MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
ging.
Aber sie hatte keinen von beiden eintreten gehört. Und sie sah auch Robbie nirgendwo in der Werkstatt. Verwundert bückte Linnet sich, um den großen Kopf des Hunds zu streicheln, und blickte suchend in die Schatten, während sie es tat. »Robbie? Bist du hier, mein Junge? Du brauchst dich nicht vor mir zu verstecken.«
Obwohl er nicht antwortete, verriet ein leises Rascheln in der fernen Ecke sein Versteck. Robbie saß auf dem Boden, unter einem Tisch, seine kleine Gestalt fast nicht erkennbar in den tiefen Schatten.
Noch erstaunter ging Linnet zu ihm hinüber und kniete sich auf den Lehmboden. Trotz des schwachen Lichts war nicht zu übersehen, dass der Junge sehr bekümmert war. Er hatte die Knie an die Brust gezogen und die Arme fest darum geschlungen. Zu ihrer Bestürzung hielt er das Gesicht von ihr abgewandt und weigerte sich, sie anzusehen.
Aber was sie am meisten beunruhigte, war, wie seine Schultern zuckten. Robbie weinte, und seine stummen Tränen zerrissen ihr das Herz. Sich vorbeugend, griff sie unter den Tisch und versuchte, den Arm des Jungen zu berühren, aber er ignorierte sie und zog sich noch dichter an die Wand zurück.
»Robbie, was ist geschehen, mein Junge? Willst du nicht herauskommen und mir sagen, was du hast?«
Ein ersticktes Schluchzen war die Antwort, aber er drehte sich zumindest um und sah sie an. Mitleid erfasste sie bei seinem Anblick, seine Augen waren gerötet und geschwollen, seine Wangen blass und nass von Tränen.
Nur von dem Gedanken beherrscht, ihn zu trösten, zog Linnet den zitternden kleinen Jungen zu sich heran und nahm ihn in die Arme. So sanft wie möglich strich sie ihm über das dunkle Haar und benutzte dann den Saum ihrer Schürze, um ihm die Tränen abzuwischen. »Was ist dir widerfahren, mein Junge? Erzähl es mir, denn ich verspreche dir, dass es nicht so schlimm sein kann, wie es aussieht.«
Er zog die Nase hoch und sagte nichts, doch die Art, wie er seine Arme um sie schlang, ermutigte Linnet, weiter in ihn zu dringen. »Wieso bist du nicht bei Sir Marmaduke?«, fragte sie sanft und strich mit dem Handrücken zärtlich über seine feuchte Wange. »Gibt er dir nicht gewöhnlich um diese Zeit Unterricht im Schwertkampf?«
»Onkel Marmaduke ist mit der Patrouille hinausgeritten«, stieß Robbie hervor und wischte sich über die Augen, als er endlich sprach.
Onkel Marmaduke ? Linnet hob sich diese interessante Information für später auf und konzentrierte sich darauf, herauszufinden, was den Jungen so bekümmerte. »Wenn du heute Morgen keinen Unterricht hast, wieso bist du dann schon so früh auf?«
Wieder antwortete ihr Schweigen. Aber der gequälte Blick in seinen dunkelblauen Augen, die denen ihres Mannes so verblüffend ähnlich waren, genügte ihr als Hinweis, dass irgendetwas ihn sehr verletzt haben musste.
Ganz plötzlich stieß Mauger sie von hinten an und brachte sie beinahe aus dem Gleichgewicht, als er kam und seinen großen Kopf auf Robbies Schoß legte. Der alte Hund winselte jämmerli c h und schaute mit traurigen braunen Augen zu Linnet auf, als flehe er sie an, die Qual seines jungen Herrn zu lindern.
»Mauger wäre sicher froh, wenn du mir sagen würdest, was geschehen ist«, behauptete sie und legte eine Hand auf die Schulter des Hundes. »Außer ihm und mir ist niemand hier, und du weißt, dass wir dich beide lieb haben.«
Robbies Augen wurden wieder feucht, aber er nickte und begann zu sprechen. »Ich bin in die Küche gegangen, weil Fergus sagte, die Köchin backte Honigkuchen, und ... und ...«
»Und?«
»Und ein paar von den Mägden zündeten die Feuer an, und ich hörte sie reden. Sie sagten, du würdest Papa einen neuen Sohn schenken, und dann ...« Robbie tat einen tiefen Atemzug, der ihn erschauern ließ, und schien dann auf ihrem Schoss zusammenzusinken. Seine nächsten Worte überstürzten sich, »...und dann würde er mich überhaupt nicht mehr haben wollen.«
Linnets Herz zog sich zusammen, seine Ängste durchbohrten es wie eine Lanze. Behutsam nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände und zwang ihn sanft, sie anzusehen. »Hör mir jetzt gut zu, mein Kind, denn was ich sage, ist die reine Wahrheit: Dein Vater liebt dich mehr als sein eigenes Leben. Das darfst du nie bezweifeln, und auch nicht, dass du sein Sohn bist. Hast du vergessen, was ich dir an dem Tag gesagt habe, als wir seinen Halbbruder im Wald trafen?«
Robbie schüttelte den Kopf, sah aber alles andere als beruhigt aus.
»Gut. Alle wissen, dass du
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