsen vor ihren Augen, aber Linnet konnte sehen, dass ihn immer noch etwas beunruhigte.
»Es tut mir Leid, dass ich geweint habe«, rief er. »Männer weinen nicht.«
»Und wer hat das gesagt?« Linnet blickte ihn eindringlich an. »Nur sehr tapfere Männer haben keine Angst zu zeigen, was sie fühlen.«
Darauf stürzte Robbie vor und schlang die Arme um ihre Beine. »Ich bin so froh, dass du hier bist«, sagte er, zu ihr aufschauend, und die
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